Licht aus für unseren Planeten

Es ist nur eine kleine Handbewegung und schon ist alles Dunkel. Einer der Hausmeister des Bürgerhauses, Gerhard Fuchs, demonstriert am Sicherungskasten, wie schnell der Strom abgeschaltet ist, damit Steinbach bei der Earth Hour dabei ist. Foto: fk

Steinbach (stw). Es ist ein stürmischer Samstagabend. Nur wenige Menschen sind auf Steinbachs Straßen unterwegs. Es ist 20.25 Uhr. Gleich soll sie beginnen, die „Earth Hour“, die Stunde der Erde. Um Punkt halb Neun schaltet Steinbach für eine Stunde seine Lichter aus. Ausgedacht hat sich die weltweite Aktion der World Wide Fund For Nature, kurz WWF.

Nicht nur Steinbach beteiligt sich daran, in Deutschland sind es gut 300 Kommunen, die durch das Ausschalten der Lichter ein Zeichen setzen wollen für den Klimaschutz. Eine Gruppe von vier Gässigängern mit ihren Hunden kreuzt den Rathaus-Parklatz, als plötzlich das Licht ausgeht. Schlagartig liegt alles im Dunkel. Nur die Halsbänder der Hunde leuchten rot durch die Nacht. Gegenüber in der Gaststätte „Ratsstuben“ bleiben die Fenster weiterhin hell erleuchtet. Alles wie gehabt. Auch die Schaukästen am Rathaus verströmen noch einen hellen Lichtschein.

In den Wohnhäusern im Hessenring ist auch nicht alles dunkel. Die Fassaden der Häuser weisen einige helle Punkte auf. Wie es aussieht, kann sich nicht jeder mit der Botschaft der „Earth Hour“ identifizieren. „Die Aktion ist dieses Jahr wichtiger denn je“, sagt dagegen Bürgermeister Steffen Bonk. „Die fossile Energiekrise verlangt schnelle Antworten, und gleichzeitig schreitet der Klimawandel unaufhörlich voran. Die Auswirkungen sind auch in unserer Region deutlich zu spüren“, betont er. „Wir müssen daher jedes friedliche Mittel nutzen, um für den Klimaschutz ein Zeichen zu setzen, auch, wenn es nur symbolisch ist“, so der Rathauschef.

Im Bürgerhaus brennt anfangs noch Licht – was zunächst einmal verwunderlich ist, schließlich beteiligt sich Steinbach bereits zum vierten Mal an der Umweltaktion. Doch ein Blick hinauf ins Obergeschoss enthüllt den Grund hierfür recht schnell. In den Clubräumen im Obergeschoss wird getagt. Auch in der Avendi Seniorenanlage und im Eingangsbereich von St. Bonifatius brennt Licht. Dagegen liegen Feldbergstraße und Bornhohl weitestgehend im Dunkel. Das gleiche Bild bietet sich auch in der Obergasse. Zwei Teenager gönnen sich den Spaß und kommen die Straße heruntergelaufen. Um zu sehen, wo sie ihre Füße hinsetzen, haben sie die Taschenlampenfunktion an ihren Handys aktiviert.

Auf dem Freien Platz hält ein Taxi. Seine Scheinwerferkegel strahlen weit hin sichtbar. Autos sind zu diesem Zeitpunkt kaum welche auf der Bahnstraße unterwegs. Auch hier ist die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet. Die Ampelsignale leuchten je nachdem grün oder rot wie Perlen auf einer Schnur. Kaum vorstellbar, dass gerade zur gleichen Zeit auch das Brandenburger Tor in Berlin, das Kolosseum in Rom oder auch der Eiffelturm in Paris ihre Beleuchtung ausgeschaltet haben.

Bringt das überhaupt was, wenn ich jetzt eine Stunde lang im düstern sitze, mag sich mancher fragen. Viele sind sich einig, dass die „Earth Hour“ an sich wenig zur Verbesserung des Klimas beiträgt. Aber so will sich die Aktion auch gar nicht verstanden wissen. Es gehe um den Symbolcharakter, betont der WWF immer wieder. Hier wirkt das Prinzip Hoffnung und die Erfahrung, dass es viele Menschen gibt, die etwas verändern wollen.



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