Migrations-Netzwerk: Von der WhatsApp-Gruppe zum Verein

Steinbach (HB). Im ersten Stock des Bürgerhauses brennt an Samstagabenden nur selten Licht. Am vergangenen Samstag sind die Deckenstrahler angegangen und haben Frauen mit Migrationshintergrund, in den Blickpunkt gerückt, die sich in der Stadtgesellschaft bemerkbar machen wollen. Die Initiatorin sitzt an der Stirnseite des Karrees, sie hat Papier und Schreibgeräte verteilt. Hayat Merzak ist der Kopf des MigrationsNetzwerk, zu dem mittlerweile mehr als 100 Personen gehören und das sich an diesem Abend über seine Zukunft Gedanken macht.

Hayat möchte aus der Whatsapp-Gruppe einen Verein mit Satzung und Vorstand machen. Eine Gemeinschaft mit einer festgefügten Struktur, in der Aufgaben und Kompetenzen auf mehrere Schultern verteilt werden und die mit einer Stimme spricht, die in der Stadtgesellschaft wahrgenommen wird, die möglicherweise dem Vereinsring beitritt und die nicht nur redet, sondern etwas zu sagen hat.

Mit den anwesenden Frauen lässt sich dieses Ziel jedoch noch nicht erreichen. Es müssen noch deutlich mehr werden, aber es gibt jetzt eine Keimzelle, die für die Vereinsidee werben wird. Die Meinungsbildung hat gerade erst begonnen und es wird sich zeigen, ob das Interesse für eine Vereinsgründung groß genug ist. Am Zuspruch, auch aus dem politischen Raum, fehlt es nicht. Hayat Merzak wähnt den Bürgermeister auf ihrer Seite und kann sich auf die Unterstützung der Frauengruppe „Time for Us“ der „Sozialen Stadt“ verlassen.

Die medizinische Fachangestellte, deren Eltern aus Marokko stammen, ist vierfache Mutter. Die 39-Jährige hatte ein Schlüsselerlebnis, als sie versuchte einen Betreuungsplatz in der Kita zu bekommen. Um hier etwas zu ändern, gründete sie 7. Juli des vergangenen Jahres das Netzwerk, nach dem Motto: „Gemeinsam sind wir stark“. Seitdem versucht das Trio – Hayat, Hanna und Nancy – das Selbstvertrauen in der Gruppe mit Tipps für den Umgang mit Behörden und mit Veranstaltungshinweisen zu stärken. Durch Teilnahme am öffentlichen Leben, beispielsweise den Open Air-Terminen im vergangenen Jahr, wollen die Frauen einerseits Präsenz zeigen und andererseits Kontakte knüpfen.

Einige der Frauen sind mittlerweile auch in den Interessengruppen für den Gesamtbeirat aktiv. Hayat Merzak vertritt in dem Gremium, das sich am 8. Februar erstmals treffen wird, die kulturelle Vielfalt. Ihr Einsatz kennt keine Grenzen. Sie hat auch schon mal zwei Stunden vor dem Supermarkt gestanden, um eine öffentliche Sprechstunde anzubieten. Hilfreich ist, dass sie nicht nur Deutsch, sondern auch Arabisch, Englisch und Französisch spricht. Die Botschaften der WhatsApp-Gruppe werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern auch ins afghanische Dari übersetzt. Insgesamt sind im Netzwerk 21 Nationalitäten vertreten.

Frauen-Power im Bürgerhaus: Hayat Merzak (links) beim Treffen des Migrations-Netzwerk im Steinbacher Bürgerhaus. Foto: HB



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