Neuer Anlauf für qualifizierte Jugendarbeit

Wollen gemeinsam neuen Schwung in die Jugendarbeit in Steinbach bringen: Anja Dürringer vom Caritasverband für den Bezirk Hochtaunus, Jugendsozialarbeiter Thomas Rustler und Bürgermeister Steffen Bonk (v. l.).Foto: Stadt Steinbach

Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. 2013 hat die Stadt das Jugendhaus in der Eschborner Straße geschlossen. Jetzt, acht Jahre später, steht diese Entscheidung auf dem Prüfstand. Doch die Finanzen könnten den guten Willen ausbremsen.

Das Feld der Jugendpolitik wird professionell von Thomas Rustler beackert und gewinnt an Gewicht und Dynamik. Der Sozialarbeiter will möglichst bald einen Treffpunkt etablieren und spannende Angebote entwickeln. Doch vorerst muss er sich mit einer halben Stelle begnügen. Die Finanzlage der Stadt schränkt den Spielraum ein. Dabei greift der Caritasverband Hochtaunus der Kommune kräftig unter die Arme. Bezirksleiterin Anja Dürringer spricht vom mittlerweile „dritten Anlauf“, um die Jugendarbeit in Steinbach nachhaltig zu machen.

Dabei soll nunmehr der 25-Jährige aus der Wetteraugemeinde Karben eine Hauptrolle spielen. Nachdem er seinen Bachelor für Sozialarbeit an der University of Applied Sciences in Frankfurt erworben hat, sattelt er nun den Master in Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt drauf. Deshalb kommt ihm die Halbtagsstelle mit 19,5 Stunden, deren Kosten sich Caritas und Stadt teilen, gerade recht. Doch nach dem Examen soll es eine ganze Stelle sein, gerne auch in Steinbach. Der Arbeitsvertrag gilt zunächst einmal bis Jahresende.

Seine am 1. März begonnene Erkundungsphase ist abgeschlossen. Der seit jungen Jahren bei den Pfadfindern heimische Sozialarbeiter weiß jetzt „wie Steinbach aufgestellt ist.“ Er hat sich mit der Zielgruppe im TuS und bei der Feuerwehr unterhalten, ist mit dem Fahrrad zum Weiher geradelt, an dem sich Jugendliche regelmäßig treffen.

Angebote sehnlichst erwartet

In diese Szene wird sich Thomas Rustler einklinken und den Freizeitpark am Steinbach gemeinsam mit zwei ehrenamtlichen Helfern zum Zentrum seiner Jugendarbeit machen. Dort möchte er jede Woche präsent sein, sobald die Coronaregeln dies erlauben.

Die Jugendlichen sind offenbar heiß auf Angebote. „Wann machen wir denn was?“, diese Frage wurde Rustler oft gestellt. Für die Mädchengruppe „JuSt Girls“ wird es jeweils freitags am 21. und 28. dieses Monats Online-Angebote geben. Auch für die Tänzer von „Cyper 445“ wird es weitergehen. Am Weiher sollen Vorschläge aus der Gruppe umgesetzt werden. Die Betreuercrew rechnet mit Lust am Kicken und Bock auf Musik.

Die Partner von FDP und SPD haben in Koalitionsvertrag unter dem Stichwort „Wohlfühlen in Steinbach“ einen Funpark mit Halfpipe, Street Soccer und Dirt Bike-Parcours aufgenommen.

Bloß nicht irgendwo am Rande

Rustler findet das prinzipiell gut, hält aber nichts davon, dergleichen weit ab vom Schuss auf der Wiese vor der Phormsschule zu realisieren. Er bevorzugt dafür einen zentralen Platz. Bis zum Winterhalbjahr hofft der Sozialarbeiter ein Indoorbleibe für die Jugendlichen gefunden zu haben. Zwei Räume, die zur Gestaltung freigegeben werden, wobei die Nutzer freie Hand haben sollen, um einen Identifikationsort zu schaffen. Schnelle Erfolge sind nicht zu erwarten, sagt der Bürgermeister voraus. Steffen Bonk hält deshalb Zwischenlösungen für denkbar, bei denen Container und Bauwagen in die Überlegungen einbezogen werden. „Jugendarbeit braucht Geduld,“ sagt Thomas Rustler, der in Frankfurt drei Semester in einem Uniprojekt mit benachteiligten Jugendlichen gearbeitet hat. Als Notnagel käme auch der Komplex der Sozialen Stadt neben dem Bürgerhaus in Frage.

Die künftige personelle Ausstattung der Jugendarbeit sieht der Bürgermeister in zwei halben Stellen. Die Idee stößt auch bei der Caritas auf Zustimmung, weil damit die Arbeitszeiten flexibler gestaltet werden können. Doch derzeit fehlt es an den finanziellen Möglichkeiten. Im Etatentwurf für 2021 klafft eine Lücke von 300 000 Euro und im Rathaus erwartet man für den Etat 2022 keine Besserung. Die Fraktionen im Stadtparlament müssten Finanzmittel umschichten, um Geld für die Jugendarbeit freizuschaufeln. Personalbedarf gibt es aber auch noch bei der Stadtpolizei und beim Klimaschutz. Mehr finanziellen Spielraum erhofft sich die Stadt durch steigende Gewerbesteuereinnahmen.



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