Sebastian Krombacher folgt Gottes unerforschlichen Wegen

Auf dieser Bank am Bürgerhaus hat Sebastian Krombacher manchmal gesessen, um in der Coronazeit mit Menschen aus seiner Gemeinde ins Gespräch zu kommen. Foto: csc

Steinbach (csc). „Die Theologie war eigentlich ein ,Lückenbüßer'“, gesteht Vikar Sebastian Krombacher mit einem Lächeln. Aber wie heißt es so schön im Römerbrief: „Wie unergründlich sind seine (Gottes) Entscheidungen und unerforschlich seine Wege.“ Denn wäre das nicht so, wäre aus Sebastian Krombacher kein angehender Pfarrer, sondern ein Sportlehrer geworden. Am kommenden Sonntag wird der Vikar nach eineinhalb Jahren Dienst in der St.-Georgs-Gemeinde um 10 Uhr im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes verabschiedet.

„Sport, speziell Handball, war als Teenager bei mir die Nummer eins“, erzählt Sebastian Krombacher, der den größten Teil seiner Kindheit und Jugend in Bad Vilbel aufgewachsen ist. Nach dem Abitur, so lautete damals sein Plan, wollte er Sport und Deutsch auf Lehramt studieren. Doch statt des Sprungs in einen neuen Lebensabschnitt als Student kam ein schwerer Sturz. „Ich habe mir etliche Wirbel gebrochen, es folgten viele Operationen und Sport studieren, das war für mich vorbei“, erinnert sich der heute 34-Jährige. Doch als er nach dem Sturz da gelegen habe, mit Schmerzen und nicht wissend, was werden wird, da habe er das Vaterunser gebetet“, erzählt Sebastian Krombacher. Und das, obwohl er, wie er selbst sagt, aus einem kirchenkritischen Haushalt stammt. „Mit meiner Mutter habe ich als Jugendlicher viel über Religion diskutiert“, erinnert er sich. Vielleicht fiel die Wahl deshalb auf Theologie, als er statt Sport ein zweites Fach fürs Lehramtsstudium brauchte. „Ich habe ganz schnell gemerkt, dass Theologie voll mein Ding ist. Das ich dafür brenne“, so Krombacher. Dennoch sei ihm die Entscheidung, sich vollkommen für die Theologie zu entscheiden, nicht leicht gefallen. „Ich wusste einfach nicht, ob ich das lange Studium schaffe“, gesteht er. Die Sorge war unbegründet. Im Februar 2021 kommt Sebastian Krombacher als Vikar in die Georgsgemeinde, mitten im Coronachaos. „Da habe ich öfter auf der schönen Bank am Bürgerhaus gesessen und gehofft, dass mich Menschen ansprechen. Das war aber Quatsch, denn mich kannte ja als Vikar noch keiner“, erinnert er sich schmunzelnd. Den Kirchenvorstand der Gemeinde lernt er via Zoom kennen, die Mitglieder seiner Gemeinde erreicht er via Youtube-Gottesdienst. „Auch da habe ich mich gefragt, ob ich da kann.

Von seinen Mitstudenten im Vikariatskurs sei er bemitleidet worden, weil ihm die kleinste Kirche anvertraut war. „Ich liebe sie und werde diesen Raum sehr vermissen“, gesteht er. Denn die vermeintliche Schwäche, so klein zu sein, hat sich für Sebastian Krombacher als Stärke erwiesen. „Man kommt so schnell in den Kontakt mit den Menschen, wo nirgendwo sonst.“ Der Gedanke, dass er wahrscheinlich heute zum letzten Mal „Guten Morgen Steinbach“ zu den Gottesdienstbesuchern sagen wird, schmerzt ihn schon. Auch die Arbeit als Religionslehrer in der Geschwister-Scholl-Schule wird ihm fehlen. „Kinder geben einem die richtigen Fragen zurück“, findet der zweifache Familienvater.

Jetzt wartet auf Sebastian Krombacher noch ein halbjähriges Spezialvikariat, das er beim Institut für Personalberatung, Organisationsentwicklung und Supervision (IPOS) der EKHN in Friedberg absolviert. Danach hofft er in der Nähe seines Wohnorts in Neu-Anspach, wo er mit seiner Frau Julia und den beiden Kindern lebt, eine Pfarrstelle zu finden. Den entsprechenden Antrag hat er bereits gestellt.



X