Die Tannenbäume werden geschmückt

Der Weihnachtsbaum der Konfirmanden an der St.-Georgs-Kirche wartet auf Besucher, die ihn zur Geburt des Herrn festlich dekorieren, damit sich an Heiligabend an ihm „ganz Steinbach erfreuen“ kann. Foto: fk

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Der Handel mit Weihnachtsbäumen liegt in den letzten Zügen. Die Nordmänner erwarten auf Terrassen und Balkonen ihren traditionellen Auftritt in der Weihnachtsstube. Zwei Bäume haben ihren Platz schon gefunden. Im Stadtwald will eine Weißtanne heraus geputzt werden und an der St.-Georgs-Kirche in der Kirchgasse weckt ein Biobaum vom Quellenhof weihnachtliche Gefühle.

Auf dem Informationszettel wirkt die uralte Dorfkirche wie eine Bastion des Glaubens. Sie bildet die Kulisse für den „interaktiven Weihnachtsbaum“, den die Konfirmanden der evangelischen Gemeinde vergangene Woche neben dem Seitenportal platziert und für alle Fälle am Regenrohr befestigt haben. Am dritten Advent verteilten die Jugendlichen nach dem Gottesdienst im Gemeindehaus den Flyer über ihre Aktion, mit der sie den gut drei Meter hohen Baum für das öffentliche Schmücken freigeben. Sie handeln damit im Sinn des großen Reformators, denn Martin Luther war es, der den Nadelbaum im 16. Jahrhundert zum Weihnachtssymbol der Protestanten machte. 200 Jahre später brannten die ersten Kerzen an den grünen Zweigen.

Der Baum an der Kirchenwand kann jede Menge Zierrat vertragen. Die Konfirmanden haben ihn nur spärlich mit Engelsfiguren, Schaukelpferdchen und Sternen behängt und lassen viel Raum für Dekoratives, An diesem Baum, so hoffen die Initiatoren, soll sich „ganz Steinbach erfreuen.“

Seine kleine Schwester hat schon mehr Zuwendung erfahren. Die heimische CDU pflanzte die Weißtanne schon vor zwei Wochen in den vom Laub bedeckten Waldboden und trägt damit die Weihnachtsbotschaft von der Geburt des Heilands zwischen die kahlen Laubbäume, die den Zwei-Meter-Winzling flankieren. Die Christdemokraten animieren zum Waldspaziergang mit einem Abstecher zu ihm, der seinen Platz an der Kreuzung neben dem Hochbehälter ein paar Meter hinter einer Sitzbank gefunden hat. Auch er lädt zum Schmücken ein, und goldene Kugeln zeigen, dass der Tannenbaum bereits Zuwendung erfahren hat. Er ist aber nicht nur zur Dekoration da, sondern erfüllt auch die Funktion eines Wunschbaums. Auf kreisrunden Holztäfelchen haben Waldbesucher hinterlassen, welche Botschaften sie für wichtig halten.

Die Wandergruppe der TuS hat schlicht ihre Anwesenheit vermerkt, während ein Zeitgenosse eindringlich davor warnt, das umweltschädliche Lametta zu hinterlassen. Man wünscht sich „weniger Steuern, Gesundheit und glücklich sein.“ Ein dickes Lob hat sich der Absender eines bedruckten Zettels verdient, dessen Text verdeutlicht, dass dieses Fest mehr sein soll als eine Geschenkeorgie. „Redet fair miteinander, hört genau hin,“ heißt es. Und warum? „Damit Heimat entstehen kann bei Menschen, die sich hier nicht Zuhause fühlen.“

Es steht die zweite Corona-Weihnacht bevor, und deshalb wird die Tür auf dem Kirchberg am Heiligen Abend nur für das Videoensemble geöffnet. Die Pfarrer Tanja Sacher und Herbert Lüdtke sowie Vikar Sebastian Krombacher predigen vor der Kamera von Andreas Wehner. Vor dem Ausbruch der Pandemie war St. Georg an diesem Tag so voll wie sonst nie. Wenn der Videogottesdienst am kommenden Freitag im Netz steht, bereiten sich die Seelsorger auf eine weitere Besonderheit vor, die es vor Corona nicht gegeben hat. Zum zweiten Mal rollt der Kleinbus der Gemeinde durch die Stadt und hält zum gemeinsamen Singen auf dem Avertinplatz, in der oberen Feldbergstraße und auf dem Freien Platz. Weihnachten auf Rädern startet um 15.45 und dauert bis 18 Uhr.

Danach erwartet Christoph Reusch, Pastoralreferent von St. Bonifatius, ab 19.30 Uhr im Pfarrheim die Besucher von „Weihnachten anders“, einem Format, das vor allem einsamen Menschen an diesem Abend Halt geben soll. Das Beisammensein unterliegt den 3-G-Regeln. Anmeldung bei Christof Reusch, katholische St.-Bonifatius-Gemeinde, unter Telefon 06171-9798035 oder per E-Mail an reusch[at]kath-oberursel[dot]de oder bei Bärbel Andresen, Stadtteilbüro „Soziale Stadt“, unter Telefon 06171-2078440 oder per E-Mail an andresen[at]caritas-hochtaunus[dot]de.

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