Open Air im Frankfurter Hof in Sulzbach
Sulzbach (aks) – Das Trio mit Ulrike Neradt, einer begnadeten Chansonniere, die 14 Jahre lang den „Fröhlichen Weinberg“ moderierte an der Seite von Johann Lafer, sowie Martin Seidler, bekannter Moderator beim SWR, virtuos begleitet am Klavier vom Pianisten und Komponisten Frank Golischewski, der mit eigenen Melodien das lyrische und musikalische Programm stimmungsvoll untermalte, schien bestens aufeinander eingespielt. So traf der selbst komponierte Song und Lobgesang auf die Liebe gleich ins Herz: „Die Liebe reitet auf Träumen durch die blauschwarze Nacht, …sie geht und verzeiht,…sie lacht dich an – oder aus…“ So ging es munter weiter im Programm mit Gedichten von Goethe, Mascha Koleko, Erich Kästner und mit Liedern und Songs von Charles Aznavour und Georg Kreisler, vor einem nicht mehr ganz so jungen Publikum im Innenhof des Sulzbacher „Frankfurter Hof“. Viele waren textsicher und ließen sich gern ein auf die Musik – und heiteren Anekdoten an diesem lauen Sommerabend. Immer ging es um Lust und Leidenschaft, um die Liebe, die tragisch und komisch sein kann. „Geht Liebe durch den Magen?“ Da nickten die erfahrenen Liebenden auf den Holzbänken und schmunzeln. Dem Rezept des Sternekochs Lafer, eine „Dorte“ in der Pfanne“, ringt Ulrike Neradt so manchen Lacher ab, urkomisch, wie sie gestikuliert und hantiert, und diese famose Torte doch nicht zustande bringt: „Soll der Lafer sie doch endlich bringen!“, gab sie entnervt auf. Und was ist das Geheimnis einer langen Liebe? Charles Aznavour hat dazu eine Warnung: „Du warst mal stark und souverän, … jetzt nur noch mit Lockenwickler und schlampiger Figur – du lässt dich gehen. Sei ein bisschen nett zu mir, damit ich dich nicht ganz verlier!…“ Ulrike Neradt improvisierte als Dame, dass die Männer sich das genauso wenig erlauben dürften, einzige Ausnahme: „an meinem Herzen schon, da lass dich gehen!“ Das Chanson von Edith Piaf in der emotionalen Interpretation der deutschen Chanson-Sängerin ist ein Höhepunkt des Abends: „Le ciel bleu peut s’effondrer, il réunit ceux qui s’aiment“ – auch wenn alles zusammenbricht, der Himmel vereint die Liebenden. „Gott schützt die Liebenden“ rief sie in den begeisterten Applaus hinein. Dass Künstliche Intelligenz bzw. ChatGPT nur jämmerlich abschneidet und die großen Denker und Dichter bei „aller Liebe“ nicht ersetzen könne, zeigte Seidler mit den Variationen eines Liebesbriefs, den er für Ulrike Neradt schreiben ließ. Gut gelaunt stimmten die meisten im Publikum nickend und lächelnd zu, dass es für die Liebe nie zu spät sei und dass der Herbst (des Lebens) manch „goldnen Tag, bringt, der bleibt!“ Das Trio im malerischen und einladenden Hof in Sulzbach nahm die Zuschauer mit auf eine Reise in mehr oder weniger tiefgründige, vor allem heitere Gefilde, in denen die Liebe regiert.