Bad Homburg (hw). Dass Benziner-Autos und Flugzeuge Klimakiller sind, weiß jeder. Aber wer vermutet, dass eine Narkose klimaschädlich sein kann? Narkosegase – in der Fachsprache „Volatile Anästhetika“ genannt – und Lachgas wirken in der Erdatmosphäre als Treibhausgase. Schätzungen gehen davon aus, dass der Gesundheitssektor vier Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verursacht, davon entfallen wiederum circa drei Prozent auf Narkosegase. Hierbei ist das Lachgas noch nicht eingerechnet.
Nach Angaben des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sind Narkosegase für bis zu 35 Prozent der Klimagasemissionen einer Klinik verantwortlich. Denn aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung haben sie einen weitaus höheren Treibhauswert als Kohlendioxid und zudem eine lange Verweildauer in der Atmosphäre.
Die in Deutschland am häufigsten verwendeten Narkosegase sind Lachgas, Desfluran, Isofluran und Sevofluran. Vor allem die ersten beiden Narkosegase haben ein hohes Treibhauspotenzial und tragen damit besonders zur Beschleunigung der globalen Erwärmung bei. „In den Hochtaunus-Klinken verzichten wir aus Umweltschutz- und Kostengründen schon seit 2021 vollständig auf den Einsatz von Lachgas. Seit Anfang des Jahres verzichten wir nun außerdem auf den Einsatz von Desfluran“, sagt der Chefarzt der Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin, PD Dr. med. Jan Mersmann.
In den meisten Fällen werden die Narkosegase nach ihrer Anwendung über das Atemfortleitungssystem der Kliniken ungefiltert in die Außenluft abgegeben. Auch hier gehen die Hochtaunus-Kliniken neue, umweltfreundlichere Wege: „Um die Emissionen des verbliebenen Narkosegases Sevofluran weiter zu reduzieren, haben wir am Standort Usingen auf Initiative des Leitenden Oberarztes Dr. Kai Milke und dem Leiter der Anästhesiepflege, Frank Widmer, alle Narkosegeräte mit Filtertöpfen ausgestattet, die eine vollständige Adsorption und im Nachgang ein Recycling des Narkosegases Sevofluran ermöglichen“, schildert der Anästhesie-Chefarzt. Die Qualität der Patientenversorgung wird dabei nicht beeinträchtigt: „Auf die Qualität der Narkose und die Rehabiliationsphase der Patienten hat dies keine Auswirkungen“, betont Dr. Mersmann.
„Umwelt- und Klimaschutz lohnen sich. Als modernes Krankenhaus setzen wir uns aktiv für umweltfreundliche Prozesse, nachhaltiges Wirtschaften und soziale Verantwortung ein. Von energieeffizienten Gebäuden über ressourcenschonende Materialien bis hin zu regionalen Lieferketten – wir gestalten unseren Klinikbetrieb so, dass Mensch und Umwelt gleichermaßen profitieren“, ergänzt Klinikgeschäftsführerin Dr. Julia Hefty.