Kinder schleifen, malen, kleben und basteln mit Künstlern

Geduld beim Schleifen der geometrischen Formen aus Holz für das Tangram-Spiel zeigen die Kinder und Jugendlichen beim Workshop des Vereins „KulturLeben“. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). Es wird auch „Siebenschlau“ genannt, das alte chinesische Legespiel Tangram, das vermutlich zwischen dem achten und vierten Jahrhundert vor Christus im Reich der Mitte erfunden wurde. Mit sieben Lege-Plättchen in einfachen geometrischen Formen können Tiere, Schiffe und andere Gestalten schattenrissartig gelegt werden. Das erfordert manchmal Geduld.

Geduld mussten auch die sieben Kinder und Jugendlichen aus dem Heim Landgräfliche Stiftung Bad Homburg aufbringen, als sie in der Galerie Fleck in Ober-Eschbach nach Anleitung des Künstlers Stefan K. Müller die Spielsteine für Tangram aus Tannenholz anfertigten. Eifrig wurde draußen vor der Bildhauerwerkstatt mit Schleifschwämmen das Holz bearbeitet, aus dem zwei große und zwei kleine Dreiecke, ein mittelgroßes Dreieck, ein Parallelogramm und ein Quadrat entstanden. „Erst ist es Handwerk, dann beim Spiel Kopfsache“, erläuterte der Bildhauer und Maler, der immer wieder Tipps und Tricks für die Holzbearbeitung gab. In dem Ferienprogramm für Kinder und Jugendliche aus sozialen Einrichtungen im Hochtaunuskreis, das der Verein „KulturLeben“ zusammen mit der Galerie Fleck drei Wochen lang anbot, konnten mehrere hundert Kinder in Kleingruppen Speckstein schleifen, Kanistertiere bauen, Holzarbeiten anfertigen und den Barfußpfad auf dem großen Freigelände der Galerie erkunden.

„Die Kinder freuen sich“, sagte Jutta Kaiser, Vorsitzende des Vereins „KulturLeben“, die das Programm „KulturKinder“ betreut und organisiert. „Die Kindergartenkinder von St. Johannes haben gegluckst und viel gelacht beim Bau der Kanistertiere“, erzählte sie. Stefan K. Müller, der schon mehrfach mit dem Verein zusammengearbeitet hat, hatte in diesem Jahr für die kostenlosen Workshops auch die Malerin Bianca Scheich und den Künstler Wilhelm Hardt mit ins Boot geholt. In bunte Schweinchen, Phantasietiere und Schäfchen verwandelten die Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit Bianca Scheich kleine Kanister, die sie anmalten und mit Federn, Holzgäbelchen, Watte und anderem Material beklebten. Wilhelm Hardt leitete seine Gruppen an, ein Unterwasser-Hotel aus Holz mit Fischen, Seesternen und Wasserpflanzen zu bauen. Soweit es das Wetter zuließ, konnten die Gruppen aus Kindergärten, Horten, Kinderheimen und anderen Einrichtungen auch die mehr als 120 Fühl- und Balancierstationen des Barfußweges auf dem Außengelände an der Fleckmühle erkunden.

Landrat Ulrich Krebs, Oberbürgermeister Alexander Hetjes, Kurdirektor Holger Reuter und Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor waren gekommen, bewunderten die entstandenen Werke, unterhielten sich mit den Kindern und Jugendlichen der Landgräflichen Stiftung und genossen selbst die schöne Atmosphäre des weitläufigen Geländes. „Kreativ zu sein, ist gerade jetzt in dieser angespannten und für Kinder eher ereignisarmen Zeit wichtig“, sagte Dr. Joachim-Dietrich Reinking, stellvertretender Vorsitzender von „KulturLeben“. Der Verein für kulturelle Teilhabe, 2013 gegründet, vermittelte seit seiner Gründung mehr als 18 000 Karten für kulturelle Veranstaltungen an Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus sozial schwächer gestellten Familien im Kreis. Workshops, Theatervorstellungen und Musikveranstaltungen werden mit Hilfe der jeweiligen Veranstalter und Sponsoren so kostenfrei für diese Menschen zugänglich. Der Verein „KulturLeben“ Hochtaunus hat 80 Mitglieder und mit Jutta Kaiser ein großes Netzwerk hinein in sozial schwache Familien und solche Sozialeinrichtungen, die Kinder und Jugendliche betreuen.

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