Misstrauen in einer Beziehung ist ein schleichendes Gift

Carmen Wedel und Jörg Zick überzeugen auf der Kurhaus-Bühne und sorgen für viel Heiterkeit. Foto: Staffel

Bad Homburg (ks). Kompliment dem Regisseur und Schauspieler Jörg Zick von der Volksbühne Bad Homburg, der die Komödie „Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ des Franzosen Eric Assous besser inszeniert und aufbereitet hat als Jean-Claude Berutti von der Komödie im Bayerischen Hof in München. In dessen Fassung war das Stück mit Alexandra vom Schwerin als Marianne und Mathieu Carrière als Serge im März 2018 in der Abo-Reihe im Kurtheater zu sehen gewesen und hatte eher genervt als unterhalten. Damals stand die nörgelnde Marianne noch mehr im Mittelpunkt als Carmen Wedel, der Jörg Zick als Serge besser Paroli geboten hat als Carrière seiner Marianne.

Aber auch ihm geht das ständige Bohren der Gattin nach seinem Verhältnis zu Sophie auf die Nerven. Das Ehepaar war mit dieser Cousine und ehemaligen Nachbarin von Serge zufällig durch einen Autounfall zusammengetroffen, den diese verursacht hatte. Und sofort war das Misstrauen von Marianne erwacht, die nun einem Inquisitor gleich Vermutungen darüber anstellt, ob Sophie und Serge noch immer in Verbindung stehen. Sie will unbedingt wissen, was genau damals „passiert“ ist. Dieser eheliche Schlagabtausch durchzieht das Stück bis zum bitteren Ende und bestätigt eigentlich nur das, was Paare mit guten langjährigen Beziehungen längst wissen und beherzigen: Das Forschen nach „Affären“, die es vor dem eigenen glücklichen Zusammenleben gegeben hat, ist so unnötig wie ein Kropf und führt zu nichts Gutem. Misstrauen in einer Beziehung ist ein schleichendes Gift, für das es nur ein Gegengift gibt: nämlich Vertrauen. Und das setzt Marianne mit ihrer bohrenden Neugier und ihren Aktionen aufs Spiel. Sie geht sogar so weit, sich mit Sophie zu treffen und diese ebenfalls zu befragen. Ja, Serge hat vor 25 Jahren mit ihr geschlafen. Na, und? Seither ist ein Vierteljahrhundert vergangen, und Serge kann es nicht ändern, wenn Marianne ihm nicht glaubt, dass ihn diese Frau schon lange nicht mehr interessiert. Und was bringt dieser eigentlich die „Wahrheit“? Allenfalls doch nur die Genugtuung, dass das bestätigt wird, was sie vermutet hat.Wie auch immer, inzwischen ist bei Serge längst eine Juliette im Spiel, und die scheint sehr real zu sein.

Die beiden Schauspieler haben sehr gut agiert, und Carmen Wedel hat auch mit ihrer Mimik und Gestik überzeugt. Jörg Zick lässt den Ausgang des Stücks , das für viel Heiterkeit gesorgt hat, nicht ganz so offen wie Berutti. Nachdem Marianne beleidigt abgerauscht ist, bekommt Serge erst einen Lachanfall und danach einen Anruf von Juliette. Die Machowelt ist wieder in Ordnung. Gönnen wir sie den Männern wenigstens auf der Theaterbühne! Es war ein schöner und unterhaltsamer Nachmittag im Kurtheater, mit viel Beifall für die Schauspieler, die Regie und für alle anderen, die zum Gelingen beigetragen hatten.



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