Wo Dampfmaschine auf High-Tech-Kran trifft

Martin Demandt und sein Enkel Frederik (14) teilen die Begeisterung für Metallbaukästen und die Lust am Bauen. Foto: fch

Bad Homburg (fch). „Nur für brave Kinder“ lautet der Titel des Verwandlungsbilderbuchs von Lothar Meggendorfer, das erstmals 1896 erschien. Bis heute fasziniert das bewegliche Bilderbuch mit Jalousie-Mechanismus des Papierkünstlers und Humoristen Meggendorfer Leser aller Generationen. Das Team der Heimatstube Ober-Erlenbach wählte den Buchtitel „Nur für brave Kinder“ jetzt als Namen für seine neue Sonderausstellung mit Spielzeug.

Vorsitzende Ursula Euler präsentiert in der Ausstellung historisches und modernes Spielzeug. Entwicklung, Design und Mode lassen sich an Kaufmannsläden und Puppenhäusern, Puppenwagen und Puppenwiegen, Plüschbären, Blechspielzeug, Eisenbahnen und Bauklötzchen, Modellflugzeugen, Gesellschaftsspielen, mechanischen und technischem Spielzug ablesen. Da kommen nicht nur Puppenmütter und Sammlerinnen auf ihre Kosten. Puppen sind seit der jüngeren Steinzeit bekannt, gelten als das älteste Spielzeug, wie ein Begleittext Besucher informiert. Puppen aus Naturmaterialien und Holz wurden von Puppen mit Porzellanköpfen dann Celluloid und ab den 1940er-Jahren Kunststoff abgelöst. Zu den bekanntesten Puppen gehören bis heute die „Schildkröt-Puppen“. Zu den beliebtesten Modellen der Marke gehört „Erika“, die 1941 ihr Marktdebüt feierte.

Die weltweit bekanntesten und weitverbreitesten Puppen sind Barbies. Urahnin aller amerikanischen Barbies ist die deutsche Bild-Lilli. Sie spielte die Hauptrolle im Comic von Reinhard Beuthien, der von 1952 bis 1961 in der Bild-Zeitung erschien. 1953 ließ der Verlag von der populären Lilli eine Puppe anfertigen. Diese entdeckte Ruth Handler, Mitbegründerin von Mattel, 1956 bei einem Europaurlaub in einem Schaufenster. Sie entwarf nach dem Vorbild Barbie, die am 9. März 1959 auf der US-amerikanischen Spielzeugmesse vorgestellt wurde. Geschichten wie diese bereichern den Blick auf die von 15 Leihgebern zur Verfügung gestellten Exponate. „Begeistert vom alten Spielzeug sind nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene“, freut sich Ursula Euler beim Blick auf die Besucher. Ein Beispiel für die generationenübergreifende Faszination von Spielzeug sind Martin Demandt und sein Enkel Frederik (14). „Ich habe von zehn Jahren angefangen, jedes Jahr vor Weihnachten einen Metallbaukasten zu kaufen. Und dann habe ich meine drei Enkelsöhne eingeladen, mit mir ein Modell eines Krans, einer Kugelbahn oder eines Riesenrads zu bauen. Frederik zeigte von klein auf das meiste Interesse und ist bis heute begeistert dabei“, freut sich der Opa. Und so hat er für die Sonderausstellung der Heimatstube die Modelle „aus der Versenkung geholt“. Er bekennt: „Ich spiele und bastle selbst gern.“

Aufsehen erregt bei der Eröffnung Wolfgang Diel mit einer Modelldampfmaschine aus den 1920er-Jahren. Bei ihr handelt es sich um ein Erbstück seines Vater Emil Diel. „Watt is’ en Dampfmaschin’?“, fragte bereits Lehrer Bömmel im berühmten Film „Feuerzangenbowle“ seine Schüler. Die Antwort darauf finden Besucher in der Ausstellung.

!Die Spielzeug-Ausstellung „Nur für brave Kinder...“ für Jung und Alt in der Heimatstube Ober-Erlenbach, Am Alten Rathaus 9, kann noch bis zum 12. Januar besichtigt werden. Geöffnet ist sie jeweils von 15 bis 17 Uhr an den Advent-Sonntagen sowie am 29. Dezember, am 5. und 12. Januar 2020. Begleitend zur Ausstellung lädt das Team der Heimatstube zu einem Mitmach-Nachmittag mit alten Brettspielen wie Mühle, Halma, Dame, Mensch ärgere Dich nicht und zum Bauen mit Lego und Holzklötzchen für Mittwoch, 8. Januar, um 15 Uhr ein.

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