Neue Impulse für die Innenstadt

Friedrichsdorf (fch). Das Interesse der Bürger an der zukünftigen Entwicklung der Innenstadt ist groß. Zum informativen Stadtspaziergang begrüßten Bürgermeister Horst Burghardt und Projektleiterin Faiza Azarzar 30 Teilnehmer, die sich in zwei Gruppen aufteilten.

Zu den Spaziergängern gehörte mit Lars Keitel der Bürgermeister-Kandidat von Bündnis90/Die Grünen. Hintergrund des Stadtspaziergangs mit elf Stationen ist die Aufnahme von Friedrichsdorf in das 2020 neu aufgelegte Städtebauförderungsprogramm „Lebendige Zentren“. In dessen Rahmen stellen Bund und Land Hessen der Kommune Mittel zur Verfügung. Mit deren Hilfe will die Stadt neue Impulse für die städtebauliche Entwicklung der Innenstadt unter Öffentlichkeits- und Onlinebeteiligung der Bevölkerung setzen, wie Faiza Azarzar informierte. Sie ist Projektleiterin für Integrierte Stadtentwicklung beim Unternehmen ProjektStadt in Frankfurt am Main, einer Marke der Nassauischen Heimstätte/Wohnstadt (NHW).

Die Stadt Friedrichsdorf plant in Zusammenarbeit mit ProjektStadt ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) mit konkreten Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zu erstellen, um eine zukunftsfähige Innenstadtentwicklung anzustoßen. Abgeben muss die Stadt das ISEK bis Mitte Februar 2021. Umgesetzt werden sollen die Maßnahmen innerhalb von zehn Jahren, wie der Bürgermeister informierte. Das Fördergebiet umfasst Teile des zentralen Versorgungsbereichs wie die historische Hugenottenstraße und den Houiller Platz, aber auch die Grünflächen An der Bleiche und den Güterbahnhof, eine Aufwertung des öffentlichen Raums und eine Stärkung der Versorgungsfunktion der Innenstadt. Treff- und Zielpunkt des Spaziergangs war der Philipp-Reis-Platz auf dem ehemaligen Milupa-Gelände, auf dem 2013 das Einkaufs-Center Taunus Carré seine Pforten öffnete. Die Bürger wünschen sich auf dem Platz modernere und professionellere Fahrradabstellplätze. Angeregt wurde auch eine Teilung der leerstehenden Restaurantfläche. Da sich das Gelände im Besitz der ILG Gruppe befindet, könne die Stadt an den Eigentümer die Bitten nur weiterleiten.

Ärztehaus, Wohnungen, Biergarten

Anwohner beschweren sich über eine nächtliche Nutzung des Platzes von Gruppen. Diese machen Krach und hinterlassen Unrat. Beim benachbarten Goers-Gelände plädierten die Teilnehmer für den Wegfall der Parkplätze. An ihrer Stelle könnte auf dem Gelände ein Ärztehaus oder ein Gebäude für generationenübergreifendes Wohnen entstehen. Zudem wünschten sie sich die Schaffung einer Verbindungsfläche mit Verweildauer zum Landgrafenplatz. Auf diesem sollte der Wochenmarkt vergrößert werden, fordern die Bürger.

Auf dem Rathausplatz könnte nach Vorstellung der Bürger ein Biergarten, der in Friedrichsdorf fehle, für ein Plus an Aufenthaltsqualität sorgen. Zu den potenziellen Wohnungsbauflächen im Stadtzentrum gehören die Gärten entlang der Lindenstraße und das Turnhallengelände. Auf der insgesamt 2,7 Hektar großen Fläche wäre Platz für 90 Wohnungseinheiten mit Sozialwohnungsbauanteil. Die in Geschossweise erstellten Gebäude sollen zur Hugenottenstraße hin abfallen. Die Lindenstraße soll in die Grundstücke aufgehen, das Areal entlang der Homburger Straße neu gestaltet werden. Neben Norma sei kein weiteres Geschäft auf dem Gelände geplant. Auf dem Rollschuhbahngelände im Park an der Bleiche soll ein sechszügiger Kindergarten mit Parkanschluss gebaut werden. Lars Keitel plädierte dafür, dass der Park als letzte Grünfläche in der Innenstadt erhalten bleiben soll.

Die Spaziergänger wünschten sich eine Aufwertung des Parks durch Sportangebote und neues Mobiliar wie eine Yogahütte. Verkauft wurde das Gelände der Salus-Klinik, die in rund zwei Jahren ihren Standort nach Bad Nauheim verlegt. Der neue Eigentümer will die Gebäude entkernen, zu Wohnungen umbauen und mit hängenden Gärten begrünen. Abgerissen werden soll die ehemalige, alte Polizeistation. Vergrößert werden soll der Durchgang zur Hugenottenstraße.

Mehr Atmosphäre wünschen sich die Bürger für den Platz in der Philipp-Reis-Passage und eine Belebung durch Außengastronomie des Eissalons oder eines Cafés. Einen Teil des Geländes der Firma Rühl Chemie möchte die Stadt für Wohnbebauung und ein Jugend-Café erwerben. Zur Belebung des unteren Teils des Houiller Platzes sollen die Stadtbücherei, ein Café, mehr Sitzflächen und Grün beitragen. Die Bürger wünschen sich rund um den Brunnen im oberen Bereich fest verankerte Liegen. Gebaut werden muss zudem ein neuer Brunnen, da sich die Sanierung nicht rentiert. Ein Problem am Alten Viadukt ist, dass die Fußgängerquerung nicht genutzt wird. Hier steht eine verbesserte Wegführung ganz oben auf der Wunschliste.

Die Bürger sind aufgefordert, ihre Ideen und Anmerkungen im Internet unter www.friedrichsdorf.de zu melden. Gesucht werden je ein Bürger und ein Grundstückseigentümer aus dem Fördergebiet, die bereit sind, in dem beratenden Gremium mitzuarbeiten.

Der große Brunnen auf dem Houiller Platz ist marode und muss ersetzt werden. Eine Sanierung wäre zu teuer. Foto: fch

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