Zeitreise durch 750 Jahre Köppern

Von Bernd Ehmler

Friedrichsdorf. „Die Ausstellung ist schon so geworden, wie das alte Köppern war“, sagte Dr. Erika Dittrich bei der Ausstellungseröffnung „Köppern hebt ab! Wie 750 Jahre im Flug vergingen“ im Heimatmuseum Seulberg. Auch der Köpperner Ortsvorsteher Georg Helmerich zeigte sich begeistert: „Es wurden Dinge zusammengestellt, die 750 Jahre Köpperner Geschichte zeigen. Dieses Jubiläum wird durch diese Ausstellung eindrucksvoll bereichert.“

Stadtverordnetenvorsteher Karl Günther Petry eröffnete am Sonntag offiziell die Ausstellung im Heimatmuseum. Er erinnerte sich, als er vor 54 Jahren nach Köppern kam und dort zunächst in einer Holzbaracke wohnte. „Ich wollte schnell wieder aus Köppern weg“, gestand er ein. Doch dann gab es eine Feier in Köppern, zu der auch Heino kam. „Das gefiel mir“, erzählte er und blieb. „Heute ist Köppern ein schöner Ort.“ Begleitet wurde die Eröffnung durch den „Volkschor Köppern“.

Das älteste Ausstellungsstück ist ein Abendmahlkelch aus dem 14. Jahrhundert. „Die Form des Kelchs deutet darauf hin“, sagte Dr. Erika Dittrich, auch wenn auf der Fußunterseite die Inschrift „Conrad Lorey + Viceschvldheis + ZV + Keppern + Curavit + Expoliri + Anno 1592“ eingraviert ist. „In diesem Jahr ist der Kelch wohl repariert worden“, vermutet die Historikerin. Mit Köpperns Historie verbindet man vor allem die zehn Mühlen, die Ortsbild und Wappen prägten. Als Gerhard von Eppstein 1269 Burchard Printsac eine Mühle zu Lehen gab, wurde ganz nebenbei erstmals der Ort als Copperno erwähnt. Die Urkunde dazu ist als Nachdruck in der Ausstellung zu sehen. Mahlten die Mühlen zunächst Mehl und Papier, boten sie später Raum für zukunftsweisende Projekte, wie den Flugpionieren Werntgen oder dem Waldkrankenhaus.

Skrupellose Wilddiebe

Wald, Wild und wüste Gesellen: Besonders spannend wird es nun für Ortskundige bei der „Strafsache Mieger“. Als skrupellose Wilddiebe hielt das Vater-Sohn-Gespann zwischen den Weltkriegen nicht nur den Taunus in Atem. Prozessakten, Tatortfotos und die Atmosphäre eines zeitgenössischen Polizeipräsidiums lassen den Besucher selbst zum Ermittler in einem skrupellosen Mordfall werden.

Gewerbe ist zwar elementar, in Köppern aber sogar im wörtlichen Sinne. Denn die Lebensader bildete lange Zeit der Erlenbach, indem sein Wasser die Mühlräder antrieb. Aus Erdgruben förderten seit dem Mittelalter Zunftmitglieder Ton für Töpfe und Ziegel. Seit dem 19. Jahrhundert beutet man in größerem Stil die Naturschätze aus: Mit der Grube Isidor trieb man einen Stollen in die Erde, um Manganerz zu fördern. Zum heute weltweit größten Steinbruch für Quarzit entwickelte sich das Taunus-Quarzit-Werk (TQW). Und wenn man bei den Superlativen bleibt, darf Deutschlands erstes Flugtechnisches Institut nicht fehlen. In der Kategorie „Sehen, tasten, hören“ zeigt das Museum historische Werkzeuge, Karten und Fotografien. Außerdem gibt es den Köpperner Dialekt zum Anhören, eine Handmühle zum Ausprobieren und Fühlstationen – die Ausstellung bietet Besuchern jeden Alters ein breites Spektrum an Möglichkeiten, die vielfältige Geschichte Köpperns mit allen Sinnen zu entdecken. Aber schon weit früher als in den letzten 750 Jahren lebten Menschen in der Köpperner Gemarkung. So sind auch steinzeitliche Werkzeuge ausgestellt.

Viele Mitmachaktionen wurden bei der Eröffnungsfeier angeboten. Im „Seulberger Papierflugtechnischen Institut“ konnen auf den Spuren der Köpperner Flugpioniere Tony und Bruno Werntgen verschiedene Papierflugmodelle gebastelt und ausprobiert werden. Das Bandkeramische Aktionsmuseum aus Mainz war zu Gast. An einem Schießstand vor dem Heimatmuseum konnte mit Pfeil und Bogen aus zehn Meter Entfernung auf ein Wildschwein als Zielscheibe geschossen werden. Auch konnten steinzeitliche Musikinstrumente ausprobiert werden.

!Die Ausstellung selbst ist bis 20. Dezember im Heimatmuseum Seulberg, Alt Seulberg 46, zu den Öffnungszeiten mittwochs und donnerstags von 9 bis 12.30 Uhr sowie sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Kinder lädt Museumskobold Sulinchen ein, spezielle Themen gemeinsam zu erforschen. Weitere Informationen erteilt Dr. Erika Dittrich unter Telefon 06172-7313120 und -3100 oder per E-Mail an erika.dittrich[at]friedrichsdorf[dot]de.

Dr. Erika Dittrich (Mitte) erklärt die Ausstellungsschwerpunkte. Um sie herum stehen die Sängerinnen des „Volkschors Köppern“, die die Eröffnung im Heimatmuseum musikalisch begleiten. Foto: Ehmler

Fabian Steinbrück vom Bandkeramischen Aktionsmuseum aus Mainz schießt mit Pfeil und Bogen auf ein künstliches Wildschwein und trifft es. Foto: Ehmler

Dieser Abendmahlskelch aus dem 14. Jahrhundert ist das älteste Stück in der Ausstellung. Foto: Ehmler

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