Spaziergänger, die im Herbst am südlichen Münsterer Gewerbegebiet vorbeigingen, werden sich gefreut haben: Wie zu alten Zeiten wachsen hier am Rand des Regenrückhaltebeckens nicht nur Blumen und Gräser, sondern es sprießen auch die früher so beliebten „Lampenputzer“ oder „Pompesel“, Schilf oder Rohrkolbengewächse. Einmal mehr: Die Natur lässt sich nicht so ohne Weiteres beiseite schieben. Das Schilf mit den braunen Kolben – je nach Region als Schmackadutsche, Bumskeule oder auch Kanonenputzer bezeichnet – wurde früher gern als Zimmerschmuck in großen Vasen genutzt. Die Kolben gehören zum Blütenstand der Pflanzen. Dazu gegoogelt: „Rohrkolben werden zur Reinigung von Abwässern in Kläranlagen eingesetzt und zur Entgiftung von Böden und Schlämmen.“ Das würde in diesem Fall sogar passen – hier könnte sich manches sammeln, was entgiftet werden sollte oder müsste. Wie gesagt: könnte. Bei Google findet sich noch mehr. Lange bevor andere Getreidearten von den Menschen nutzbar gemacht wurden, verarbeiteten unsere Vorfahren offenbar schon vor 30.000 Jahren die stärkehaltigen Wurzelstöcke zu Mehl. Aber auch dieser Glanz ist vergänglich. Als dann der Dezember ins Land zog, brachen die Kolben auf, sodass die Samen freigegeben wurden. Damit ergaben sich neue reizvolle Gebilde, sozusagen Windfahnen. Die Feldwege unterhalb des Gewerbegebietes sind die ganze Woche über Ziel für Fußgänger, die in ruhigen Gefilden wandern möchten. Wer da glaubt, es gibt keine Abwechslung – es ist allein schon faszinierend, den vielen Krähen dort zuzuschauen, wenn sie sich in einem der großen Bäume niederlassen oder krächzend weiterfliegen zur großen Deponie an der Bundesstraße, wo es offensichtliche jede Menge Futter für die schwarzen Vögel gibt.
Kelkheim
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