Naturbetrachtungen aus Kelkheim und Umgebung: Frostspanner, Schmetterlinge Ein Bericht von Klaus Schurian

Zugegeben, einen Frostspanner hat sicher noch nicht jeder von uns gesehen, denn sie treten meistens nachts auf und noch dazu in einer Jahreszeit, in der man sich lieber zu Hause im warmen Zimmer aufhält. Eigentlich müssten sie jetzt schon lange da sein, auch wenn es bisher noch nicht so richtig frostig war, aber in diesem Jahr scheinen sie nicht so häufig aufzutreten wie sonst.

Der Name der ganzen Gruppe „Spanner“ geht auf die eigenwillige Art der Fortbewegung der Raupen zurück. Sie haben einen langgestreckten Körper, der nur im letzten und ersten Drittel Füße aufweist, die Bauchfüße sind bis auf ein Paar reduziert.

Wenn die Tiere sich fortbewegen, dann bildet der Raupenkörper fast einen Kreis. Das heißt die Tiere klammern sich mit den Vorderbeinen an den Stängel und ziehen dann den Hinterleib an die Vorderbeine. Dieses „Spannen“ gab der ganzen Gruppe den Namen.

Frostspanner heißen sie, weil die Schmetterlinge vor allem ab Herbst bis zum winterlichen Frost zu sehen sind.

Es handelt sich bei den Spannern um eine der größten Schmetterlingsgruppe. Allein in Deutschland soll es mehrere 100 Arten geben(de.wikipedia.org/wiki/Spanner_(Schmetterling), weltweit sogar etwa 26.000. Nur wenige Exemplare sieht man tagsüber, der Großteil ist nachtaktiv.

In manchen Jahren können die Falter in großen Mengen/Massen auftreten. Besonders an hellen Fassaden fallen sie dann auf. Hier können sich leicht 100 oder auch mehr Exemplare versammeln, vor allem, wenn solche Häuserflächen von hellem Licht bestrahlt werden. Das Licht scheint die Schmetterlinge magisch anzuziehen, und sie verharren dann mitunter an den Wänden bis zum nächsten Morgen, wo sie jetzt leicht die Beute hungriger Vögel werden.

Übrigens: viele Weibchen der Frostspanner haben gar keine oder aber verstümmelte Flügel, so dass es sich bei den an Hauswänden sitzenden Tieren überwiegend um Männchen handelt.

Frostspanner fallen bei uns vor allem als Schädlinge auf. Die Raupen dieser Schmetterlinge machen sich im Frühjahr und Sommer über viele Pflanzen im Garten her, wie zum Beispiel Rosen, viele weitere Blumen, etwa Akelei oder auch Obstbäume.

Der Smaragdspanner (Thetidia smaradgaria), die Raupen ernähren sich von Schafgarbe oder Beifuß.

Der Schlehenspanner (Angerona prunaria), die Raupe lebt an verschiedenen Bäumen, Sträuchern und krautigen Pflanzen.

Der Weißstirnspanner (Cabera pusaria), die Raupen ernähren sich ebenfalls von den Blättern verschiedener Bäume und Sträucher, vor allem aber von Salweide, Hänge-Birke, Bergulme, Schwarzerle und Stieleiche.

Nur wenige Pflanzen sind vor den gefräßigen Tieren sicher. Ob man dann sofort zur Giftspritze greifen muss, sei dahingestellt. Allerdings kann es schon vorkommen, dass ausgerechnet die zartesten Blätter und die Rosenknospen Opfer der Raupen werden.

Schwerwiegende Folgen können auch Massenvermehrungen des Eichenwicklers in unseren Wäldern haben. Dann kann es so weit kommen, dass ganze Bäume ohne Blätter dastehen, weil die Raupen alles vertilgen. Steht man unter einem solchen befallenen Baum, kann man die Raupen sogar „hören“: die Tiere lassen ihren Kot aus den Baumwipfeln auf den Boden fallen. Trifft dieser Kot auf trockene Blätter, so hört man den „Knack“ recht deutlich. Mitunter hangeln sich auch die Raupen an seidenen Fäden nach unten und bleiben an der Kleidung des Spaziergängers hängen. Jetzt kann man in Ruhe die eigenartige Fortbewegung der Tiere genau unter die Lupe nehmen. Wenn die Raupen sich verpuppt haben, können die Eichen erneut austreiben, der sogenannte Johannisaustrieb. Dann sieht man den Bäumen im Sommer den Kahlfraß des Frühlings nicht mehr an.

Massenvermehrungen der Frostspanner Raupen haben aber auch ihre positiven Seiten, denn eine große Zahl unserer heimischen Vögel profitiert davon.

Gerade zu Zeiten der Aufzucht der Jungen bekommen die Vögel den Tisch reich gedeckt, so dass sie mehr Jungen aufziehen oder sogar eine weitere Brut großziehen können. Außerdem reduzieren Schlupfwespen, Pilze und Viren den Raupenbefall der Pflanzen immer wieder.

Solange der Mensch nicht allzu sehr in das komplizierte ökologische Gleichgewicht der Natur eingreift, regelt sich dieses von selbst.

Besuchte Internetseite:

de.wikipedia.org/wiki/Spanner_(Schmetterling)

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