Christian Barthen vom Berner Münster zu Gast im Kelkheimer „Orgelmekka“

Er spielte beim inzwischen 16. Meister-konzert in der Kirche St. Dionysius in Kelkheim-Münster und begeisterte das Publikum: Christian Barthen. Daneben Organisator Stephan Paxmann.Foto: privat

Kelkheim (kez) – Beim letzten Meisterkonzert in der Kirche St. Dionysius in Kelkheim-Münster war der Domorganist Winfried Bönig vom Kölner Dom, der größten Kirche in Deutschland, zu Gast – und nun brachte Stephan Paxmann, der Organisator der Konzerte, den Organisten der größten Kirche in der Schweiz in die St.-Dionysius-Kirche: Christian Barthen, der junge Cheforganist und künstlerische Leiter der Musik am Berner Münster, kam zum inzwischen 17. Meisterkonzert in das „Orgelmekka“ nach Kelkheim.

Barthen, der im letzten Jahr das vierzigste Lebensjahr vollendet hat, ist zusätzlich Orgeldozent an der Hochschule der Künste in Bern und ein internationaler Konzertorganist der Spitzenklasse. Nach seinem Abitur absolvierte er seine Studien in Orgel (Konzertreife und Solistenexamen), Klavier und Cembalo (Diplom) sowie evangelischer Kirchenmusik (A-Examen) und Musikpädagogik (Diplom) in Saarbrücken, Paris und Stuttgart. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen bei renommierten Orgel- und Musikwettbewerben, unter anderem beim „Johann Sebastian Bach Wettbewerb“ in Wiesbaden oder beim weltweit herausragenden „Grand Prix de Chartres“, eröffneten ihm eine außergewöhnliche und steile Konzertkarriere.

Präludium und Fuge von Bach

Der Konzertabend gliederte sich in zwei Teile. Im ersten Teil erklangen barocke Werke von Dieterich Buxtehude sowie seines „Fast-Schwiegersohnes“ Johann Sebastian Bach. Neben der Choralvariation über „Allein Gott in der Höh sei Ehr“, die Bach als verzierte Melodie des bekannten Orgelchorals schrieb, war das Präludium und Fuge in D-Dur (BMV 532) der erste besondere Höhepunkt des Meisterkonzertes. Das berühmte, musikalisch wie technisch glanzvolle Werk ist eine Spitzenleistung des jungen Bach. Temperamentvoll, lebendig und durchsetzt von raschen Läufen, die die spielerischen Möglichkeiten der Orgel ausschöpfen, verlieh die aufsteigende Linie im Pedal zu Beginn des Stückes diesem den Titel „Auferstehungspräludium“ – passend zur Passionszeit. Präludium und Fuge rissen die Hörer gleichermaßen spontan begeisternd mit und bereiteten keine Hör- und Verständnisschwierigkeiten. Der überschwängliche Applaus war nicht aufzuhalten.

Werke von Franck und Vierne

Mit César Franck und dem singenden Cantabile eröffnete Barthen den zweiten Teil des Konzertes. Auf der dafür französisch intonierten Orgel erklang eine durchweg beruhigende und getragene Stimmung, die mit ihrem tieftönigen Charakter eine innere Ruhe in der Kirche verbreitete.

Als Abschlusswerk des Abends nahm sich Barthen nichts Geringeres als die 3. Sinfonie von Louis Vierne vor. Louis Vierne wurde mit einer schweren Sehbehinderung geboren. Die Familie zog 1873 nach Paris, wo Louis’ Onkel Charles Colin seine musikalische Begabung entdeckte und ihn zum Klavierspiel ermunterte. Im Alter von sieben Jahren erlangte Louis ausreichend Sehkraft, so dass er sich im Alltagsleben weitgehend selbständig orientieren und großgedruckte Schrift lesen konnte – ein Glücksfall.

Die 3. Sinfonie (op. 28) entstand 1911 in einer der schwierigsten Perioden im Leben Viernes. Seine Mutter starb am 25. März dieses Jahres, vier Tage danach sein Freund und Mentor Alexandre Guilmant. Gerade in dieser bedrückenden Zeit war Vierne jedoch besonders kreativ und produktiv. Am 18. Mai begann die Arbeit an der Symphonie, die von vielen als seine inspirierendste und architektonisch gelungenste bezeichnet wird. Mit ihren fünf Sätzen entführt sie die Zuhörenden in unterschiedlichste Klangwelten und packt die Aufmerksamkeit mit aller Dramatik und Schönheit. Gleich im ersten Satz überraschte Barthen mit dem energiegeladenen, majestätischen Einstieg mit wuchtigen Akkorden und dramatischen Spannungsbögen – und demonstrierte gleichzeitig die Wucht und Tiefe der wunderbaren Orgel. Mit den Sätzen Cantilène, Intermezzo und dem Adagio entführte er in romantische, spielerische Stile, bevor mit der furiosen Toccata diesen Konzertabend ausklingen ließ.

Erstmalig wurde im Programmflyer eines Meisterkonzertes von Stephan Paxmann die Charismatik der aufgeführten Orgelwerke in besonderer Ausführlichkeit beschrieben. Dies ist zu begrüßen, da es die Zuhörer motiviert, sich diese Stücke wiederholt über das Internet anzuhören. Das Publikum belohnte die virtuose Leistung von Christian Barthen und das große Engagement von Stephan Paxmann mit lang anhaltendem Applaus.

Bald kommt Olivier Penin aus Paris

Am 21. Mai 2025 kommt mit Olivier Penin der Titularorganist aus St. Clotile in Paris zum 17. Meisterkonzert nach Kelkheim. Sein letzter Besuch vor über zwei Jahren fand vor fast ausverkaufter Kirche statt und verspricht auch im Mai wieder ein begeisterndes Meisterkonzert. Tickets für das Konzert können unter tickets[at]orgelmusik-kelkheim[dot]de reserviert werden.



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