Die Kisten und Kartons stapeln sich auf dem Vorplatz des ehemaligen Feuerwehrhauses in Kelkheim-Münster. Die Kelkheimer bewiesen zum wiederholten Mal, dass man sich auf sie verlassen kann, wenn Hilfe gebraucht wird. Wie schon beim großen Spendenaufruf für die Opfer der schweren Überschwemmungen im Ahrtal im vergangenen Jahr, folgten sie auch diesmal der Bitte von Motsi Mabuse und ihrem Mann Ehemann Evgenij Voznyuk, Hilfsgüter für die Flüchtlinge aus der Ukraine zu spenden. Schon weit vor 15 Uhr am vergangenen Dienstag kamen die Ersten mit gut beschrifteten Kartons und Tüten vorbei, in denen sich vor allem Windeln, Babynahrung, warme Decken, Schlafsäcke, Kleidung, Thermoskannen und Hygieneartikel befanden. Sabrina, Mitarbeiterin in Motsis Tanzschule, war anfangs etwas überrollt von der Menge an Ware, aber sie hatte sich schnell gefasst. Zwischen Entgegennehmen, Räumen und Beschriften fand sie noch immer wieder Zeit, den Menschen ein nettes Wort mit auf den Weg zu geben und Fragen zu beantworten. „Ich bin überwältigt von dem, was hier abgeht. Das Ganze wird bei mir sicherlich erst richtig ankommen, wenn ich wieder durchatmen kann“, fasste sie ihre Gefühle in Worte. Unterstützung bekam sie von Michael Kather, der die Hilfe für das Ahrtal organisiert hatte. Er weiß genau worauf es ankommt, wie am besten vorsortiert wird, um nicht den Überblick zu verlieren. Er fackelte auch nicht lange, sondern packte tatkräftig mit an.
Viele Kelkheimerinnen und Kelkheimer boten spontan ihre Hilfe an als klar wurde, dass mehr helfende Hände benötigt werden. Einige machten sich kurzentschlossen nach der Abgabe ihrer Hilfsgüter noch auf den Weg in den nächsten Drogerie-Markt, um die am dringendsten benötigten Hygieneartikel einzukaufen und mit auf den Weg an die polnisch/ukrainische Grenze zu schicken. Evgenij Voznyuk, der es sich nicht nehmen ließ, vor Ort vorbeizuschauen und ebenfalls mit anzupacken, zeigte sich beeindruckt. „Es tut gut, diese Unterstützung zu erfahren. Auf die Kelkheimer kann man sich verlassen“, betonte er. Selbst abends riss der Strom an Spenden nicht ab. Die Feuerwehr Kelkheim bot spontan ihre Hilfe an, beleuchtete den Vorplatz mit Scheinwerfern, damit die Freiwilligen weiter räumen und sortieren konnten. Bürgermeister Albrecht Kündiger, der die Aktion von der ersten Minute an mit allen ihm zur Verfügung stehenden Maßnahmen unterstützt hatte, war überwältigt ob der Hilfsbereitschaft seiner Bürger. „Es ist der Wahnsinn, was hier los ist. Ich weiß ja, dass ich mich auf meine Kelkheimer Bürger verlassen kann, aber das hier ist schon etwas ganz Besonderes“, so der sichtlich bewegte Rathauschef.
Schon an diesem Tag wurde klar, dass mehr Platz benötigt wird. Auch hier wieder schnelle und unkomplizierte Hilfe vom Bürgermeister, vom Bauhof und der Firma Kilb. Die schon sortierten Spenden wurden in bereitgestellte Container verräumt und auf dem Bauhof zwischengelagert, bevor sie sich am Freitag mit mehreren Sattelzügen und Evgenij Voznyuk auf den Weg Richtung Ukraine machten.
Den immer wieder aktualisierten Aufrufen im Internet folgten viele Freiwillige. Gerade für das Verräumen der Kisten und Kartons in die Sattelzüge wurden dringend helfende Hände benötigt – und sie wurden gefunden. Die Kelkheimer ließen es sich nicht nehmen, auch hier mit Elan und Ausdauer ihre Hilfe zu leisten. „Es ist das Mindeste, was wir tun können. Außerdem nimmt es einem ein Stück weit die Hilflosigkeit ob der prekären Lage und dem unendlichen Leid der Menschen in der Ukraine“, fasste es ein Kelkheimer in Worte.
Die Hilfsaktionen für die Flüchtlinge aus der Ukraine werden weitergehen und die Kelkheimer werden ihr Bestmögliches geben, um auf diesem Weg den ukrainischen Bewohnern zu zeigen, dass sie in dieser dunklen Zeit nicht allein sind.