Kelkheim (ju) – Dieser einprägsame Satz kam von der Stadtverordnetenvorsteherin Julia Ostrowicki, die bei der Verleihung des Kulturpreises der Stadt Kelkheim die Laudatio auf die beiden Preisträger hielt.
Und schaut man sich die derzeit völlig aus den Fugen geratene Welt an, dann weiß man, wie richtig sie liegt und wie wichtig es ist, diese, unsere Demokratie und mit ihr die Kunst und Kultur zu schützen. Denn die Geschichte, aber auch die Gegenwart lehrt uns, „dass faschistische oder diktatorische Regime schnell die Zensur eingeführt haben, Bücher und Bilder verbrannten, Aufführungen verboten und Kunst ächteten“, mahnte sie eindringlich.
Die Stadt Kelkheim feierte am vergangenen Sonntag einen besonderen Moment, als sie den renommierten Kulturpreis an zwei herausragende Persönlichkeiten verlieh: Barbara Heier-Rainer und Christoph Seidel. Die feierliche Verleihung fand im ehrwürdigen Plenarsaal des Rathauses statt und zog zahlreiche Gäste aus der Kultur- und Kunstszene an. Laudatorin Ostrowicki betonte in ihren einführenden Worten, dass Kultur erst durch die Menschen im Hintergrund – Techniker, Instrumentenbauer, Caterer etc. – möglich würde. Sie seien genauso hervorzuheben wie die beiden Preisträger. Dann richtete sie ihre Worte an Heier-Rainer und Seidel und an all die Kunst- und Kulturschaffenden dieser Stadt: „Ohne sie würden wir nichts hören, nichts lesen, nichts sehen können. Und ohne Kunst und Kultur sein, ist nichts für uns Menschen. Wir brauchen Kunst und Kultur für all unsere Sinne, für unsere Herzen, für unseren Verstand, für unsere Seelen, einfach für unser Leben.“ Die Jury, der sie vorsitze, bestehend aus dem Ersten Stadtrat Dirk Hofmann, Michael Göbel für die Musikschulen, Karin Otto, Sabine Heffter und Virginia Caneo, habe es sich nicht leicht gemacht, aus der Vielzahl der Vorschläge, die „richtigen“ Preisträger auszuwählen.
Die Laudatio von Julia Ostrowicki hob die Verdienste beider Preisträger hervor, würdigte ihre bedeutenden Beiträge zur kulturellen Vielfalt und Entwicklung Kelkheims. Sie betonte, dass sowohl Heier-Rainer als auch Seidel mit ihrem Engagement und ihrer Leidenschaft Vorbilder für die gesamte Gemeinschaft seien.
Barbara Heier-Rainer
Barbara Heier-Rainer, eine angesehene Künstlerin und Ausstellungsmacherin, wurde für ihre über 35-jährige Tätigkeit in Kelkheim ausgezeichnet. Ihre Arbeit umfasst nicht nur beeindruckende Kunstwerke, sondern auch die Organisation zahlreicher Ausstellungen, die das kulturelle Leben der Stadt bereichern. Ihr beruflicher Weg begann mit einer praxisnahen Ausbildung in der Werbebranche. Anschließend vertiefte sie ihre kreativen Fähigkeiten an der Werkkunstschule Kassel, wo sie Mode-Design studierte. Darauf folgte ein Studium der Malerei und Plastik an der Hochschule für bildende Künste. Nach Abschluss ihrer akademischen Ausbildung widmete sie sich 33 Jahre lang der Lehre am Taunusgymnasium in Königstein. Und traf hier auf die Frau des Ersten Stadtrates Dirk Hofmann, wie der in seiner launigen Rede gestand. „Leider war da nicht ganz so viel künstlerisches Talent“. Der Demokratiegedanke liegt Heier-Rainer nicht fern. Die Künstlerin betonte selbst, dass das Thema Demokratie für sie eine große Rolle spiele, womit sich auch hier der Kreis wieder schloss. Ihr seien demokratische Entscheidungen wichtig, auch in den Gruppen, in denen sie wirke – sieht sich als Teamplayerin. In ihrer Dankesrede betonte Heier-Rainer, wie sehr sie die Unterstützung der lokalen Gemeinschaft schätzt und dass dieser Preis sie motiviert, weiterhin kreativ tätig zu sein.
Christoph Seidel
Christoph Seidel, der andere Preisträger des Nachmittags, ist ein bekannter Musiker und seit über 40 Jahren als Pianist, Musikpädagoge und Chorleiter in Kelkheim aktiv. Als Leiter der Musikschule Kelkheim hat er unzählige Schüler inspiriert und die Musikszene der Stadt maßgeblich geprägt. Die Laudatorin erinnerte daran, dass der Preisträger einst in der Alten Schule am Floriansplatz lernte – dem Ort, an dem sich heute die Musikschule befindet, die er leitet. Ostrowicki betonte, dass die Familie des talentierten Jungen nicht die finanziellen Mittel hatte, um den Musikunterricht zu bezahlen, weshalb er kostenfrei teilnehmen durfte. Seinen ersten Auftritt hatte er im Alter von neun Jahren im Pfarrzentrum Feldbergstraße. Klavierunterricht erhielt er von Annemarie Wollesen, der Gründerin und damaligen Leiterin der Musikschule, der er heute besonders dankt. Seidel selbst zeigte sich in seiner Rede tief bewegt und bedankte sich für die Anerkennung seiner langjährigen Arbeit. Er nähme den Preis stellvertretend für seine Kollegen entgegen, die „häufig nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen und sehr bescheiden bezahlt werden.“
Der Mittag war von einer herzlichen und festlichen Atmosphäre geprägt, die durch musikalische Darbietungen eines kleinen Musikensembles unter Leitung von Christoph Seidel und der erst 17- jährigen Hornbläserin Sofie abgerundet wurde. Die Gäste genossen die Gelegenheit, sich in entspannter Umgebung auszutauschen und die kulturellen Erfolge der Stadt zu feiern.
Zeichen setzen
Mit der Verleihung des Kulturpreises 2024 hat Kelkheim erneut gezeigt, wie sehr sie die kulturelle Vielfalt und Kreativität schätzt. Barbara Heier-Rainer und Christoph Seidel sind leuchtende Beispiele dafür, was durch Engagement und Leidenschaft erreicht werden kann. Mit dem Preis möchte die Stadt Kelkheim nicht nur die Preisträger würdigen, sondern auch andere ermutigen, sich kulturell zu engagieren. Die Stadt und das Kulturdezernat hätten erneut deutlich gemacht, dass Kultur hier nicht nur gelebt, sondern auch wertgeschätzt und gefördert wird. Es bleibt spannend zu sehen, welche weiteren kulturellen Highlights die Stadt in Zukunft bereithält. Julia Ostrowicki: „Gerade in Zeiten, in denen gesellschaftliche Herausforderungen groß sind, ist die Kultur das, was uns zusammenhält und uns Kraft gibt.“