Wenn es am nächsten Wochenende morgens um sechs den Weckruf mit den Klappern gibt, ist Ostern ganz nah

Klappern in Hornaus Straßen: Ein alter Brauch, den junge Familien gern mit aufnehmen und mitmachen.Fotos: ph

Kelkheim (kez) – Die Coronapandemie hat in den vergangenen Jahren viel verdorben. Manches auch, was der Menschheit lieb und teuer war. Ein paar Dinge aus der Vergangenheit sind uns jedoch erhalten geblieben. Kirchliches und Profanes. Zu den kirchlichen Überlieferungen, geprägt vom christlichen Glauben, haben sich manche Bräuche am Osterfest erhalten. Osterfeuer beispielsweise, die bunten Ostereier. Und in zwei Kelkheimer Stadtteilen gibt es noch den Brauch, dass in der Karwoche an zwei Tagen die Menschen in Hornau und in Fischbach mit dem „Klappern“ dran erinnert werden, dass von Gründonnerstag bis zum Ostersonntag die Kirchenglocken nicht läuten. In der Überlieferung heißt es, dass sie an diesen Tagen nach Rom fliegen, um dort gesegnet zu werden. Durch das helfende Klappern sollen die Gemeindemitglieder in Hornau und Fischbach auf Uhrzeiten, die sonst von den Glocken angekündigt werden, aufmerksam gemacht werden – vor allem sicherlich in der Frühe ans rechtzeitige Aufstehen für den Gottesdienst erinnert werden.

Und nachdem Corona halbwegs überstanden war, fand das Klappern schon wieder im vergangenen Jahr statt. Aber Kelkheims Bevölkerung ist nicht mehr die von vor einem Jahrzehnt, es gibt viele Neubürger – vielleicht interessieren die sich für‘s Klappern und Osterbräuche überhaupt.

In Hornau ziehen die Ministranten wie auch viele ältere Mitglieder der „Bürger für Hornau“ am Karfreitag um 6 Uhr, um 12 Uhr und um 18 Uhr sowie am Samstag um 6 und um 12 Uhr mit ihren Ratschen und Klappern durch die Straßen, um die Gemeindemitglieder daran zu erinnern, dass dies der Ersatz für das Läuten der Glocken an den beiden Tagen ist. Treffpunkt ist der Platz vor dem Vereinshaus in Hornau.

In Fischbach können die Teilnehmer des Klapperns eine Stunde länger schlafen. Hier sind die Termine nach dem Treffen auf dem Parkplatz an der Kirche um 7, 12 und 18 Uhr am Karfreitag, am Samstag um 12 Uhr. Am Karsamstag gibt es in der Dreifaltigkeits-Gemeinde ein Frühstück im Gemeindehaus. In Hornau sind es die „Bürger für Hornau“, die maßgeblich an der Organisation dieses alten Brauchs beteiligt sind. So wird hier das Frühstück im Franziskushaus folgen.

Osterbräuche – da wird in vielen Familien der Osterhase die bunten Ostereier bringen, die Lumpi Lampi (oder wie der Typ mit den langen Ohren sonst heißen mag) in den Wohnungen oder bei gutem Wetter in den Gärten, vielleicht auch für den Osterspaziergang im Park oder Wiesen versteckt hatte.

Geschichtsforscher wissen natürlich mehr. Der Hase gelte als Fruchtbarkeitssymbol zu Ostern und wird als Symbol für die Auferstehung Christis schon in byzantinischer Zeit erwähnt. Bei uns jedoch gibt es die Schokohasen in den verschiedensten Ausführungen. Und das erst seit sechzig Jahren. Das eine oder andere Häschen ist inzwischen mit Streit verbunden darüber, ob ein Glöckchen gülden, das Bändchen rot oder blau sein darf oder nicht. Natürlich machten sich die Forscher auch Gedanken über das Anmalen der Ostereier und fanden heraus, dass im Mittelalter Ostereier rot gefärbt wurden, um an den Tod Jesu zu erinnern. Profaner eine andere Deutung: Denn in der Fastenzeit waren Eier tabu und mussten durch Kochen haltbar gemacht werden. Und um die gekochten Eier von den frischen zu unterscheiden, griffen die menschlichen „Osterhasen“ eben zu Farbe und Pinsel.

Bedauerlicherweise haben wir allerdings auch eine schlechte Osternachricht. Die Krone mit den Hunderten Eiern, die sonst zu Ostern das Pfingstbörnche in der Hornauer Straße schräg gegenüber von Schäfer-Jakob schmückte, kann in diesem Jahr nicht dabei sein. Der Grund: Das gute Stück wird auf dem Schwendelschen Hof in der Hornauer Straße das Jahr über aufbewahrt und gesichert. Pech nur, dass die enge Ausfahrt in diesem Jahr durch ein großes Baugerüst versperrt ist, so dass die Krone nicht auf ihrem Gefährt nach draußen auf‘s Pflaster gebracht werden kann. So werden die Hornauer und damit auch die Kelkheimer wohl ein Jahr lang auf den Pfingstbörnchen-Schmuck warten müssen.

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