Sie haben hart dafür gearbeitet und immer an ihre Idee geglaubt. Für Tina Jezeran und Roland Bedenbender zahlte sich jetzt auf der „Green World Tour“, einer Messe zum Thema Nachhaltigkeit, der lange, steinige Weg den sie gegangen waren, aus: Sie erhielten für ihre Hemden und Blusen unter dem Label „klaamotte“ das Umweltsiegel „Blauer Engel“. Einzigartig in diesem Segment in Deutschland und eine Art Ritterschlag für die beiden sympatischen Unternehmer aus Kelkheim.
Von der Idee zur Umsetzung
Die Idee, Hemden und Blusen zu produzieren, die so nachhaltig wie möglich sind, hatte Roland Bedenbender vor rund sieben Jahren. Er fand keine Hemden, deren Passform ihm zusagten, außerdem störte er sich an der fehlenden Transparenz der Fertigungsprozesse. „Es war nie nachvollziehbar, wo die Wolle herkommt, welche chemischen Stoffe verwendet werden und unter welchen Bedingungen die Hemden produziert werden“, erinnert sich Tina Jerezan an die Beweggründe ihres Mannes. So machten sich die beiden an die Arbeit.
Es galt als erstes, Biobaumwolle zu finden, die ihren Ansprüchen gerecht wurde. Fündig wurden sie in Ägypten und Jerusalem. Hier wird die Wolle von Menschen gezupft, die dafür ausgebildet sind. So gibt es weniger Ausschuss und sie wissen, wann der richtige Zeitpunkt für die Baumwollernte ist. Die Pflanzen sind selbstverständlich unbehandelt, eben bio.
Für die Produktion des Stoffes konnte das Unternehmerpaar einen Ort am Bodensee finden, der sich der nachhaltigen Produktion verschrieben hatte.
„Genäht werden die Hemden und Blusen im Allgäu“, erzählt Tina Jerezan. „Als wir das erste Mal vor Ort waren, um uns die Näherei anzuschauen, waren wir total begeistert. Da saß noch die Uroma an der alten Nähmaschine und nähte.“ Was den beiden besonders gut gefiel? „Da wird noch jedes Hemd in die Hand genommen. Es ist also nicht so wie in der Massenproduktion. Da steckt ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit drin“, schwärmt die Geschäftsfrau in Tina Jerezan.
Auch der Schnitt wurde gemeinsam entwickelt. „Ein dankbarer Schnitt“, wie Roland Bedenbender erklärt. Man(n) könne auch mal zwei Kilo ab- oder zunehmen, ohne dass gleich ein neues Hemd gekauft werden müsse. „Wir haben uns im Großen und Ganzen einen eigenen Werkzeugkasten zusammengebaut und uns umfassend mit der Materie auseinandergesetzt“, fassen sie zusammen.
Der Clou an der ganzen Sache ist aber noch ein ganz anderer: Jedes Kleidungsstück ist ein Unikat mit einem QR-Code dort eingedruckt, wo sonst ein häufig kratzendes Schild eingenäht war. Hinter dem Code verbergen sich alle detailierten Informationen zu dem Hemd oder der Bluse, sozusagen eine chronologische Abfolge der Herstellung sowie die Hersteller- und Rohstoffzertifikate. Dazu kommt jetzt künftig auch der „Blaue Engel“.
Langwieriger Prozess
Für die Vergabe dieses Umweltsiegels gibt es strenge Vorgaben. Nachweise müssen geführt werden, viel Papierkram erledigt und ausgefüllt werden. „Wir haben zweieinhalb Jahre für die Zertifizierung benötigt, alles muss nachgewiesen und belegt werden“, erinnert sich Tina Jerezan an den nervenraubenden Prozess. Und das alles in der Pandemie. Ein mutiger Schritt, der sich letztenendes ausgezahlt hat. Ihre Hemden und Blusen vertreiben die beiden online. Wer möchte, kann sich die Hemden auch maßanfertigen lassen. Demnächst wird es in Kelkheim unter neuer Adresse einen Showroom geben, in dem man die Ware anprobieren oder sich vermessen lassen kann. Immer mit dem Wissen, dass man mit dem Kauf die Philosophie der beiden Unternehmer unterstützt – „Wir produzieren nach dem Prinzip: fair, sauber, hochwertig, langlebig und transparent.“
Der „Blaue Engel“
Der „Blaue Engel“ ist seit über 40 Jahren das Umweltzeichen der Bundesregierung. Er kennzeichnet umweltschonende Produkte und Dienstleistungen. Kein Label im Non-Food-Sektor ist so breit aufgestellt. Viele Alltagsprodukte tragen das Umweltzeichen: zum Beispiel Farben, Möbel, Waschmittel oder Recyclingpapier. Zweck des Umweltzeichens ist es, privaten Verbraucherinnen und Verbrauchern, institutionellen Großverbrauchern und öffentlichen Einrichtungen eine verlässliche Orientierung beim umweltbewussten Einkauf zu geben. Viele kennen und vertrauen dem Blauen Engel. Umfragen des Umweltbundesamtes beweisen mit 90 Prozent die hohe Bekanntheit des Umweltzeichens. 23 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher geben an, dass der Blaue Engel einen Einfluss auf ihre Kaufentscheidung hat.