Königstein (sk) – Bürgermeister Leonhard Helm nahm in seinen Begrüßungsworten eingangs der Vernissage zur neuen Ausstellung im Königsteiner Rathaus gleich vorweg, warum Königstein das visionäre Projekt der Kronberg Academy „Das Casals Forum“ unterstützt und dafür öffentlichkeitswirksam in Form einer Ausstellung wirbt. „Kultur befruchtet sich gegenseitig“, erklärte Bürgermeister Helm und verwies dabei auf zahlreiche Schüler der Kronberg Academy, die in Königstein bei Gastfamilien ein Zuhause auf Zeit gefunden haben. Ungeachtet des angeblichen Wettbewerbs mit den kulturellen Veranstaltungen im Königsteiner Haus der Begegnung strahle das geplante Casals Forum bis nach Königstein aus, bekräftigte der Bürgermeister seine Überzeugung, dass die Königsteiner von dem neuen Konzertsaal in Kronberg nur profitieren werden. „Das Casals Forum ist ein wundervolles Projekt, das uns allen sehr am Herzen liegen sollte und wofür ich persönlich gerne werbe“, schloss Leonhard Helm seine kurze Ansprache.
Raimund Trenkler, Gründer und Präsident der Kronberg Academy, griff die Metapher der strahlenden Leuchtkraft auf und betonte, dass das enorme Bauprojekt zwar in Kronberg realisiert werde, aber nicht nur für die Kronberger, sondern für alle Kulturliebenden aus der Region und aus dem In- und Ausland. Als ein Zentrum für internationale kulturelle Verständigung sehe er das neue Forum, in dem Freunde der Musik zusammenkommen, sich vernetzen und ihre musikalische Sprache in die Welt hinaustragen. Deshalb bewerbe man sich mit der Stadt Frankfurt und der Rhein-Main-Region um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“. Das Recht, diesen Titel führen zu können, habe eine immense Bedeutung für Kronberg, seine Nachbarstadt, und vor allem für die Kronberg Academy, warb Raimund Trenkler für ein gemeinsames Ziehen am gleichen Strang und bedankte sich für die Königsteiner Unterstützung.
Das Kronberger Bahnhofsgelände habe man als Schnittstelle gesehen zwischen Kultur und Natur im Spannungsfeld der städtischen Bebauung und der angrenzenden Parkanlage, erläuterte Raimund Trenkler. Das geplante Studienzentrum, das oberirdisch optisch getrennt ist von dem Konzertsaal, jedoch unterirdisch mit dem Forum verbunden ist, wird Unterrichts- und Übungsräume auf zwei Ebenen, um zwei Lichthöfe herum gruppiert, für etwa 30 Studierende aufnehmen. Hinzu kommen ein zweigeschossiger Vortragssaal für 160 Personen, ein Kabinett für kleinere Veranstaltungen mit 50 Personen sowie eine Geigenbau-Schule. Der Konzertsaal selbst wird 550 Zuhörer fassen und ist auf die Bedürfnisse der Kammermusik ausgelegt.
Das angrenzende und von einem privaten Investor geplante Hotel mit etwa 100 Zimmern spielt für das Gesamtkonzept des Forums eine bedeutende Rolle. Beispielsweise wird das Chamber Orchestra of Europe, bekannt als „the finest chamber orchestra in the world“, mit Sitz in London seinen Auftrag in Kronberg aufnehmen und während der Vorbereitungen auf seine Welttourneen in dem Hotel eine Unterkunft finden. Raimund Trenkler ließ offen, welche musikalische und kulturelle Bedeutung die Begegnung mit diesen Ausnahmemusikern für Kronberg haben wird, aber den Gästen der Vernissage eröffnete sich die Vision, dass hier etwas ganz Großartiges, Bemerkenswertes und kulturell Wertvolles entsteht, an dem jeder kulturell Interessierte beteiligt sein kann.
Auf den Namen „Casals Forum“ angesprochen, verwies der Gründer der Kronberg Academy auf den bekannten Cellisten Pablo Casals (1876 –1973), der bis an sein Lebensende davon überzeugt war, dass Musik zu einer besseren Welt beitragen kann. Sein Credo, dass Kunst und Menschlichkeit untrennbar sind, hat die Kronberg Academy übernommen. Und in diesem Sinne versteht sie das „Casals Forum“ als einen zentralen Schauplatz der Bemühungen um das Ideal von Pablo Casals, dessen Witwe Marta Casals seit 1993 als Schirmherrin die Academy in ihrem künstlerischen Beirat unterstützt. Um dem neuen Bau einen international geläufigen Namen zu geben, musste auf die deutsche Version „Konzertsaal“ verzichtet werden. Stattdessen entschied man sich für den Begriff „Forum“, der in fast jeder Sprache geläufig ist.
Kronbergs Erster Stadtrat und Baudezernent Robert Siedler erklärte den Gästen der Vernissage anhand eines Modells des gesamten Bahnhofsgeländes die städtischen Auswirkungen des Großprojektes. Vielfach kritisiert wurde beispielsweise der Wegfall des Park- & Ride-Geländes direkt neben dem Bahnhof. Sachlich und kompetent referierte der Baudezernent über die vorübergehende Verlegung der Parkplätze auf das so genannte Baufeld 5 und die abschließend geplante Verortung der Park- & Ride-Plätze in Kronberg-Süd, nahe des Westerbach-Centers. Robert Siedler zeigte sich überzeugt von dem architektonischen Gesamtkonzept der Bahnhofsanlage. Man stehe in Verhandlungen mit einem Investor für das historische Bahnhofsgebäude, das zu renovieren und dem Gesamtkonzept entsprechend anzupassen sei. Außerdem stellte er klar, dass das geplante Hotel keine „Bettenburg“ sei, wie von einigen Kritikern behauptet, sondern sich harmonisch in die Hanglage einfüge. Ferner plane die Stadt für die Bebauung des angrenzenden Baufeldes kostengünstigen und damit bezahlbaren Wohnraum. Die Bauleitplanung für den nächsten Bauabschnitt gehe zügig voran und der Baudezernent ist zuversichtlich, dass die entsprechenden Satzungsbeschlüsse kurzfristig erfolgen.
Die sehr interessante Ausstellung über die Projektplanung und -verwirklichung des „Casals Forum der Kronberg Academy“ im Königsteiner Rathaus ist während der regulären Öffnungszeiten des Rathauses geöffnet. Getreu dem Motto, dass die klassische Musik eine bewegende Kraft ist, die alle Menschen miteinander verbindet, hoffen die Veranstalter auf regen Besuch.