Signierstunde von Xiomara Bender in der Buchhandlung Millennium

Die aus Königstein stammende, mittlerweile in Berlin lebende Fotografin und Fotojournalistin Xiomara Bender signierte in der Buchhandlung Millennium ihr Fotobuch „North Korea – The Power Of Dreams“. Foto: Fuchs

Königstein (efx) – Nordkorea – das vergessene Land? Der Staat in Ostasien? Xiomara Bender, die aus Königstein stammende Fotografin und Fotojournalistin, möchte Nordkorea nicht vergessen und eine andere Seite der Volksrepublik zeigen. Eine, die nicht den Schrecken und die totalitäre Diktatur eines Kim Jong-un unterstützt, sondern die Schönheit und, trotz aller Restriktionen, bestehende Vielfalt abbildet.

Diese Abbildungen, in Form von professioneller Fotokunst sind nun in einem Bildband erschienen, den sie anhand einer Signierstunde in der Buchhandlung Millennium in der Hauptstraße in Königstein vorstellte. „North Korea – The Power Of Dreams“ zeigt eindrucksvoll das Leben und die Gewohnheiten der Menschen in der am 9. September 1948 proklamierten Demokratischen Volksrepublik Korea.

Der erste Besuch Nordkoreas im Jahr 2012 resultierte „aus reinem Interesse“ an Land und Leuten, erklärt Xiomara Bender. Bereits damals fotografierte sie viele Erlebnisse, die sie bewegten. Erstaunt war sie über die Fragen ihrer Freunde nach der Heimkehr von ihrer Reise. Denn niemand wollte wissen „Wie war‘s?“, vielmehr stellte man ihr die Frage „Wie bist Du dahin gekommen?“ Denn die allgemeine Meinung ist, dass eine Einreise nach Nordkorea nicht ohne weiteres möglich ist. Dies verneint Bender und zerstreut mit ihrem Beispiel und einem Lächeln auf den Lippen all diese Vorurteile. Nicht zuletzt, weil sie selbst mittlerweile mehrere Male Nordkorea besucht hat – und dies, wie sie selbst erlebt hat, ohne große Probleme! „Man macht eine Kulturreise, bucht ein Ticket im Reisebüro und beantragt ein Visum“, weiß sie aus eigener Erfahrung den interessierten Kunden in den Räumen der Buchhandlung Millennium zu berichten.

Mit ihrem Bildband möchte sie neugierig machen und ihren Beitrag zur Steigerung des Interesses und der Reisen in dieses Land leisten. „Der Tourismus wird so gesteigert“, was ihr besonders wichtig ist und weshalb sie auch jedem eine Reise empfehlen möchte. Ihr Credo dabei ist, dass eine Macht wie Nordkorea den Tourismus der westlichen Welt braucht, um sich so im Laufe der Zeit aus der totalitären Unterdrückung zumindest in gewisser Weise zu befreien und den Anschluss zum Westen nicht total zu verlieren. Denn immerhin geht es hier um ungefähr 30 Millionen Menschen, die sich auf vielfältige Weise innerhalb des weltweit restriktivsten politischen Systems arrangieren.

Das Buch weckt Interesse: „Das finde ich toll! Darf ich mal reinschauen?“, kommt denn auch schon nach kurzer Zeit die Frage von Maria Kroth, die an diesem Vormittag in der Buchhandlung vorbeigekommen ist. Im Laufe der Jahre (seit 2012) hat Xiomara Bender eine Entwicklung in Nordkorea erlebt. Wenn auch in ganz kleinen Schritten, so doch für den Besucher spürbar. Waren die Menschen zunächst noch im Sinne des in Nordkorea praktizierten dreigliedrigen Kastensystems reserviert und trauten sich nicht zu einer näheren Kontaktaufnahme mit der Fotografin, wurden die Reaktionen mit jedem weiteren Besuch freundschaftlicher. Manche Menschen ließen sich bewusst ablichten und signalisieren damit: „nimm das Bild, wohin Du auch immer gehst“, erklärt die Fotokünstlerin.

Andere nutzen die Kamera so geschickt, dass das Regime sie nicht verurteilen, eine Nachricht aber trotz allem übermittelt wird. Dies beweist bereits das Titelbild des Fotobandes eindrucksstark. Eine junge Nordkoreanerin blickt an der Kameralinse vorbei und doch weiß man exakt um ihre Gefühle in diesem Moment. Eine sprachliche Verständigung mit Nordkoreanern ist in den wenigsten Fällen möglich, denn Englisch spricht und lernt man dort nicht. Dennoch weiß Bender um die Wege der Kommunikation, nicht zuletzt über ihre Kamera.

Obwohl sie sich während der Besuche nicht immer frei bewegen konnte – man überlässt in dem politisch abgeschotteten Land nichts dem Zufall – merkte sie, dass dort mittlerweile ein offenerer, ungezwungenerer Umgang miteinander besteht. Auch wenn die öffentlichen Medien vollständig kontrolliert werden und die Bürger praktisch keinen Zugang zu unabhängigen oder gar ausländischen Nachrichtenquellen haben, hatte Bender den Eindruck, dass sie – vielleicht auch, weil sie als junger Mensch ohne viel Aufhebens das Land durchreiste – in gewisser Weise durch das Raster einer engen Kontrolle rutschte. „Das Traurigste“ ist für die Fotografin, „wenn man weiß, dass die Leute ihr Land nie verlassen werden.“

Ein Ziel der Reisen ist für Xiomara Bender, die mittlerweile in Berlin lebt, denn auch, den Menschen „Kenntnisse zu vermitteln, wo Unkenntnis herrscht.“ Denn die Menschen glauben, sie wüssten viel und wissen doch so wenig. Damit das ganze System irgendwie läuft und nicht aus dem Ruder gerät, werden die Menschen den ganzen Tag durch den Staat beschäftigt und organisiert. Für Bender haben sich auf ihren Reisen viele Vergleiche zur ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, kurz DDR, aufgetan. Wie auch ehemals in der DDR, existieren viele Jugendgruppen und große Sportvereine, innerhalb derer man zu Höchstleistungen angetrieben und zentral überwacht und gefördert wird. In Pionieruniformen lernen bereits die Kleinsten Marschieren, professionalisieren jedoch auch ihre Hobbies, wie beispielsweise Seiltanzen oder Musizieren.

Viele vergessen über die Berichte in den Medien, wie es überhaupt zu dieser Entwicklung kommen konnte. Gegenstand der Geschichte Nordkoreas sind die politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen. Nachdem 1945 durch die Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg sein Ende genommen hatte, wurde Korea entlang des 38. Breitengrades in zwei Besatzungszonen aufgeteilt. Der Süden wurde von den amerikanischen Truppen besetzt, der Norden kam unter die Kontrolle der Roten Armee. Die Sowjetunion hatte das strategische Interesse, einen wohlgesinnten koreanischen Staat aufzubauen, um ihn als Puffer gegenüber Japan zu nutzen. So wurde im Folgenden in Nordkorea eine Wirtschafts- und Staatsform nach marxistisch-leninistischen Vorstellungen etabliert.

Die wenigen Informationen, die das Land in Richtung Europa verlassen, machen es schlecht möglich, den seit April 2012 zum offiziell gewählten neuen Parteiführer und ersten Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungskomitees, Kim Jong-un , einzuschätzen. Die Fotografin meint aber, leichte Schritte für einen Wechsel im Land zu erahnen. Dies unterstützt auch die bereits im Jahr 2013 im Koreanischen Staatsfernsehen ausgestrahlte Neujahrsrede Kim Jong-uns, die den Wechsel des Landes und eine mögliche Beendigung der Konfrontation mit Südkorea anspricht.

Auf ihren Reisen besuchte Xiomara Bender nicht nur die Hauptstadt Pjöngjang, deren Skyline auch an westliche Großstädte erinnert, auch die Hafenstadt Hamhung, als Industriestadt und Verkehrsknotenpunkt des Landes, standen auf ihrer Agenda. Das nach internationalen Standards erschlossene Skigebiet Masik-Ryong, aber auch die allgemeinen regionalen Unterschiede von Land und Leuten inspirierten die Fotografin auf besondere Weise. Diese Inspirationen sind in dem Fotoband „North Korea – The Power Of Dreams“ eindrucksvoll zusammengestellt, welches unter anderem in der Buchhandlung Millennium erworben werden kann.

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