Bald Panzernashörner im Opel-Zoo: „Leinen los“ für „Flaggschiff“-Bau

Kronberg/Königstein (pu) – So rasant können längere Zeit im Raum stehende Gedankenspiele in kürzester Zeit Formen annehmen. Anfang des Monats in der Jahrespressekonferenz mangels Entscheidungsreife kein Thema, kündigten Gregor von Opel, Vorstandsvorsitzender der „von Opel Hessischen Zoostiftung“, und Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels nur zweieinhalb Wochen später in einer kurzfristig anberaumten zusätzlichen Pressekonferenz nahende Ereignisse an, die laut von Opel „Zoogeschichte schreiben“ werden: „Das Panzernashorn wird in den Zoo kommen!“

Im Detail handelt es sich im nächsten Schritt der Zoozielplanung um ein weiteres Großbauprojekt – eine Anlage, die künftig asiatischen Tieren und dem Panzernashorn als gewichtigem „Flaggschiff“ Platz bieten soll. Umgestaltet werden dafür im unteren Zoodrittel, im südöstlichen Teil der Freizeiteinrichtung, rund 18.000 Quadratmeter der 27 Hektar Gesamtfläche. Die Zukunftsplanung umfasst teils aktuell brach liegende Bereiche wie die alte Giraffenanlage mit 2.600 Quadratmetern sowie die momentane Anlage der Elenantilopen mit 2.700 Quadratmetern und die jetzige Anlage für Prinz-Alfred-Hirsche und Hirschziegenantilopen mit rund 5.600 Quadratmetern.

Zeitschiene

„Um das in aller Deutlichkeit vorweg zu schicken, dieses in kürzester Zeit erstellte Konzept ist ein Entwurf, der Anfang dessen, mit was wir ins Rennen gehen, da ist noch nichts in Stein gemeißelt“, betonte Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels zu Beginn seiner Ausführungen. Nach aktuellem Stand der Dinge rechnen die Entscheidungsträger des Opel-Zoos damit, bis Ende 2020 sowohl die jüngst begonnenen Entwurfsarbeiten zum Abschluss zu bringen als auch die notwendigen Genehmigungen vorliegen zu haben, um 2021 in die Bauphase eintreten zu können. „Wir hoffen, die neuen Anlagen im Laufe des Jahres 2022 ihrer Bestimmung übergeben zu können“, gab der Zoodirektor seiner Hoffnung auf zügige Umsetzung Ausdruck. Vorfreude schwang in seiner Stimme, als er den Blick vorausschweifen ließ. „Wir werden dann die Voraussetzungen haben, neben den in ihrem Bestand im Freiland bedrohten Panzernashörnern die nicht minder bedrohten Schabrackentapire (auch Asiatischer oder Malaysischer Tapir genannt, der größte Vertreter der Tapire und die einzige in Südostasien lebende Tapirart) und Siamangs als größte Gibbonart aufnehmen zu können.“ In diesem Zusammenhang erinnerte er nicht nur daran, dass die schon in Kronberg gehaltenen Prinz-Alfred-Hirsche ebenfalls zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten zählen, sondern auch, woher diese ihren Namen haben. „Prinz Albert war ein Bruder von Kaiserin Friedrich, damit haben wir einen echten Kronberg-Bezug!“

Die Hirschziegenantilopen, die bereits im Freigehege zu sehen sind, werden im Zoobereich „Asien“ weiter in Gemeinschaftshaltung gepflegt. Aller Vermutung nach dürften die ebenfalls auf der Liste der bedrohten Tiere geführten, geselligen Kurzkrallenotter innerhalb kürzester Zeit zu Publikumslieblingen werden.

Dr. Kauffels, selbst bekennender Liebhaber „großer Tiere“, wie er so manches Mal augenzwinkernd erläutert, freut sich jetzt schon auf Panzernashörner & Co, mit denen er dann auch züchten wird. Die für Besucher begehbaren Stallungen für Panzernashörner und Schabrackentapire werden so konzipiert sein, dass die einhörnigen, zur Familie der Rhinocerotidae in Asien und Afrika zählenden, Schwergewichte nach Geschlechtern getrennt werden können und Platz für insgesamt drei Tiere bietet. Die ursprüngliche Heimat des Panzernashorns ist auf dem Indischen Subkontinent und heute nur noch im Nordosten Indiens und in geschützten Gebieten im Terai Nepals zu finden.

Große Freude bereitet dem Zoodirektor die entstehende Partnerschaft mit dem WWF und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, mit denen der Opel-Zoo bereits seit langen Jahren, beispielsweise bei BioFrankfurt e.V., dem Netzwerk für Biodiversität im RheinMain-Gebiet, verbunden ist. Gemeinsam mit diesen beiden Institutionen wird der neue Anlagenkomplex genutzt, um auf den Arten- und Naturschutzbedarf im natürlichen Verbreitungsgebiet der gezeigten Arten aufmerksam zu machen.

Die Investitionssumme für die Umgestaltung dieses Zooteils veranschlagen die Zoovertreter auf eine Bruttosumme von 10 bis 12 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die Bausumme für die 2013 eröffnete Elefantenanlage lag bei 13,7 Millionen und auch die Finanzierung des neuen Bauvorhabens soll ähnlich wie die der Elefantenanlage auf drei Säulen stehen. Neben der geplanten Fremdfinanzierung werden vor allem Eigenmittel aus dem laufenden Betrieb zur Finanzierung beitragen.

3 Euro sind für uns

Unter dem Motto „3 Euro sind für uns – Danke!“ fließen ab dem 1. März 3 Euro pro Tagesticket in den Topf „Bauvorhaben Panzernashörner“. Zu diesem Zweck erhöhen sich die Eintrittspreise ab diesem Datum wie folgt: Erwachsene zahlen dann 15,50 Euro statt 14 Euro und Kinder von 3 bis 14 Jahren 8,50 Euro statt 7,50 Euro pro Person. Die Gruppenpreise liegen jeweils einen Euro darunter. „Es ist dies die erste Preiserhöhung des Freigeheges nach Mitte 2015, also nach knapp 4 Jahren“, hob der Vorstandsvorsitzende der „von Opel Hessischen Zoostiftung“ heraus. Dieser Schritt sei jedoch unumgänglich, nachdem in der Zwischenzeit zusätzlich die Personalkosten um 20 Prozent gestiegen seien, teils bedingt durch die neuen Mindestlohnregelungen.

Auch die Preise der Jahreskarten erhöhen sich ab dem 1. März und zwar von 55 Euro auf 60 Euro für Erwachsene und für Kinder von 3 bis 14 Jahren von 30 auf 35 Euro. Nicht mehr geben wird es ab 31. August die ZooZoo-Jahreskarte für den Opel-Zoo und den Frankfurter Zoo. „Schon unsere Preiserhöhung 2015 blieb an den Frankfurter Kassen unberücksichtigt und so gab es unterschiedliche Preise für die gemeinsame Jahreskarte“, nannte Dr. Kauffels die Hintergründe.

Trotz vielfältiger Bemühungen seien noch nicht einmal Gespräche mit den Zuständigen in Dezernat beziehungsweise Magistrat zustande gekommen, sodass daraus resultierend „leider die gemeinsame Karte der beiden Zoologischen Gärten gekündigt werden musste“, da die Situation für den Zoobesucher nicht mehr haltbar sei. „Wir leben von den Eintrittspreisen, nicht von Subventionen und so ist bei aller fachlichen Übereinstimmung mit den Frankfurter Zookollegen leider keine Zusammenarbeit bei einer gemeinsamen Jahreskarte möglich“, bedauerte Gregor von Opel.

Konsequenzen

Diesen Gedanken aufgreifend lenkte Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels die Aufmerksamkeit auf eine weitere Problematik. „So schön die Idee des nach den großen Ferien geplanten kostenlosen Eintritts für Kinder in den Frankfurter Zoo auf den ersten Blick sein mag, man sollte auch mal die Konsequenzen bedenken. Zum einen wird damit meines Erachtens die Arbeit der Zoopädagogik abgewertet, was aus meiner Sicht nicht der richtige Weg ist. Zum anderen ist diese Vergünstigung nur durch Subventionen möglich, das heißt, durch freiwillige Leistungen der Stadt und wir haben in der Vergangenheit ja oft genug erlebt, dass Städte aufgrund leerer Haushaltskassen gerade diese freiwilligen Leistungen zurückfahren mussten.“ Freier Eintritt für Kinder im Opel-Zoo in Zahlen ausgedrückt, würde nach Aussage Kauffels 1 Million Mindereinnahmen im Jahr ausmachen. „Da können wir einfach nicht mit!“ Das Gebot der Stunde, dieser Entwicklung und der Konkurrenz etwas entgegenzusetzen, heißt, wie Kauffels mit Nachdruck unterstrich, Steigerung der Qualität, der Attraktivität und der Akzeptanz.

Drei Säulen

Am Beispiel der vor sechs Jahren eröffneten Elefantenanlage untermauerte von Opel die Notwendigkeit der Eintrittsgelder. „Erfreulicherweise konnten wir beim Elefantenhaus 30 Prozent der Investitionssumme durch Spenden decken, das heißt allerdings dennoch im Umkehrschluss, dass 70 Prozent der Kosten von uns erbracht wurden – durch Angespartes, durch Eintrittsgelder und Kredite.“

Auch das neue Bauvorhaben für Großtiere „Panzernashorn & Co“ werde auf diese drei Säulen gestellt. „Unsere Arbeit für den Schutz bedrohter Tierarten bedarf vieler helfender Hände; jeder Betrag hilft und ist willkommen!“, warb von Opel um Unterstützung. Das bereits eingerichtete Spendenkonto lautet: IBAN DE91 5125 0000 0055 0027 38,

Stichwort Panzernashörner.

Wichtige Weichen für das Bauvorhaben stellte erst jüngst das Kronberger Parlament mit dem Beschluss, das Bebauungsplanverfahren Nr. 123/1 „Opel-Zoo, 1. Änderung“ weiterzuführen. Ziel der Bebauungsplanänderung ist es, dem Opel-Zoo ein zusammenhängendes Betriebsgelände mit einer arrondierten, geschützten Außengrenze und verbindliche Leitlinien für die Weiterentwicklung zur Verfügung zu stellen. Hierfür soll der durch den Zoo verlaufende Teil des öffentlichen Philosophen-Weges eingezogen werden.

Dieser Konzeptentwurf zeigt das Bauvorhaben im Zoobereich „Asien“, das nach Möglichkeit 2022 abgeschlossen sein soll.
Flächenplan: Archiv Opel-Zoo

In ihrem Bestand im Freiland bedrohte Panzernashörner sollen nach den Vorstellungen der Zooführung in drei Jahren im Opel-Zoo eine Heimat finden
Fotos: Archiv Opel-Zoo

Kurzkrallenotter

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