wALK & tALK:Ein Rundgang unter ökologischen Gesichtspunkten

Foto: privat

Königstein (kw) – Am vergangenen Samstag lud die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) zu einem wALK & tALK mit Fokus auf die Pflanzenwelt in Königstein ein. Die rund 25 interessierten Teilnehmer und Teilnehmerinnen trafen sich am Brunnen im Kurpark vor der Villa Borgnis. ALK-Magistratsvertreterin und Gründezernentin Gabriela Terhorst informierte zu Beginn des Rundgangs über die Geschichte des Parks. Die heutige Villa Borgnis sei 1860 als Kurhaus gebaut worden und diente bis 1923 der Frankfurter Familie Borgnis als Sommerresidenz, bis die Stadt Königstein das Haus 1926 erwarb. Die Gestaltung des Parks sei durch den Landschaftsarchitekten und Schöpfer des Palmengartens Franz-Heinrich Siesmayer erfolgt. Hierbei habe Siesmayer übersichtliche Wege um die Villa und den Brunnen gewählt. Die Torwirkung konnte durch zwei große Platanen mit einer jüngst erfolgten Nachpflanzung erhalten werden, erläuterte Terhorst. Jeder Baum, der aus unterschiedlichen Gründen nicht überlebe, werde nachgepflanzt.

Verschachtelte Wege dienen dem Spannungserlebnis

Der Weg führte weiter durch den Landschaftsgarten mit Erlebniswegen. Hier stehe die Spannung, was sich hinter der nächsten Kurve verberge, im Vordergrund. Eine Teilnehmerin sorgte sich bei der Anlegung der Wege um die Sicherheit. Ein Punkt, der in der heutigen Zeit berechtigt sei. Eine Begradigung der Wege oder nächtliche Beleuchtung seien keine Lösung, eine intelligent gesteuerte Belichtung durch Bewegungsmelder allerdings durchaus denkbar.

Rettung der Esskastanie

Nach Besichtigung eines Mammutbaumes führte der nächste Halt zu einer Esskastanie auf der Wiese, die durch Feuerwerkskörper grob beschädigt wurde.

Durch die entstandene Kaminwirkung mussten Teile aus dem bereits hohlen Stamm geschnitten werden. Durch einen Zugversuch konnte der prächtige Baum erhalten bleiben.

Sonnenschutz für Jungbäume

Wer sich über den Weißanstrich einiger Bäume wunderte, wurde prompt aufgeklärt. Der Anstrich diene, ähnlich einer Sonnencreme, dem Sonnenschutz. Daher müsse bei Bepflanzungen in Parks und Gärten der Stand der Sonne berücksichtigt werden. Der ursprünglich angelegte Steingarten am Sonnenhang unterhalb der Villa Borgnis sei leider falsch bepflanzt worden. Der Platz sei verbuscht und vertrocknet, denn Rhododendren benötigen Schatten und Wasser. Sonne schade nur, und das sei an dieser Stelle besonders erkennbar.

Vom Landschaftspark zum Wiesen- und Waldgebiet

Auf dem Weg zum 1870 errichtetem Schweizer Haus, das von der Familie Steiger, Verwandte von Borgnis, bewohnt wurde, konnten die Besucher des wALKs eine neue Art der Bepflanzung feststellen. Die vorhandenen Wiesen, unweit vom Wald, könnten als Wild- und Blühwiesen dienen. Dies sei jedoch ein langwieriger Prozess, denn man benötige hierfür spezielle Mäher für die zweimalige Mahd im Jahr und den unbedingten Abtransport des Mahdguts.

Rathausplatz mit Potenzial

Vorbei am Staudenbeet führte der Weg in Richtung Rathaus. Hier sei die Pflege des Beets dringend notwendig, betonte Terhorst. Um den exotischen Trompetenbaum mit seinen giftigen bohnenähnlichen Früchten seien die Pflanzen weiträumig niedergetreten worden. Links vom Rathaus sei die große Blutbuche durch eine Winterlinde ersetzt worden, da die Buche von einem holzzerstörenden Pilz befallen gewesen sei. Um die Linde herum sehe es jedoch sehr karg aus. Hier setze sich Terhorst für die Aufwertung, z. B. durch einen Steingarten, ein.

Rosen an Hausmauern – Vorbild für andere

Entlang der Kirchstraße bemerkten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Rosen an den Hausmauern, die von den Anliegern in Patenschaft gepflegt werden. Die Anschaffung und Bepflanzung seien mit Unterstützung der Stadt erfolgt.

Terhorst betonte, dass „wilde Ecken“ in Gärten ruhig belassen werden können. Diese bieten Nahrung, Verstecke und Überwinterungsmöglichkeiten für Kleintiere. Kritisch seien Mähroboter, die eine sehr große Gefahr für Igel darstellten, die sich zum Schutz einrollen, aber nicht fliehen. Diese würden qualvoll durch Mähroboter verenden.

Tipps für Bepflanzungen

Auf Nachfrage erläuterte Terhorst, dass Schottergärten in Hessen verboten seien. Durch Bebauungspläne werde die Art der Bepflanzung und auch die Auslastung des Grundstücks geregelt. Durch diese könne man wertvolle Bäume retten. Kirschlorbeer und Thuja seien zwar immergrüne Pflanzen, deren Blätter würden jedoch kaum verrotten, so dass diese Art der Bepflanzung in neueren Bebauungsplänen untersagt sei. Stattdessen würden heimische Stauden empfohlen. Möchte man etwas gegen den Rückgang der Insekten tun, so solle man vor allem Blumenstauden pflanzen, deren Blumenstempel für die Insekten leicht erreichbar seien. Eine entsprechende Pflanzenliste wurde den Gästen mit zwei Blumenmurmeln (Saat mit über 20 ungiftigen bunten Wildblumenarten) am Ende des Rundgangs ausgehändigt.



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