Die Fusion – festgeschraubt wie das Ortsschild Mammolshain

Mammolshain
(hmz) – Mit einer kleinen Fotoausstellung rundete der Heimatverein in der „Dorfstube“ einen Vortrag zu einem Kapitel ab, das vor fünfzig Jahren für sehr viel politischen Wirbel gesorgt hat – die Fusion mit Königstein. Es war wohl ein harter Brocken für die Mammolshainer, die aufgrund ihrer jahrhundertealten Tradition durchaus selbstbewusst dagegen standen, wobei die Einwohner in dieser Frage gespalten waren. Während die eine Hälfte darin Chancen für die Zukunft sah, fürchteten die anderen um den Verlust ihrer Identität.

Die Fotos aus „der guten alten Zeit“ erinnerten daran, „dass es in Mammolshain seinerzeit deutlich mehr Geschäfte und Gewerbetreibende gegeben hat – vor der Fusion“. Stadtarchivarin Dr. Alexandra König erläuterte in einem ausführlichen Vortrag die damaligen Ereignisse, die für erhitzte Gemüter gesorgt haben und aufgrund ihrer schwierigen Entwicklung selbst in der lokalen Presse einen spöttisch karikierenden Widerhall fanden. Das Hickhack um die Fusion und die Taktik einzelner Entscheidungsträger führte nämlich zu großer Verwunderung in den Nachbargemeinden. Es wurde wirklich mit harten Bandagen gerungen. Und so ganz scheinen die Erinnerungen an die Folgen dieser Streitigkeiten noch nicht überwunden zu sein.

Ein Ortsschild mit der Aufschrift „Königstein i.Ts. Mammolshain – Hochtaunuskreis“ befindet sich nach den Recherchen des Vorsitzenden des Heimatvereins, Bernd Hartmann, noch keine 25 Jahre vor dem Ortseingang des Stadtteils. „Die Mammolshainer nahmen es mit der gesetzlichen Umbenennung in Königstein nicht hin.“ Die neuen Ortsschilder, die zunächst nur die Bezeichnung Königstein gehabt hätten, „wurden einfach in einer Nacht- und Nebelaktion abmontiert.“ Von der Straßenmeisterei seien daraufhin verstärkte Befestigungen vorgenommen worden und bis zur heutigen Version mussten „mehr als sechzig Schrauben verwendet werden“, schätzt Hartmann.

Nachdem zumindest die Ortsbezeichnung Mammolshain zu lesen war, gaben die nächtlichen Schrauber wohl auf. „Durch die Presse gingen damals strafrechtliche Androhungen, die dann doch ernst genommen wurden“, so der Vorsitzende. Zusammen mit seiner Stellvertreterin, Ingrid Reimer, hat der Heimatverein wieder ein Kapitel aufgeschlagen, das auch den Neubürgern ihren Wohnort näher bringen soll.

Und immerhin, einiges gibt es doch – nach der Fusion: „Wir haben zwei Kirchen, eine moderne Grundschule mit einem Betreuungsangebot, einer Turnhalle, einen Kindergarten mit Kita, einen Sportplatz, eine neue Kelterhalle und einen Bolzplatz“, so Hartmann und irgendwie spricht das doch zumindest für eine Entwicklung nach der Fusion.

Mammolshain ist ein anerkannter Erholungsort und gilt weit über die Grenzen hinaus als „Edelkastaniendorf,“ Attribute, die die Mammolshainer für sich und ihre Gemeinde verbuchen können.

Das alte Holzschild stammt vermutlich aus der 1950er Jahren. Ingrid Reimer, Bernd Hartmann und Sieglinde Puck

Foto: Muth-Ziebe



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