Die BVH lenkt ab Dezember den Stadtbus-Verkehr mit drei Mini-Bussen

Blick auf die Linienführung des neuen Stadtbussystems Foto: Stadt Kronberg

Kronberg
(mw) – Zwölf Unternehmen hatten nach der städtischen Ausschreibung des neuen Stadtbussystems ihr Interesse als Konzessionsnehmer signalisiert und die Ausschreibungsunterlange angefordert. Einen Antrag abgegeben hatten jedoch nur zwei. „Entschieden haben wir uns für das Unternehmen DB Busverkehr Hessen GmbH (BVH) mit Sitz in Gießen“, so Erster Stadtrat Jürgen Odszuck im Rahmen einer Pressekonferenz. „Dass es nur zwei Bewerber gab war für uns zunächst schon ein wenig enttäuschend“, erläutert Odszuck. Allerdings habe auch die Gesellschaft IGDB Dreieich, die das Verfahren begleitet hat, dieses Verhältnis für derzeit marktüblich bewertet. Auch wenn es nach geringem Interesse klinge, sei doch entscheidend, „dass am Ende ein Betreiber gefunden werden konnte, der unseren Anforderungen gerecht geworden ist“, fügt er hinzu. Abgefragt wurden Angebote über eine Laufzeit von vier, sechs und acht Jahren. „Dabei gab BVH mit einer Laufzeit von acht Jahren das insgesamt wirtschaftlichste Angebot ab und wurde daher von der Betriebskommission für diesen Leistungszeitraum beauftragt“, berichtet er. Beide Bewerber hätten jedoch mit ihren Angeboten preislich als auch von den vorgeschlagenen Zeiträumen sehr dicht beieinander gelegen. Die DB Busverkehr Hessen GmbH wird ab dem 14. Dezember 2014 auch den Busverkehr im westlichen Frankfurter Stadtgebiet (Stadtteil Höchst) übernehmen – ebenfalls mit einer Laufzeit von acht Jahren, informierte der Stadtrat in diesem Rahmen. Lob richtete er auch an den Betriebsleiter der Stadtwerke, der hier sehr genau darauf geachtete habe, mit der Ausschreibung rechzeitig zu beginnen.

Mit Beginn des Fahrplanwechsels im Netzgebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) wird das Stadtbuystem mit nun drei Bussen am 14. Dezember seinen Betrieb aufnehmen. „Von welcher Marke die Busse sein werden, wissen wir noch gar nicht“, berichtet der Erste Stadtrat. Da beide Bewerber den höchsten Preis bei einer Vertragslaufzeit von sechs Jahren angesetzt haben, nehme man an, dass die Busse erfahrungsgemäß bereits nach sechs Jahren ausgetauscht werden müssen und sich deshalb nur weitere zwei Jahre für den Konzessionsnehmer auf Grund zweier fehlender Jahre für die Abschreibung am wenigsten rechnen würden.

Wie bereits bekannt, wird das Stadtbus-Streckennetz ab Dezember mit kleineren Fahrzeugen bedient. Die derzeit eingesetzten Midibusse verfügen über 22 Sitzplätze zuzüglich 4 Klappsitze und 35 Stehplätze. Die neuen, deutlich schmäleren und auch kürzeren Minibusse haben gemäß Ausschreibung mindestens 10 Sitzplätze zuzüglich 4 Klappsitze sowie 25 Stehplätze. „Dieser Bus ist für 96 Prozent aller Fahrten ausreichend groß. Lediglich auf der Fahrt zur Altkönigschule (AKS) am Morgen kommt es wie schon bisher zu Engpässen. Dabei ist anzumerken, dass gerade auf dieser Strecke nur wenige Minuten später der Regionalbus 251 die AKS ebenfalls bedient. Dieser Bus blieb bislang weit unter seiner Auslastungsgrenze, so dass sichergestellt ist, dass auch alle Schülerinnen und Schüler mit dem Bus zur Schule gelangen können“, erklären Odszuck und Müller unisono.

Es wird weiterhin die Linie 71,72 und 73 geben, aber mit veränderten Streckenführungen. „Alle drei Linien fahren im Ein-Stunden-Takt, aber dadurch dass die Busse im Wechsel fahren, konnten wir beinahe im gesamten Stadtgebiet den Halbstundentakt aufrecht erhalten“, zeigt Odszuck die Veränderungen auf. Einbußen in der Taktfrequenz gibt es trotz der Einsparungen an gefahrener Strecke und Bussen allein in der Niederhöchstädter Straße in Oberhöchstadt (nun Ein-Stundentakt) sowie in der Guaitastraße und der Altstadt (beides Linie 73). Auf der Königsteiner Straße hat der Busnutzer schon wieder einen 30-Minuten-Takt durch die Regionalbuslinie, die dort auch verkehrt. Außerdem gibt es nun mehr umsteigefreie Fahrbeziehungen im Stadtgebiet – insbesondere zu den Senioreneinrichtungen, erklärt Odszuck. Der Berliner Platz und der Bahnhof blieben die Dreh- und Angelpunkte des ÖPNV. Es werden im Stadtgebiet pro Jahr 70.000 Buskilometer weniger anfallen – damit sinken auch die Lärm-, Staub- und CO2-Emissionen, informiert Bürgermeister Klaus Temmen weiter. Das Gesamtstreckennetz hat zuvor 221.000 Kilometer betragen, nun sind es nur noch 151.000, weiß Müller. „Das ist ein Beispiel, wie man intelligent sparen kann“, freut sich Bürgermeister Temmen, der in diesem Zusammenhang auf die konstrukive und überfraktionell geleistete Arbeit innerhalb der Betriebskommission hinweist.

Im Vorfeld des förmlichen Ausschreibungsverfahrens hatte die Betriebskommission intensiv nach Einsparungspotenzialen gesucht.

Ausgehend von der Vorstellung, dass es dem Fahrgast gleichgültig ist, ob er in einem Stadt- oder Regionalbus sitzt, wurde ein neues Streckennetz gesucht und gefunden, das Parallelverkehre möglichst vermeidet. „Mit dem neuen Liniennetz ist es im Rahmen der Neuausschreibung gelungen, die von der Politik geforderten Einsparungen von mindestens 100.000 Euro pro Jahr mit einer faktischen Reduzierung des Defizits um 111.000 Euro (Berechnungs-Basis 2014) sogar geringfügig zu übertreffen“, betont Odszuck.

Folgende weitere Aspekte haben zur Wahl des Minibusses geführt: Der deutlich geringere Verbrauch – Reduzierung des Spritverbrauchs um 10 Liter auf 100 Kilometer. Bessere Fahrplanzuverlässigkeit, da der Bus gerade bei den vielen sehr engen Kronberger Straßenverhältnissen nicht so leicht durch falsch parkende Fahrzeuge blockiert wird und wendiger ist sowie eine bessere relative Auslastung der Busse.

Das neue Stadtbussystem umfasst drei Busse. Zudem ist der Betreiber verpflichtet, einen Ersatzbus vorzuhalten. Samstags gibt es den sogenannten „Marktbus“, der auch zum Schwimmbad fährt (als Linie 71). Entfallen werden künftig die bisherigen Stadtbushaltepunkte „Pusteblume“ in der Freiherr-vom-Stein-Straße, „Immanuel-Kant-Straße“, „Friedhof Oberhöchstadt“ und „Tenniscenter Oberhöchstadt“. Dafür entstehen neue Haltestellen in der Zeilstraße und zur Anbindung an die Altkönigschule, so die Information der Stadt. Zum 14. Dezember wird auch der Name der Haltestelle in Höhe des Anwesens Hainstraße 5 geändert. Aus der Haltestelle „Post“ wird die Haltestelle „Bücherei“. Weiterhin ergänzt wird das Stadtbussystem durch die Regionalbuslinien 251 und 261, womit im Busbetrieb auch künftig eine umfassende Anbindung an die Nachbarstädte sowie zum Opel-Zoo gegeben ist.

Nicht mehr im Angebot befindet sich das Anruf-Sammel-Taxi (AST), das aus wirtschaftlichen Gründen nicht weitergeführt wird. Odszuck: „Die Zahl der AST-Nutzer war verschwindend gering. Hier galt es, das Kosten-Nutzen-Verhältnis besonders zu betrachten.“ Mit dem Verzicht auf das AST spart die Stadt weitere 45.000 Euro im Jahr.

„Wir können die Standards zum Großteil beibehalten und sparen trotzdem über 100.000 Euro. Positiver Nebeneffekt ist, dass wir die CO2-Emissionen weiter senken können. Das spricht für Nachhaltigkeit“, so Temmen, der betont, dass alle Stadtteile weiter an den Stadtbus angebunden sind.



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