Pläne für Villa Winter als neues Kulturhaus nehmen Form an

Zurzeit noch als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt, sollen unter dem Dach der Villa Winter in absehbarer Zukunft sowohl das Museum Kronberger Malerkolonie als auch die Kunstschule und das Büro des Kronberger Kulturkreises untergebracht werden.

Foto: Archiv / Westenberger

Kronberg (pu) – Zum 1. Januar 2012, also vor knapp drei Jahren, hat das städtische Jugendhaus in der Villa Winter die Pforten geschlossen. Seitdem war, insbesondere war auch vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltssituation, über künftige Nutzungen spekuliert worden. Von Anfang an im Gespräch unter anderem ein eventueller Umzug des in der Streitkirche zur Miete untergebrachten Museums Kronberger Malerkolonie. Ein Gedanke, der mittlerweile in mehreren Gremien auf seine Realisierbarkeit abgeklopft, durch die weitere Option sowohl die Kunstschule als auch das Büro des Kronberger Kulturkreises ebenfalls an dem Standort Heinrich-Winter-Straße zu etablieren, erweitert wurde und wie es den Anschein hat, weder in einer Schublade verschwinden noch Utopie bleiben wird. Auf der mehr als umfangreichen Tagesordnung der heutigen Stadtverordnetenversammlung fehlt ein diesbezüglicher Punkt zwar noch, spätestens in der Februar-Sitzung wird nach Lage der Dinge aber wohl über ein „Kulturhaus Villa Winter“ abgestimmt werden.

Derzeitiges jährliches Defizit 1,1 Millionen Euro

Der Öffentlichkeit vorgestellt wurde dieses Modell samt weiterer vier bereits im Magistrat diskutierter Varianten jedoch bereits im Verlauf der jüngsten Ortsbeiratssitzung sowie der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU). Die ehemalige Villa des Malers Heinrich Winter, der dieses Haus 1870 in Frankfurt abbrechen und in Kronberg wieder aufbauen ließ, ist seit 1935 in städtischem Besitz. Nachdem sich eine Nutzung als Kurhaus zerschlug, diente das Gebäude ab 1939 lange Zeit als Höhere Schule. Vor zwölf Jahren umfangreich restauriert und wiedereröffnet, zählt das zurzeit als erste Notunterkunft für Flüchtlinge hergerichtete ehemalige Jugendhaus (wir berichteten), zu einer ganzen Reihe städtischer Gebäude, die derzeit auf der Suche nach weiteren möglichen Einsparmöglichkeiten in den Fokus gerückt sind. Berechnungen aus dem letzten Jahr zufolge beträgt das jährliche Defizit der städtischen Gebäude im Innenstadtbereich rund 1,1 Millionen Euro.

Die Verwaltung hat daher in den letzten Wochen erhebliche Fleißarbeit geleistet, Handlungsoptionen für ein umsetzbares Immobilienkonzept im Innenstadtbereich erarbeitet und diese Ideen bereits Mitte September dem Magistrat vorgestellt. Nach Aussage von Andreas Felden, dem Leiter des Fachbereichs 5 „Bauen und Facilitymanagement“, hat man sich dabei, ähnlich wie bei den bereits im Sommer vorgestellten Gestaltungsvarianten für den Schönberger Ortskern, „keine Denkverbote auferlegt“, sondern unter der Prämisse der maßgeblichen Entlastung des Ergebnishaushalts den „städtischen Immobilienbestand bestmöglich auszulasten“ fünf Varianten ausgearbeitet. Darüber hinaus flossen als weitere zu berücksichtigende Kriterien, laut Felden, der Erhalt des kulturellen Erbes durch die Kronberger Malerkolonie sowie die künftige Entwicklung des Museums Kronberger Malerkolonie, die Fortführung der Kunstschule sowie mögliche Belebungseffekte in der Altstadt durch Umstrukturierungen mit ein.

Rathausverkauf unter den Optionen

Die vorgelegten Handlungsoptionen umfassen neben der weiteren Eigennutzung der Villa Winter, deren Vermietung oder einem Verkauf auch zwei Varianten mit weitaus drastischeren Ansätzen. Durchgespielt ist dabei der Verkauf des Rathauses in der Katharinenstraße 7 und die Nutzung der Villa Winter nebst den Räumlichkeiten, in denen derzeit die Kronberger Elterninitiative Kinderhaus (KEK) untergebracht ist, als neues Rathaus beziehungsweise nach weiteren Anbaumaßnahmen sogar möglicherweise als Rathaus und Kulturhaus. Diese beiden letztgenannten Optionen gingen dem Magistrat, wie Erster Stadtrat Jürgen Odszuck (parteilos) informierte, trotz der besten Einsparpotenziale mit knapp 117.000 Euro beziehungsweise 156.000 Euro dann doch weit. Vielmehr habe sich der Magistrat für die Variante I, den Umzug des Malermuseums aus der Streitkirche in das 1. Obergeschoss der Villa Winter, der Verlegung der Kronberger Kunstschule aus dem Nebengebäude der Receptur in das Villen-Dachgeschoss sowie der Umzug des Büros des Kronberger Kulturkreises von der Adlerstraße in die Heinrich-Winter-Straße entschieden. Die Ersparnis beträgt dabei rund 98.000 Euro. „Ein wesentliches Argument für diese Variante ist auch, dass die Ertüchtigungsmaßnahmen für die Nutzungen Kunstschule und Museum aus einer bereits fest zugesagten zweckgebundenen Spende von 250.000 Euro finanziert werden können“, unterstrich Baudezernent Odszuck im Verlauf der Ausschuss-Sitzung. Als weiterer Nutzeffekt wurde die Abmietung der Streitkirche – jährliche Mietkosten 62.584,80 Euro, wobei die Hälfte des Betrages zurzeit durch die Rheinberger Stiftung übernommen wird – sowie die Abmietung der Adlerstraße (jährliche Einsparung von rund 8.000 Euro Miete) – durch die Verwaltung hervorgehoben. Nicht nur das Beratungsteam Einzelhandel Kronberg (BEKK) und Wirtschaftsförderer Andreas Bloching würden ein Votum der Parlamentarier für die Variante I mehr als begrüßen. Bekanntlich mehren sich seit Monaten die Stimmen, die eine Belebung des Recepturhofs und der Altstadt durch die Eröffnung eines Cafés/Bistros oder Eisdiele im Erdgeschoss des Recepturnebengebäudes für wünschenswert erachten. Auch die Kultur hätte endlich einen festen Platz. „Bei uns rennt man mit der Variante I offene Türen ein“, brachte es beispielsweise der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dr. Dr. Jürgen Rolffs (UBG) auf den Punkt. Zustimmung auf ganzer Linie ebenso vom Fraktionsvorsitzenden Volker Stumm (FDP), der deutlich machte: „Wir würden niemals das schönste Rathaus Hessens verkaufen.“ Während Bündnis 90/Die Grünen und die Koalition aus CDU und SPD eine Entscheidung nicht auf die lange Bank schieben wollen, sah die KfB noch „erheblichen Beratungsbedarf“. Alles in allem dürfte jedoch einem „Kulturhaus Villa Winter“ nach Lage der Dinge nichts im Wege stehen. Der zurzeit ebenfalls in den Recepturräumen untergebrachte Kronberg-Treff könnte das zu schaffende Kulturcafé in der Villa Winter nutzen.



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