Ausgelassen und fröhlich ging es zu beim „scheensten Fest im Nest“

Die diesjährigen Thal-Regenten, Sandra Funck und Philip Weidmann, strahlen mit der Abendsonne um die Wette Foto: Westenberger

Kronberg (mw/pu) – „Alle Zeichen stehen auf Start, die Thäler Kerb findet statt!“ Diese von ihm beim gemütlichen Zusammensein im Rahmen des Fahnenstellens am letzten Samstag formulierte Ansage hatte Volker Müller, seit November 2019 amtierender Erster Vorsitzender des Thäler-Kerbe-Vereins, herbeigesehnt. Der Grund lag auf der Hand: Pandemiebedingt war die gestern Abend zu Ende gegangene 52. Auflage des beliebten zweitägigen Volksfestes tatsächlich die erste unter seiner Leitung. „Drei Jahre hat‘s gedauert, bis sich die unendlichen Weiten der ,Staagass‘ endlich wieder gefüllt haben und der Trollo das Thal hinunter getragen wurde“, so begrüßte Müller denn auch die muntere Schar von Menschen, die bereits zur feierlichen Eröffnung dicht an dicht in der „Staagass“, standen, um den Einzug ins Thal nicht zu verpassen. In der Zugschar mit dabei waren die 1. Kronberger Laienspielschar, die Kronberger Rittergarde, die „Ahlen“ und die „Giggelnden Hinkel“ vom Kappen Klub Kronberg, der Musikverein Kronberg, die Freunde des Recepturkellers, die Cronberger Schützengesellschaft 1398 und einige mehr. Zuletzt kamen die Kerbeburschen mit einem ausladenden Kerbebaum, denen es mit Bravour gelang, diesen samt „Trollo“ fachmännisch aufzustellen. Angeführt wurde der Zug von den „alten“ Regenten und den zukünftigen, die sich anschließend auf hoch oben auf der Bühne über den Garagen in der Mitte der „Staagass“ versammelten.

Schon der letzte Samstag vor der Kerb war nach einem genau festgelegten Ritual verbracht worden . Nach Erledigung der letzten Feinschliffarbeiten in der Festmeile „ Staagass “, rollen die Traktoren vor, um die TKV-Aktiven auf Umwegen zu den Wohnanschriften des designierten Thäler Pärchens zu fahren, die Fahnen von Miss Bembel und Thäler Borjermaaster zu stellen und damit intern dem lustigen Rätselraten um die Identität der beiden ein Ende zu bereiten. Ein riesiger Spaß für alle Beteiligten, das neue Regentenpaar nahm glücklich die Gratulationen und Umarmungen entgegen und lud zum Umtrunk ein. Zu den Höhepunkten zählt, wenn Miss Bembel als wichtigste Insigne den nach ihren Wünschen bemalten Krug erhält. Verantwortlich dafür, dass sich ein gewöhnliches grau-blaues bauchiges Steingutgefäß aus dem Elsass in ein wahres Kunstwerk verwandelt, ist Maler Willi Girold. Für die diesjährige Regentin Sandra Funck verschönerte er sage und schreibe schon den 40. Bembel.

Ebenfalls seit langem in das Geschehen der Thäler Kerb eingebunden ist der in diesem Jahr nach 25 Jahren in den Ruhestand gegangene Kronberger Revierförster Martin Westenberger. Er ist immer mit von der Partie, wenn montags der Kerbebaum und das Birkengrün im Stadtwald geschlagen wird. Als Honorierung für diese Bereitschaft und zur weiteren Sicherung seiner geschätzten Hilfe, ernannte ihn Volker Müller feierlich zum Sonderbaumbeauftragten und überreichte ihm eine eigens dafür angefertigte Urkunde.

Und nun, zum Thäler Kerbeauftakt, ging es weiter mit den Traditionen: In tiefstem Hessisch und in Reimform verabschiedeten sich das alte Thäler Kerbepaar, Saskia Schneider als „Miss Bembel“ und Matthias Scheller als „Thäler Borjermaaster“ und übergaben an das neue Paar, die beide tatsächlich in der „Staagass“ groß geworden sind. „Sandra und Philip, die sind der Hit, und die sind net zu zweit, die sind zu dritt“, reimten sie zur Begrüßung der neuen Thal-Regenten und zur Freude des Publikums, die den Babybauch von Sandra Funck längst entdeckt hatten. Zuvor hatte auch Bürgermeister Christoph König zur Begrüßung der Gäste bemerkt, dass die beiden für den Kerbenachwuchs schon gesorgt hätten, „allerdings getrennt voneinander“, wie er schmunzelnd hinzufügte.

Nach ihrer Vorstellung (wir berichteten) und ihrem Dank an ihre Vorgänger, „Ihr habt einen guten Job gemacht“, versprachen sie den Gästen zwei ausgelassene Tage und Nächte im Thal und luden zum Auftakt zum Mitschunkeln zum Thäler Kerbelied ein, das Klaus Temmen, Bürgermeister a.D – auch eine Traditon – anstimmte. Nachdem die „Thäler Kerb, das scheenste Fest im Nest“ ausgiebig besungen worden war, ließ sich das frisch gekürte Regentenpaar den Bembel bis zum Rand mit Abbelwoi füllen und verschwand von der Bühne die Treppen hinunter in der dichten Menge, um den bereits heiter feiernden Gästen rund um die Uhr die Becher zu füllen.

Coronagefahr hin oder her, viele nutzen das zweitägige Fest nach dieser langen Zeit des „Entzugs“ im Thal dazu, endlich wieder einmal ihre Freunde und Bekannten zu treffen, mal wieder ausgelassen zu feiern und die Alltagssorgen für ein paar Stunden – oder Tage – zu vergessen. Das Schöne an der Thäler Kerb ist und bleibt, dass man sich hier nicht verabreden muss, um Freunde und alte Bekannte zu treffen, man läuft sich sowieso über den Weg, denn es gibt nur die „Staagass“, in der sich zwangsläufig alles trifft. Genau das macht die Thäler Kerb, für die sich viele extra Urlaub nehmen, so liebenswert. Eine Woche lang haben die „Thäler“ auf der „Staagass“ bereits Vorbereitungen für die zweitägige Feier getroffen, zu der auch ein Frühschoppen am Mittwoch und ein Seniorennachmittag gehören, sie haben die Theken aufgebaut, die bunten Lämpchen quer über die Gasse gespannt, die Straße mit Birkenzweigen geschmückt und noch Einiges mehr. „Genießt das Fest und das Zusammensein bei Musik, Weck, Wurst und Wein“, forderten „die Thäler“ ihre Gäste auf. Und genau dieser Anweisung folgten die Besucher sehr gerne und einige freuten sich mit der Band „Sunny Vibes“ mit Frontman Harry Kaey schon bei den ersten Songs, endlich wieder die altbewährten Dauerbrenner zu hören wie „Marmor, Stein und Eisen bricht....“ oder „It never rains in southern california“. Harry Kaey freute sich über das „Mega-Wetter“ zum schönsten Fest im Nest. Normalerweise spiele er diesen Song gerne, wenn es mal regne, verriet er, aber heute spiele er ihn mit noch größerer Freude zum „super Sommerwetter“. Und so wurde von Dienstagabend bis Mittwochnacht getrunken, gequatscht, getanzt und oftmals durchgefeiert.



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