Kronberg (war) – Derzeit herrscht auf dem Burghügel zwar noch Winterruhe, aber das heißt für die Mitglieder des Burgvereins keineswegs, dass sie in dieser Zeit selbst in tiefen Winterschlaf verfallen sind. Im Gegenteil: Die Tage bis zur Öffnung der Burg ab Mitte März wollen von den Ehrenamtlichen gut genutzt sein, um die Burgsaison 2024 optimal vorzubereiten.
An Jubiläen steht das 30-jährige Wiegenfest der „Stiftung Burg Kronberg im Taunus“ im Fokus. Während der im Jahr 1989 ins Leben gerufene und damit fünf Jahre ältere Burgverein nach außen hin eindeutig das Bild der Burg in der Öffentlichkeit dominiert, agiert die Stiftung primär im Hintergrund, ist aber in ihrer Bedeutung dem Burgverein ebenbürtig. Im Juli wird das Jubiläum innerhalb des Burgvereins gefeiert.
Burgverein ohne Burg
Zur Erinnerung: Ende der 1980er Jahre stand die Burg zum Verkauf an, da der bisherige Besitzer, das Haus Hessen, die Anlage nicht mehr länger unterhalten wollte. Da sich die Stadt damals aus finanziellen Erwägungen nicht zu deren Erwerb durchringen konnte, drohte die Anlage in Privathände zu gelangen. Das zögerliche Gebaren der Stadt erregte rasch den Unmut in weiten Kreisen der Kronberger Bevölkerung, da zu befürchten war, dass das Wahrzeichen Kronbergs bald nicht mehr öffentlich zugänglich sein könnte. Im April 1989 gründeten daher einige rührige Bürger den Burgverein Kronberg, um dieses „Worst-case-Szenario“ noch zu verhindern. Doch es sah zunächst gar nicht gut aus, denn kein halbes Jahr später erwarb ein Privatmann die Burg. Die Stimmung im sonst beschaulichen Kronberg wurde immer aufgebrachter bis hin zur kurzfristigen symbolischen Besetzung der Burg. Die Mitglieder des inzwischen stark gewachsenen Burgvereins sammelten über 700 Stimmen, die den nachträglichen Kauf der Burg durch die Stadt auf Basis des nach wie vor bestehenden Vorkaufsrechts vehement forderten.
Die eine entscheidende Stimme
Eine Dreierkoalition aus SPD, UBG und Grünen, die seit März 1989 die politische Mehrheit bildete, beschloss schließlich im September 1989 mit gerade mal einer Stimme Mehrheit, dieses Vorkaufsrecht für den Erwerb der Burg wahrzunehmen. Eine langjährige juristische Auseinandersetzung um die Burg begann nunmehr, die am 20. November 1992 für den Burgverein, der bis dahin immer noch ohne Burg dastand, schließlich doch noch ihr gutes Ende fand. Der Burghügel gelangte in städtischen Besitz, als Landgraf Moritz von Hessen an diesem Tag Bürgermeister Kreß die Burgschlüssel übergab. Umgehend schloss sich jetzt die Sanierung der Burg samt dem 18.000 Quadratmeter großen Außengelände an.
Gründung der Stiftung
Nachdem das erste zentrale Etappenziel mit dem Erwerb der Burg durch die öffentliche Hand erreicht worden war, stellte sich die Frage, wie es mit dem Wahrzeichen der Stadt juristisch weitergehen sollte. Es wurde letztlich beschlossen, das Objekt als „Burg für die Bürger“ in eine Bürgerstiftung einzubringen. Dafür riefen die Stadt und der Burgverein die Stiftung Burg Kronberg als gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts ins Leben, um laut Stiftungsverfassung „der großen Verantwortung der Pflege dieses einmaligen historischen Erbes gerecht zu werden“. Das heißt seitdem in praxi, sich insbesondere um den Erhalt sowie die Verwaltung der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude sowie die Durchführung von Veranstaltungen und die Einrichtung eines Burgmuseums zu kümmern. Dazu kommt die permanente Presse- und Öffentlichkeitsarbeit inklusive des Erstellens von Informations- und Werbebroschüren für die Burg und den Verein von Beginn an hinzu. Die Stiftungsurkunde ist auf den 11. Juli 1994 ausgestellt und gilt somit als offizielles „Geburtsdatum“ der Stiftung.
Von Rechts wegen ist die Burganlage seitdem Eigentum der Stiftung. Dank des vorbildlichen Engagements der primär auf ehrenamtlicher Basis agierenden Mitglieder des Burgvereins konnten bis heute alle Punkte des Stiftungszwecks weitgehend erfolgreich und mustergültig umgesetzt werden. Darauf sind die Aktiven sehr stolz.
Die Bausubstanz der Mittel- und Oberburg ist gesichert und, wo erforderlich, grundlegend renoviert worden. Neu hinzu gebaut wurde an der Mittelburg ein Treppenturm mit Aufzug aus sicherheitstechnischen Gründen. Bislang wurden über 12 Millionen Euro in den Erhalt von Ober- und Mittelburg sowie in die Pflege der umfangreichen Außenanlagen investiert. Die Kostenrahmen für die Baulose wurden durchweg eingehalten, was aktuell nur noch selten der Fall ist.
Aushängeschild ist das komplett sanierte Kronen- und Flügelstammhaus der schlossartigen Mittelburg. In dem einen Trakt erfreut sich das Burgmuseum seit 2008 sehr guten Zuspruchs, in dem anderen ermöglichen Terracotta-, Wappen- sowie Liselott- und Klaus Rheinbergersaal das Jahr über zahlreiche Veranstaltungen von Hochzeitsfeiern über Ausstellungen bis hin zu Symposien. Das 18.000 Quadratmeter große Außengelände mit sehr artenreicher Flora und Fauna ist dank seiner liebevoll gepflegten Gartenanlagen samt dem unter Naturschutz stehenden Eibenhain ein wahres Naturidyll, das viele Besucher den Sommer über gerne zur Erholung aufsuchen. Der Prinzengarten ist ein beliebter Ort für standesamtliche Trauungen mit einem dafür eigens installierten stilvollen Traupavillon.
Weinlaubgang und WLAN
Außer dem bereits erwähnten Stiftungsjubiläum stehen bereits einige weitere Termine für 2024 fest. Mit dem Frühlingsfest am 17. März startet die ‚burgzeit 24‘, das beliebte Jahresprogramm des Burgvereins. Es folgen am 8. und 9. Juni das traditionelle Erdbeerfest zur Erinnerung an die bis in die 1950er Jahre blühende Erdbeerkultur in der Burgstadt. Am 8. September lockt der Tag des offenen Denkmals bei freiem Eintritt. Das Herbstfrüchtefest beschließt am 19./20. Oktober die Burgsaison. Nur zum Weihnachtsmarkt wird der Burghügel dann nochmals am 7./8. Dezember offenstehen. Im Rheinberger-Saal sind bereits eine Reihe von Kunstausstellungen in Vorbereitung. Daneben sollen im Freiluft-Café, das letzten Sommer im Prinzengarten sehr erfolgreich eröffnet wurde, einige Sonderaktionen zu bestimmten Themen angeboten werden. Die Aktionen können jedoch nur kurzfristig, da wetterabhängig, angesetzt und in der Presse und im Internet angekündigt werden.
Im Außengelände wird ebenfalls in diesem Jahr einiges passieren. Zentrales Projekt ist die Installation eines neuen Rankgerüsts für den historischen Wein-Laubengang im unteren Prinzengarten. Dazu wird das alte, mittlerweile baufällige Metallgestänge, das über viele Jahrzehnte treu seine Dienste versehen hat, entfernt. Die Metallwerkstatt Florschütz aus Oberhöchstadt wird im Gegenzug ein neues Gerüst anfertigen. Die Sandsteinblöcke, die als Fundament dienen, sind bereits Ende 2023 dank kostenloser Unterstützung der Firma Schulte aus Kronberg auf die Burg gebracht worden. Die Umsetzung dieser Maßnahme wird bis zur Öffnung der Burg Mitte März angestrebt. Außerdem wird die moderne LED-Außenbeleuchtung für die Mittelburg vom Prinzengarten aus bis Jahresende finalisiert.
Weiterhin wird die baldige Inbetriebnahme des WLAN-Netzes in der Mittelburg angestrebt, damit der bislang in den beiden Trakten suboptimale Internet-Empfang endlich ein passables Niveau erreichen wird. Gerade für Veranstaltungen von Firmen ist das eine wichtige Bedingung.
Im Innenhof der Mittelburg soll die bislang lediglich überdachte, aber sonst offene Theke wetterfest gemacht werden, um ein vor Wetterunbilden – dazu zählen Nässe, Wind und Regen – weitgehend geschütztes Agieren zu ermöglichen.
Im Kassenhaus wird mit Eröffnung der Burg im März ein neues digitales Kassensystem das Kassenteam unterstützen.
Gerade ist der Burgbrief 23/24 aus der Druckerei gekommen und wird jetzt zügig an die Mitglieder verteilt. Das reich bebilderte Magazin ist zudem ab sofort im Bürgerbüro erhältlich, solange der Vorrat reicht. Der Burgbrief ist ansonsten jederzeit für jedermann/-frau auf der Internetseite des Burgvereins (www.burgkronberg.de unter „Weitere Informationen/download“) abrufbar. Das Magazin lässt nochmals das gerade vergangene Jahr Revue passieren. Unter den vielen aufgelisteten Aktivitäten im Jahr 2023 seien hier einige besondere kurz hervorgehoben: Im Spätwinter wurde der Prinzengarten inklusive neuer Wegeführung gärtnerisch grundlegend überarbeitet. Außerdem spendete der Burgverein 42 Baumsetzlinge, damit an den 42 Meter hohen Freiturm der Oberburg erinnernd, für den Kronberger Vereinswald, der gerade oberhalb der Hünerbergwiesen im Entstehen ist. Im August wurde das Freiluft-Café vor dem Prinzenturm eröffnet. Dieses lädt bei schönem Wetter zum Kaffeeplausch mit einmaligem Panoramablick ein.
Ein voller Erfolg, sichtbar an den sehr guten Besucherzahlen, war die während des Sommers von einigen Mitgliedern des Burgvereins selbst kuratierte Ausstellung „Kultur trifft Natur“. Grund für die Schau war das zehnjährige Bestehen des 3-Burgenwegs, der die Wehranlagen von Königstein, Falkenstein und Kronberg verbindet und sich mittlerweile zu einem der beliebtesten Wanderwege im Vordertaunus gemausert hat.
Drei Kunstausstellungen im Rheinberger-Saal der Mittelburg fanden ebenfalls breite Beachtung und bewiesen erneut, dass der Burgverein „Kunst kann“.
Derzeit herrscht auf dem Burghügel zwar noch Winterruhe, aber das heißt für die Mitglieder des Burgvereins keineswegs, dass sie in dieser Zeit selbst in tiefen Winterschlaf verfallen sind.
Fotos: Ried