„Mythos Worpswede“: Neue Ausstellung startet im Museum

Otto Modersohn, Sonniger Herbsttag, Öl/Leinwand Worpsweder Kunststiftung F. Netzel Foto: Worpsweder Kunststiftung/ F. Netzel

Kronberg (kb) – Die Stiftung Kronberger Malerkolonie zeigt vom 25. Oktober 2020 bis 28. Februar 2021 im Museum im Kulturhaus „Villa Winter“, Heinrich-Winter-Straße 4, die Ausstellung „Mythos Worpswede“. Die Öffnungszeiten sind mittwochs 15 bis 19 Uhr, samstags 12 bis 18 Uhr sowie sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr. Am 24. und 31. Dezember sowie am 1. Januar 2021 bleibt das Museum geschlossen. Der Eintritt beträgt pro Person 6 Euro, ermäßigt 5 Euro. Familien zahlen 12 Euro, Kinder bis 12 Jahre und Mitglieder sind kostenfrei.1884 erstmals durch Fritz Mackensen entdeckt und zusammen mit Otto Modersohn und Hans am Ende gegründet, zählt die legendäre Worpsweder Künstlerkolonie zu den bekanntesten in Deutschland. Es war jedoch die Malerin und Otto Modersohns Ehefrau Paula Modersohn-Becker, die mit ihrer sagenhaften, verflochtenen Geschichte von Malerei, Dichtung, Liebe, Sehnsucht und Leid zahlreiche Autoren zu einer unüberschaubaren Fülle an Publikationen und Filmen über die Künstler im Teufelsmoor anregte. Die Schicksale der Worpsweder Künstler sowie ihre zeitlosen Darstellungen der Wolken-, Moor- und Birkenlandschaften wurden zu einem Mythos des 20. Jahrhunderts.

Mit der Vereinigung Fritz Mackensens mit Otto Modersohn von der Kunstakademie Düsseldorf sowie mit Hans am Ende von der Akademie der Bildenden Künste in München wurde Worpswede 1889 zur Künstlerkolonie, der sich viele weitere Künstler und Künstlerinnen anschlossen. Da es Frauen bis 1919 verboten war, staatliche Akademien zu besuchen, gingen sie auf private Malschulen, die sich häufig in Künstlerkolonien etablierten. In Worpswede fand unter anderem Paula Becker, die später Otto Modersohn heiratete, ab 1897 künstlerischen Anschluss.

Von einer Worpsweder Schule war erstmals die Rede, als Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Hans am Ende, Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler Ende 1895 in der Bremer Kunsthalle ausstellten und kurz darauf im Münchner Glaspalast ihren erfolgreichen Durchbruch feierten. Schon bald sollte sich Worpswede als regelrechter Künstlermagnet etablieren. Regelmäßig fanden insbesondere im „Barkenhoff“, dem Wohnhaus Heinrich Vogelers, Künstlertreffen und Feste statt. 1899 zerfiel die Künstlergemeinschaft, nach 1902 gab es keine gemeinsamen Ausstellungen mehr.

Neben dem Einfluss der männlichen Künstlerkollegen ist die Nähe der Künstlerinnen zu Paula Becker-Modersohn nicht zu unterschätzen, deren individueller Stil prägend auf ihre Künstlerkolleginnen wirkte. Paula Becker, die streng genommen zur „zweiten“ Generation gehörte, hinterließ ein malerisches Werk, dessen Bedeutung für die Kunst zu ihren Lebzeiten wohl nur ihr Ehemann erkannt hatte.

Wie Paula blieben viele der Malerinnen und ihr Werk zu ihren Lebzeiten im Schatten der männlichen Künstler, deren Ehefrauen sie häufig waren, zurück. Paulas charakteristische künstlerische Qualitäten fanden nach ihrem tragischen Tod eine derart breite Anerkennung, dass viele Malerinnen späterer Generationen, wie zum Beispiel Lisel Oppel, nach Worpswede kamen.

Die aktuelle Ausstellung zeichnet anhand von rund 50 Werken von 25 Künstlern aus privaten und öffentlichen Sammlungen das facettenreiche Bild dieser legendären Künstlerkolonie bis nach 1945 nach.

Die von Dr. Ingrid Ehrhardt kuratierte Ausstellung verdankt sich der vertrauensvollen Zusammenarbeit der Museumsgesellschaft Kronberg mit der Künstlerkolonie Worpswede im Rahmen der jährlich stattfindenden Tagungen von EuroArt (der Vereinigung der europäischen Künstlerkolonien).



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