v.r.n.l. Erster Stadtrat Heiko Wolf, Dr. Uli Molter (Stadt Oberursel), Matthias Ott (Stadtplanung), Sandra Poschmann (Leiterin Fachbereich Stadtentwicklung und Umwelt), Stadtverordnete Alexandra Sauber (UBG), Stadträtin Ute Neumann (B90/Die Grünen), Eleni Mayer-Kalentzi (Stadtentwicklung), Michael Boßhammer und Mark Schwalm (beide Firma mobilDenker), Bürgermeister Christoph König, Stadtrat Gilbert Sonntag (FDP), Stadtrat Prof. Jörg Mehlhorn (KfB), Stadtrat Hans-Jörg Niermann (CDU) Fotos: Göllner
Kronberg/Oberursel (mg) – Ökonomie ist ein Zauberwort. Letztlich jedoch auf der Ebene der politischen und verwaltungstechnischen Realität mehr als wichtig, um zeit- und geldsparend Projekte umsetzen zu können – die Daseinsvorsorge als kommunale Aufgabe in der praktischen Realität. Verschiedene Faktoren wie technologische Entwicklungen, finanzielle Ressourcen, der demografische Faktor und gestiegene Erwartungshaltungen auf vielen Seiten der Gesellschaft beschäftigen Kommunen mit immer mehr Inhalt und Herausforderung. Die interkommunale Zusammenarbeit zwischen Städten und Gemeinden kann dabei unterstützen, voneinander zu lernen und zu profitieren; sei es, wie man es macht – oder auch, wie man es besser nicht machen sollte.
Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Kronberg trafen sich in diesem Zusammenhang am Samstag, 16. September, mit Oberursels Bürgermeisterin Antje Runge und Dr. Uli Molter, dem Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit-Mobilität der Stadt. Themenschwerpunkt war die Verkehrswende, im Konkreten ein nachhaltiges Mobilitätskonzept mit dem Schwerpunkt Radverkehr.
Kronbergs „Delegation“ traf sich um kurz vor 12 Uhr am Samstag bei Sonnenschein auf dem Bahnhofsvorplatz in Oberursel und bestand aus Bürgermeister, Erstem Stadtrat, einer Reihe von Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern und zwei Vertretern der Firma mobilDENKER, die zukünftig beratend zur Seite stehen. Anschaulich und gleichzeitig unterhaltsam trug im Laufe des Tages Uli Molter, der gemeinsam mit Matthias Ott von der städtebaulichen Planung in Kronberg das Treffen plante, auf einem mehr als einstündigen Fußmarsch durch Oberursels Straßen vor, welche Problematiken sich beim Thema Radwege auftun, welche positiven Effekte die Umsetzung haben kann und was noch alles zu tun und zu berücksichtigen sei. In der Nachbarkommune entsteht ein Modellversuch, der sich an dem verkehrlichen Leitbild orientiert, das das Oberurseler Stadtparlament beschloss. Ein solcher Leitfaden wird aktuell in Kronberg entwickelt. Das Thema Fahrradstraße und Schülerverkehr wurde in den Blickpunkt genommen, und spätestens an dieser Stelle merkte man, dass der Teufel im Detail stecken kann. Tiefgaragengebühren, die der Kreis als Träger erhebt, motivieren Lehrpersonal einer Oberurseler Schule beispielsweise, im angrenzenden Wohngebiet zu parken – teilweise ordnungswidrig –, um den Kosten aus dem Weg zu gehen. Dies wiederum hat Auswirkungen auf die Parkplatzsituation und folglich auch auf das Gestalten einer Fahrradstraße, die an sich den Schülerinnen und Schülern dienlich sein soll, denn Parkplätze und Fahrradstraßen an derselben Stelle sind häufig problematisch. Auch Feuerwehrausfahrten müssen im Kontext beachtet werden, die Farbgebung Hinweis liefernder Piktogramme muss abgewogen und mit der Straßenverkehrsbehörde und den gesetzlichen Regelungen abgestimmt sein. Sind gekennzeichnete Trennlinien für Radfahrer und Fußgänger der Co-Existenz zuträglich oder rufen sie eher problematisches „Revierverhalten“ hervor? Ein weiterer wichtiger Punkt, den sowohl Antje Runge als auch Uli Molter auf dem Weg aus Erfahrung ansprachen, ist die niederschwellige und rechtzeitige Bürgerbeteiligung vor der Umsetzung von Projekten. „Man muss die Leute mitnehmen, dort, wo sie sind“, so die Verwaltungschefin. „Und dann stehen wir auch am Wochenende auf dem Bürgersteig mitten im Wohngebiet mit einem Tisch, auf dem Pläne ausgebreitet sind. Und die Menschen nehmen es an“, fügte Molter hinzu. Auch Bürger-Veranstaltungen seien gut besucht und lösen Missverständnisse, bevor diese entstehen können. So kann man auch an dieser Stelle sagen: Angemessene und kompetente Kommunikation zahlt sich aus. In den nächsten zwei bis fünf Jahren soll nun in Oberursel ein System von Fahrradstraßen entstehen, wodurch auch Parkräume neu geordnet werden müssen.
Im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten ‚Mobilitätswerkstadt2025‘ hat die Stadt Oberursel begonnen, in ihrem Projekt pimoo (Plattform für integrierte Mobilität in Oberursel) die Mobilität zu stärken. Am Ende der Fußexkursion gab es von Uli Molter noch eine digitale Präsentation in Oberursels „Denkwerkstatt“ ‚Thiiird Place‘, die pimoo vorstellte. Es wurde für das Zusammenspiel von Mobilitätsangeboten Bewusstsein geschaffen – ob öffentlicher Personennahverkehr, Fahrrad oder Auto. Digitale Applikationen wurden erklärt. „Wie ich den Tag mobil gestalte, entscheidet sich morgens auf der Bettkante“, erklärte Molter. Gerade das Thema Verkehr, der zukünftige Wandel und das Zusammenspiel sind geeignet für die interkommunale Zusammenarbeit, denn, wie Kronbergs Bürgermeister König und der Erste Stadtrat Heiko Wolf Oberursels Bürgermeisterin Runge beipflichteten, sind Synergien zu nutzen und Transparenz für Entscheidungen zu schaffen. Der Verkehr sei in der Natur der Sache nicht kommunal begrenzt. „Man neigt dazu, sich an Bedenken festzuhalten“, formulierte Christoph König dann noch, um sich jedoch an Uli Molters Aufforderung zum Schluss: „Seien Sie mutig“ zu orientieren. Während der gesamten Veranstaltung hörten die Kronbergerinnen und Kronberger in Amt und Würden aufmerksam und interessiert zu, stellten Fragen und bekamen Antworten. Am Schluss bedankte sich im Namen aller dann Fachbereichsleiterin Sandra Poschmann für das Treffen.
Da die Stadt Kronberg bereits eine Absichtserklärung formulierte, mit der Stadt Oberursel zusammenzuarbeiten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das nicht das letzte interkommunale Treffen der beiden Kommunen war.
v.l.n.r. Bürgermeisterin Antje Runge (Oberursel) und Bürgermeister Christoph König (Kronberg), dahinter Erster Stadtrat Heiko Wolf und Stadtrat Hans-Jörg Niermann
Dr. Uli Molter