Kritik an Coca Cola Erweiterungsplänen

Das Coca-Cola Werk Liederbach plant eine Ausweitung der Produktionslinien und aufgrund einer neuen Unternehmenskonzeption einen Ausbau der Lagerkapazitäten durch ein Hochregallager mit einer Höhe von 28, und einer Länge von 170 Metern. Das Konzept hierzu wurde während der letzten Sitzung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses als Arbeitspapier für die Gremien erstmals vorgestellt.

Da das Lager unmittelbar an die Bestandsgebäude angrenzt und genügend Platz für den Verladevorgang („backloading“) geschaffen werden muss, sollen angrenzende Flächen mit Abstellflächen für die Lastwagen und einem Parkhaus für die Fahrzeuge der Arbeitnehmer bebaut werden.

Nachdem sich die im vergangenen Jahr bevorzugte Ausweitung der Coca-Cola nach Süden wegen gescheiterter Grundstücksverkaufsverhandlungen nicht verwirklichen lässt, haben Bürgermeisterin und Verwaltung ein Entwicklungskonzept unter Einbeziehung des neu ausgewiesenen Gewerbegebietes „westlich des Sindlinger Weges“ erarbeiten lassen.

Die Planung beinhaltet eine Verlegung des Wertstoffhofes, um eine Zufahrtsstraße zu den neuen LKW-Parkflächen zu schaffen und den Bau eines dreistöckigen Parkhauses, das bei Bedarf um ein weiteres Geschoss für Büroflächen aufgestockt werden soll. Der Standort dieses Gebäudes grenzt unmittelbar südlich an die Siedlung „Kalkofen“.

„Bürgermeisterin und Verwaltung kommen bereitwillig allen Forderungen der Unternehmensführung nach, da das Unternehmen angeblich bei jedem unerfüllten Wunsch mit einer Verlagerung der Produktion an andere Standorte droht“, kritisiert Stefan Kunz, Fraktionsvorsitzender von Grünen/Bündnis 90. Sollte alles so laufen wie von Coca Cola gewünscht, stelle man der Gemeinde in Aussicht, eventuell die regionale Hauptverwaltung nach Liederbach zu verlegen.

Stellungnahme der Grünen

„Fällt es uns schon schwer, mitzuerleben, wie nach wie vor Natur und Feldflächen einer ungehemmten Baulust geopfert werden, ist es umso bitterer zu sehen, dass ein riesiger Teil des neu ausgewiesenen Gewerbegebiets lediglich als Abstellfläche für Kraftfahrzeuge dienen soll“, meint Stefan Kunz. Darüber hinaus setze man den Bewohnern des „Kalkofens“ gemäß der aktuellen Planung einen riesigen Parkhausblock vor die Fenster, der eine Höhe von etwa 15 Metern oder höher erreichen könnte. Zusätzliche Abgase und Lärm der etwa 60 auf der Parkplatzfläche parkenden LKW täten dann ein Übriges, um die Lebensqualität der Anlieger zu beeinträchtigen.

Schlimmer noch fällt für die Liederbacher Grünen das geplante riesige Hochregallager mit einer Höhe von 28 Metern und einer Länge von 170 Metern ins Gewicht, auch wenn es auf den zur Beratung vorgelegten Perspektivzeichnungen betont klein gehalten erscheine.

„Ein solcher Block wird das Orts- und Landschaftsbild von fast allen Seiten massiv beeinträchtigen und kann nur als Verschandelung bezeichnet werden“, ist Stefan Kunz überzeugt. Im Zusammenhang mit der neuen Lagerkonzeption des Werkes werde das Verkehrsaufkommen durch An- und Abtransport riesiger Produktmengen um ein Vielfaches steigen.

„Die vielen LKW der Spediteure werden weiterhin und verstärkt nach der Zusammenlegung aller ausgelagerten Lagerkapazitäten den Sindlinger Weg und angrenzende Flächen zuparken“, prognostiziert Kunz.

Trotz des geplanten Kreisels könne man davon ausgehen, dass es zu Stoßzeiten zu Rückstaus bis weit um den Kreisel herum und die Höchster Straße kommen wird.

Auch falle es schwer, die von der Verwaltung immer wieder gebetsmühlenartig betonten und erhofften Arbeitsplatz- und Gewerbesteuervorteile nachzuvollziehen. „Gewerbesteuerzahlungen sind in Liederbach schon lange keine verlässliche Größe mehr. Die zu erwartenden Investitionskosten könnten gerade bei Coca-Cola für lange Zeit zu einem deutlich geringeren Gewerbesteueraufkommen führen“, so die Meinung der Grünen.

Die Liederbacher Grünen erwarten von der Bürgermeisterin und der Verwaltung daher mehr Rückgrat und Durchsetzungsvermögen bei den Verhandlungen mit dem Unternehmen.

Das geplante Hochregallager müsse im Interesse des Ortsbildes in seiner Höhe reduziert werden, auch wenn dies zu höheren Baukosten führen sollte.

Bei der Ausweisung von Flächen für die abzustellenden Fahrzeuge seien alternative Konzepte vorzulegen.

Auf die Belange und die Lebensqualität der Liederbacher Bürger müsse in weit stärkerem Maß Rücksicht genommen werden.



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