Die Brunnenkönigin der Rekorde verabschiedet sich

Zum Abschiedsbild stellt sich die scheidende Brunnenkönigin Verena I. mit Brunnenmeister Andreas den Fotografen noch einmal an ihrem Brunnen am Alfred-Delp-Haus. Foto: fch

Oberursel (fch). Brunnenkönigin Verena I. hat Geschichte geschrieben. Und dies in gleich mehrfacher Hinsicht. Sie ist die erste Orscheler Brunnenkönigin, die Tochter einer Brunnenkönigin ist. Ihre Mutter war 1997 als Sandra II. in Amt und Würden. Beide hatten ihren Vater als Brunnenmeister an ihrer Seite: Bei Sandra war es Papa Gerhard Otte,bei Vanessa ihr Vater Andreas Schmidt.

Doch das ist noch nicht alles. Verena I. musste im Laufe ihre langen Amtszeit starke Nerven und eine gehörige Portion Humor mitbringen. Aufgrund der Corona-Pandemie gab es drei Verschiebungen. Im Gegensatz zu ihren Amtsvorgängerinnen fand ihre Krönung nicht in der Stadthalle und nicht wie geplant am 21. März 2020 im Rilano-Hotel statt, sondern als Open-Air-Veranstaltung am 23. August 2020 im Rahmen eines Frühschoppens auf dem Gelände des Vereins Ursellis Historica. Mit der Krönung begann offiziell die Amtszeit der 42. Oberurseler Brunnenkönigin Verena I. Ihre Insignien, Krone und Zepter, hatte die 19-Jährige zuvor nicht auf dem Brunnenfest von Vorgängerin Pia I. überreicht bekommen. Die Übergabe der auf einem Kissen liegenden Insignien fand am 5. Mai 2020 im Freien auf dem Marktplatz statt, weil das Traditionsfest aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt worden war.

Wie viele andere Termine auch. Immer wieder mussten Termine verschoben werden. Nach einem Jahr Amtszeit blickte das Duo gerade einmal auf elf anstelle von „1000 Auftritten“ zurück. Damit war Verena I., die Brunnenkönigin mit den wenigsten Terminen im „ersten“ Brunnenkönigin-Jahr. Eigentlich läuft die Regentschaft ja nur ein Jahr. Doch das Mitglied des Bommersheimer Carneval Vereins (BCV) ist zugleich die erste Brunnenkönigin mit drei Amtszeiten. Und das Brunnenpaar wurde von zwei Bürgermeistern begleitet. Bei der Inthronisation war Hans-Georg Brum dabei, ab der Krönung seine Amtsnachfolgerin Antje Runge. Alles Rekorde und Premieren auf die sie gern verzichtet hätte.

Zum Glück hatte Verena bereits ihre Ausbildung zur Orthopädietechnik-Mechanikerin im Sanitätshaus Rosenkranz-Scherer, wo sie auch heute arbeitet, in ihrer Geburtsstadt Bad Homburg abgeschlossen. Und ihr Arbeitgeber, der zugleich einer ihrer Sponsoren ist, kam ihr bei den Terminen entgegen. Jetzt heißt es für Verena I. und Brunnenmeister Andreas Abschied nehmen. Die 42. Brunnenkönigin nennt als Höhepunkte ihrer Amtszeit, das Jubiläumsfest 60 Jahre Vereinsring Oberursel vom 19. bis zum 22. August 2021 und das Brunnenfest vom 10. bis zum 13. Juni 2022. Aber auch viele andere Veranstaltungen wie die Weinfesteröffnung haben ihr großen Spaß gemacht. „Ich habe an verschiedenen Inthronisationen teilgenommen und war sechsmal beim Geflügelzuchtverein Weißkirchen zu Besuch. Da meine Amtszeit drei Jahre lang war, fällt mir der Abschied nicht leicht. Ich habe viele, echte Freundschaften mit anderen Hoheiten geschlossen, viele kommen zu meiner Abschiedsfeier. Wer am Ende seiner Amtszeit nicht traurig ist, hat sein Amt nicht mit Herzblut ausgefüllt“, sagt Verena Schmidt. Und fügt hinzu: „Das Amt der Brunnenkönigin lebt durch die Veränderung. Jede Inhaberin führt es anders aus, bringt sich mit ihrer Persönlichkeit ein. Ich freue mich auf meine Nachfolgerin.“ Ab der kommenden Woche wird sie wieder mehr Zeit für ihre Hobbys und Freunde haben. Dazu gehören seit 2011 das Tanzen in der Maxigarde des BCV, Tenorsaxophon spielen im Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Bommersheim und schnorcheln bei der DLRG.

Auch Brunnenmeister Andreas Schmidt zieht eine positive Bilanz. Zu seinen Highlights der vergangenen drei Jahre als Brunnenmeister gehört außer dem Vereinsringjubiläums- und Brunnenfest auch der Weihnachtsmarkt am dritten Adventswochenende in Epinay. „Wir haben viele Vereine und Feste im Umland besucht, die wir zuvor nicht kannten“, sagt der gebürtige Stierstädter. Auf dem Feldbergfest getroffen, ein längeres Gespräch geführt und Fotos gemacht haben sich die beiden Oberurseler mit dem Hessischen Ministerpräsidenten. Das war eine schöne Entschädigung für den ausgefallenen Empfang in Wiesbaden.

„Es wird jetzt ruhiger werden. Wir haben beschlossen, privat zu einigen Veranstaltungen wie dem Büdesheimer Laternenfest oder dem Frankfurter Goetheturmfest mitzufahren. Und es bleibt wieder mehr Zeit für Familie und Hobbies“, sagt der Diplom-Informatiker. Er ist begeisterter Radfahrer, Schwimmer und Trainer bei der DLRG in Bad Homburg und seit acht Jahren aktives Mitglied, Trainer und Vorstandsmitglied bei der DLRG Oberursel.



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