Oberursel. Von kleinen Diamanten bis zu Mammutzähnen und vollständigen Fossilien von Tieren, die vor über 100 Millionen Jahren gelebt haben, war alles zu sehen. Der Geologische Arbeitskreis des Vereins für Geschichte und Heimatkunde hatte zur 45. Mineralien- und Fossilienbörse in die Stadthalle eingeladen, und knapp 1000 Besucher kamen.
Wie gewohnt fand die Börse am zweiten Wochenende im Jahr statt und war am Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Unter dem Motto: „Von Sammlern, für Sammler“ kamen Besucher aus der Umgebung und Sammler aus ganz Deutschland, um sich die Mineralien anzuschauen. Auch dieses Jahr war der Börsensaal mit 50 Ausstellern gefüllt, die ihre Fossilien und Mineralien präsentierten und damit handelten.
Wegen des freien Eintritts kamen unter anderem viele Familien. Viele spontan, um sich die faszinierenden Gesteine anzuschauen. Schon frühmorgens um 10 Uhr bei der Öffnung standen Sammler und Spezialisten vor der Tür, um seltene und spezielle Fundstücke zu ergattern. Die Börse fand auch als Austausch der großen Sammler-Community statt. Untereinander wurde fleißig gefachsimpelt. Den Ausstellern gefiel besonders, dass der Verkauf von Schmuck verboten ist und mehr Fokus auf die Natürlichkeit gelegt wird.
Die Gesteine kamen aus der ganzen Welt. Viele Aussteller sind häufig auf bestimmte Länder spezialisiert, da sie dort gute Kontakte pflegen und sich gut auskennen. Unter anderem konnten die Besucher Mineralien und Fossilien aus Madagaskar, Südamerika, Europa und natürlich aus Deutschland bewundern und kaufen. Bis zu einer Milliarde Jahre alte Fossilien und Mineralien in verschiedenen Größen waren vertreten. Der Ausstellungsleiter und Geologe Sascha Staubach aus Wehrheim stellte extra Mikroskope zur Verfügung für besonders kleine Kristalle, die nur auf diese Weise zu erkennen sind.
Am Stand von Elisabeth Weiß blieben viele Blicke hängen. Größtenteils präsentierte sie Fossilien von Tieren in verschiedenen Größen, die vor etwa 50 Millionen Jahren gelebt haben, aber auch beeindruckende Abgüsse von ihnen. Ihr Nachbar bot Mineralien und Kristalle an. Bis zu 460 Millionen Jahre alte Amethyste, Achate, Malachite, Obsidian und viele weitere Steine, die in Mexiko, Europa, Asien und Madagaskar gefunden wurden. Bei einem anderem Aussteller gab es sogar echte Dinosaurierzähne und Knochen aus der Eiszeit.
Wie man Mineralien findet
Ausstellerin Susanne Morgenstern, aus Berlin angereist, faszinierte an ihrem Stand besonders mit lokalen Mineralien. Seit über 30 Jahren sammelt sie selbst und leitet nebenbei einen Mineralogie- und Geologie-Club in ihrer Heimat. Sie verkauft außer deutschen und europäischen Mineralien selbst abgebaute Prehnite aus Marburg und damit als eine der wenigen Sammler aus der Umgebung. Dank ihrer Erfahrung konnte sie den Besuchern erklären, wie das Mineraliensuchen abläuft. Zunächst informiert sich der Sammler darüber, was man finden kann. Als nächstes müssen die Sucher herausfinden, in welchen Steinbrüchen oder Kiesbrüchen das Erwünschte zu finden ist. Das Suchen der Gesteine ist eine schweißtreibende Arbeit, dabei wird oft mithilfe von Hammer und Meißel im Gestein nach Hinweisen auf die gesuchten Mineralien und Kristalle gebohrt. Nachdem diese gefunden wurden, erfolgt die Feinarbeit. Um die Mineralien vollständig freizulegen, wird oft über mehrere Stunden versucht, das umliegende Gestein zu entfernen, bis im Groben das Mineral freiliegt und zu bewundern ist.
Kristan legt seine Geode frei
Am Stand von Michael und Petra Dittert aus Wetzlar wurde Geodenknacken angeboten. Besonders für jüngere Besucher war diese Aktivität wie schon im vorigen Jahr ein Highlight. So auch für Kristan, der mit seinen Eltern zu Besuch bei der Börse war. Zunächst konnte er sich seine Geode – wahlweise aus Mexiko oder Marokko in unterschiedlichen Größen – aussuchen. Michael Dittert beriet Kristan bei der Auswahl und half ihm, zu erkennen, ob das Gestein eine Geode ist. Dabei sind sowohl das Gewicht als auch kleine Kristalle auf der Außenhülle des Gesteins ein wichtiges Merkmal. Dann legte er Kristans ausgewählten Stein in einen Geodenknacker. Dort ist das Gestein von einer Metallkette mit scharfen Kanten umgeben, die eng festgezogen wird. Für den wichtigen Moment muss Kristan einen Hebel mit viel Kraft umlegen, damit er das Gestein mit dem Druck der Ketten halbiert. Dabei wird eine Schutzbrille getragen, und Michael steht daneben, um notfalls einzuschreiten. Kristan schaffte es aber ohne Hilfe und konnte sein Werk bestaunen. In den Händen hielt er eine etwa 40 Millionen Jahre alte Calcit-Geode mit faszinierenden, glitzernden Kristallen. Dank dieses Fundes hat sich der Besuch der Börse für ihn umso mehr gelohnt.
Am Stand von Aussteller Michael und seiner Frau Petra, die sich durch das gemeinsame Interesse an Fossilien kennengelernt haben, gab es außer dem Geodenknacken auch noch viele weitere Mineralien und Fossilien zu bestaunen. Nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene empfiehlt er eine Entdeckungstour in Idar-Oberstein, wo er selbst sein erstes Mineral gefunden hat.
Früher konnte in Deutschland in vielen Steinbrüchen nach Fossilien und Mineralien gesucht werden. Da deren Zahl jedoch spürbar kleiner geworden ist, sind auch Fossilien und Mineralien aus Deutschland seltener geworden. Trotzdem gibt es noch Steinbrüche auch in der Umgebung, die Aussicht auf Erfolg verheißen.