Oberursel (gt). Am Samstag empfingen die Funkgeräte der Feuerwehr eine Meldung, dass es eine Explosion bei Barth Galvanik im Hammergarten gegeben habe. In einem Sondergebäude war ein Feuer ausgebrochen und mehrere Personen wurden vermisst.
Bei der Meldung handelte es sich um die Ausgangslage für die Jahresanfangsübung der Jugendfeuerwehren aus Oberursel und Steinbach, aber auch wenn es nur eine Übung war, sollte es so real wie möglich wirken. Dazu gehörte natürlich die Anfahrt mit Blaulicht. Bereits fünf Minuten nach der Alarmierung waren die ersten Fahrzeuge aus der Wache in Stierstadt am Einsatzort, drei Minuten später folgten die Kräfte aus Weißkirchen. Während die Stierstädter weiter zur Rückseite des Gebäudes vorgingen, bereiteten sich die Jugendlichen aus Weißkirchen darauf vor, mit Atemschutzgeräten in das Gebäude vorzudringen, um nach Personen zu suchen und gleichzeitig den ersten Löschangriff zu starten. Bald standen die Bommersheimer ihnen zur Seite.
Vor der Alarmierung hatten sich 21 Mitglieder der Minifeuerwehren aus Steinbach, Stierstadt, Bommersheim und Weißkirchen in drei Teilen des Gebäudes versteckt. „Es sind deutlich mehr vermisste Personen als sonst“, erklärte Stadtjugendfeuerwehrwart Tim Kinkel. Natürlich müssen die Minis verstehen, dass sie sich nur bei dieser Übung verstecken sollen, nicht wenn es wirklich brennt.
Die Atemschutzgeräte der Suchtrupps wurden speziell für die Jugendfeuerwehr angeschafft und sind leichter als die herkömmlichen Geräte der Feuerwehr. Die Attrappen sollen den Jugendlichen helfen, sich daran zu gewöhnen, das Gewicht am Rücken zu haben. Sie sind „etwas leichter als ein voller Schulranzen“, erzählte Philip (11) von der Wehr Mitte. Die Schläuche, die sie mit sich führen, sind zwar angeschlossen, aber werden nicht mit Wasser versorgt. Die Funkgeräte und Wärmebildkameras sind ebenfalls echt und kommen bei der Suche zum Einsatz.
Aus allen anderen Schläuchen floss aber Wasser, und zwar mit zwei bis fünf Bar, wie die stellvertretende Stadtjugendfeuerwehrwartin Larissa Hagen im Nachgespräch erklärte. Das ist zwar weniger als die zehn Bar, die bei einem echten Einsatz fließen würden, dennoch ist das so stark, dass die Schläuche immer zu zweit gehalten werden müssen.
Inzwischen waren auch die Steinbacher angekommen und fuhren ebenfalls zur Rückseite des Gebäudes. Zusammen mit einer Gruppe von Oberursel-Mitte sorgten sie für mehr Wasser beim Hydranten an der Straße. Hier gab es eine der wenigen Aufgaben, die von Erwachsenen bei der Übung übernommen werden: das Anbringen des „Systemtrenners“, der dafür sorgt, dass es keine Kontamination der Trinkwasserleitungen durch einen Rücklauf geben kann oder Schäden durch einen Unterdruck entstehen. Und siehe da: Einer der drei Hydranten hatte einen Defekt und konnte bei der Übung nicht benutzt werden. Die Feuerwehr hat es an die Stadtwerke weitergemeldet.
Während all dies stattfand, waren die Oberstedter zum letzten Gebäudeteil gefahren und hatten dort zwei Puppen gerettet, die von Paletten bei der Explosion zugeschüttet worden waren. Nachdem sie mit dieser Aufgabe fertig waren, rollten sie auch ihre Schläuche aus.
Spätestens um 15.30 Uhr waren alle Minis gerettet und in Sicherheit. Zehn Minuten später war die Übung vorbei, das Löschen wurde eingestellt. Was nun blieb, war das Verstauen der Geräte und das Austauschen der Schläuche. Bei der Nachbesprechung zurück in der Wache in Stierstadt gratulierte Tim Kinkel den Jugendlichen zu einer „sehr schönen Übung“. Er hatte nur Gutes gehört und es hat ihm sehr gut gefallen. Feuerwehrdezernent Christof Fink betonte, wie beeindruckend die Übung für ihn gewesen war.
Die Mitglieder der Jugendfeuerwehr sind zwischen zehn und 16 Jahre alt und treffen sich jede Woche mit ihren Betreuern in ihren jeweiligen Wachen. Die nächste Übung ist für November geplant, dann wird sie von der Feuerwehr Oberursel-Mitte vorbereitet.