Mädchen und Frauen bleiben seit 25 Jahren am Ball

Gleich geht’s los: Die D-Jugend ist fertig fürs Training. Foto: bg

Oberursel (bg). Wer hätte das gedacht? 1997 gründen 15 kickende weibliche Wesen aus dem Umfeld der Frauen-Fußballmannschaft des 1. FC Oberursel, die von Peter Gehrmann betreut wurde, einen eigenen Verein, der sich innerhalb eines Vierteljahrhunderts zu einem wichtigen Vorzeigeobjekt im Frauenfußball mit mehr als 250 Mitgliedern mausert. Er ist ein Breitensportverein, der allen am Fußballspielen interessierten Mädchen und Frauen eine Heimat bieten möchte. Der größte Erfolg in der kurzen Vereinsgeschichte war der Aufstieg der Frauenmannschaft in die Landesliga 2004. Die E-Juniorinnen konnten 2015 den Regionalpokalsieg feiern und die B-Jugend des Vereins spielt in der Hessenliga.

Peter Gehrmann ließ seine Schützlinge nicht im Stich, sondern er fungierte bis 2001 als Vorsitzender des jungen Vereins. Unter den Gründerinnen war damals auch Simone Petermann als Spielerin. Heute ist sie die Vorsitzende des 1. Frauenfußballvereins (FFV) 1997 Oberursel. An der Sportanlage am Bleibiskopf in der Karl-Hermann-Flach-Straße ist zu Trainingszeiten mächtig was los. Auf dem Rasen tummeln sich Fußballerinnen jeden Alters und jagen dem Ball hinterher. Simone Petermann steht dabei gelassen mittendrin und trainiert eine Schar von über 20 E-Jugendspielerinnen. Zuvor hat sie mit Trainer Philipp Rudolph den Trainingsablauf besprochen. Es wurden kleine Tore, Hütchen und jede Menge Bälle aus den Vereinscontainern auf den Platz geschleppt. Auf dem großen Rasenplatz wuseln am anderen Ende die Allerjüngsten im Alter von fünf bis sieben Jahren herum. In Kleingruppen eingeteilt treten sie im sportlichen Wettkampf gegeneinander an. Sie bewältigen die Aufgabe, den Ball vor sich her bis zum Hütchen zu kicken, ihn irgendwie drumherum zu bugsieren und dann wieder mit Tempo zurück, den Ball der nächsten Spielerin durch geschicktes Schießen vor die Füße zu bringen. Das „Anfeuern“ der eigenen Mannschaft ist dabei ausdrücklich erlaubt.

Die große Sportanlage ist der wichtige Heimathafen und Stützpunkt für den Verein. Dort stehen zwei vereinseigene Container mit Sportmaterialien und Utensilien, die für die Spiele und das Training dringend benötigt werden. Gleichzeitig dient einer davon als Verpflegungsstation. Bei Spielen auf dem Platz wird er bewirtschaftet. In den Pausen und danach werden Kaltgetränke sowie Kaffee und Kuchen angeboten.

Gab es in der Anfangszeit nur die Damenfußball-Mannschaft, sind nun im Verein alle Altersklassen vertreten. Er hat inzwischen über 200 aktive Spielerinnen. Angefangen von den Frauenmannschaften I und II, der B- und C-Jugend über zwei Mannschaften bei den D-Juniorinnen bis zu den Allerjüngsten von der E- und F- bis zur G-Jugend. Alle Mannschaften trainieren mindestens zweimal in der Woche. Aber auf dem Platz geht es nicht um nur um das Training mit dem Ball, das Austoben und das Kräftemessen mit anderen. Gleichzeitig lernen die jungen Spielerinnen von Anfang an respektvoll, fair und solidarisch miteinander umzugehen. Viel Spaß hatten gerade die Allerjüngsten Anfang März. Sie erlebten einen schönen Tag auf dem Sportplatz bei einem Mini-Turnier im Funino-Modus. Über 30 Mädchen im Alter zwischen fünf und acht Jahren waren mit von der Partie. Dabei spielten sie in Mini-Gruppen drei gegen drei auf vier Minitore ohne Torhüterin mit einer Auswechselspielerin. Es ging sehr lebendig zu, alle konnten mitspielen und sich einbringen.

Beim Blick zurück steht fest: Die Gründung vor 25 Jahren war ein Paukenschlag. Mit ihrem mutigen Schritt brachen die Kickerinnen aus Oberursel damals in die bis dato sehr männlich dominierte Fußballwelt ein. Im Hochtaunuskreis hatten sie mit der Vereinsgründung die Nase vorn, aber auch hessen- und bundesweit gab es zum damaligen Zeitpunkt kaum selbstständige Frauenfußballvereine.

Zur Geschichte gehört auch, dass Ende der 1990er-Jahre viele Funktionäre im DFB dem Frauenfußball noch skeptisch bis ablehnend gegenüberstanden. Frauen hatten da einen schweren Stand, waren in der Chef-Etage kaum vertreten. Nach dem jüngsten DFB-Bundestag in Bonn hat sich das gründlich geändert. Nach vielen unschönen Querelen soll es jetzt einen Neuanfang geben. Bernd Neuendorf wurde zum Präsidenten gewählt und mit Silke Sinning wurde eine Frau Vize-Präsidentin, die schon lange in vielen Gremien mitgearbeitet hat. Die mutige Hessin – sie ist Professorin für Sportpädagogik – setzte sich in einer Kampfabstimmung mit großer Mehrheit gegen das langjährige Präsidiumsmitglied Rainer Koch durch. Insgesamt gehören jetzt fünf Frauen dem 14-köpfigen DFB-Präsidium an, das gab es bisher noch nie.

Aller Anfang entsteht in der Breite, an der Basis wo die kleinen Vereine mit viel Engagement im Einsatz sind. Talente, der Nachschub für die Profi-Ligen, werden in der Provinz entdeckt, das war schon immer so. Wenn es da hapert, schwächelt auch die Spitze. Nach den Neuwahlen bei dem DFB sollen jetzt auch die Amateur-Vereine wieder verstärkt in den Fokus der DFB-Spitze rücken.

Hoffentlich profitieren davon die Frauenfußball-Vereine bundesweit und finden nicht nur mehr Beachtung, sondern vor allem auch Unterstützung, das wünscht sich Petermann für die fußballspielenden Mädchen und Frauen. Der 1. FFV ist in Oberursel gut in das Vereinsleben eingebunden und unterhält gute Kontakte zu den anderen Fußballvereinen in der Stadt. Mit der TSGO gibt es eine gute Zusammenarbeit bei der Nutzung des Sportplatzes und der Sporthallen.

Vereine leben vor allem von Engagement ihrer Mitglieder. Unterstützt wurde die Neugründung auch von dem damaligen Trainer der Frauenmannschaft, Klaus Privat. Weitere Mitglieder der ersten Stunde waren Cindy Kudling, Astrid Schneider und Katja Weber als Jugendleiterin. Besonders die Familie Privat ist auch nach 25 Jahren immer noch eine wichtige Stütze und aus dem Vereinsleben nicht wegzudenken. Vater Klaus war Gründungsmitglied und Sohn Maurice dürfte inzwischen der dienstälteste Trainer für den Erwachsenenbereich im Hochtaunuskreis sein. 17 Jahre lang ist er für den FFV als Trainer im Einsatz, Bruder Jerome ist inzwischen als Trainer für die 2. Frauen-Mannschaft im Einsatz. Schwester Chantal Privat spielt mit Begeisterung Fußball. Seit der Vereinsgründung ist auch sie ununterbrochen dabei. Gestartet als Mittelfeldlenkerin hat sie auch schon Aufgaben als Co-Trainerin oder Beisitzerin im Vereinsvorstand übernommen. Darüber hinaus gibt es mit Michaela Hahnenbruch und Alexandra Zaddach zwei weitere Spielerinnen aus der Gründerzeit, die immer aktiv auf dem Platz stehen.

Zu den vielen weiteren Unterstützern im Trainings- und Vorstandsbereich, die schon lange im Einsatz sind, zählen die stellvertretende Vorsitzende Stephanie Geilke, die zwei Jahre an der Spitze des Vereins stand, oder die Trainer Ingo Bockshammer, Guilio Torsiello, Manuela Richter, Mirima Liste sowie die Torhüterin und Torwarttrainerin Charlotte Badur. Viele Aufgaben stemmen Simone Reuschling und Katrin Kitz im organisatorischen Bereich, Walter Schmidt ist als Schatzmeister auf verantwortungsvollem Posten im Einsatz. Viel Unterstützung erhält der Verein auch durch das Engagement zahlreicher Eltern gerade der jüngeren Spielerinnen, die an vielen Stellen helfend eingreifen. Sie organisieren die Bewirtung bei den Spielen, den Vereinsstand beim Brunnenfest, fahren zu Spielen mit und feuern die Mannschaft an.

Nicht ohne Stolz blicken die vielen Akteure im Verein auf die vergangenen 25 Jahr zurück und haben auch noch viel vor. Dafür steht der Slogan „Wir bleiben am Ball – 25 Jahre 1. FFV Oberursel“. Natürlich ist eine große Jubiläumsfeier mit der gesamten Vereinsfamilie geplant. Es soll ein Fest werden, bei dem sich alle aktiven Spielerinnen mit ihren Trainern, Familien, Mitgliedern und Unterstützern zwangslos auf dem Sportplatz treffen und gemeinsam unbeschwerte, schöne Stunden mit Sport, Spiel und viel Spaß verbringen wollen Als Termin ist Samstag, 16. Juli vorgesehen.

Der Zusammenhalt wird im Vereinsleben großgeschrieben und die Geselligkeit gepflegt, betont Petermann. Was den Verein umtreibt und was er sich wünscht, ist die Verbesserung der Infrastruktur für seine sportlichen Aktivitäten. Dazu fällt Petermann spontan ein Soccer-Feld ein, möglichst in der Nähe des Sportplatzes.

Alle Teams trainieren an der Bleibiskopf-Sportanlage in der Karl-Hermann-Flach-Straße. Die genauen Trainingszeiten für alle Mannschaften stehen im Internet unter https://ffvoberursel.de. Alle am Fußballspiel interessierten Mädchen sind willkommen. Bereits mit fünf Jahre kann mit dem Training in der G-Jugend begonnen werden.

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