Oberursel (ow). „Heute sind alle rundum glücklich, die Sonne scheint und wir danken von Herzen den fleißigen Schülern und Lehrer der Burgwiesenschule für die Unterstützung“, sagt Mathilde Krücke, Vorsitzende des Oberurseler Hilfsvereins „Kenia Kinder Hilfe“ (KKH). 300 motivierte Schüler, ein Doppel-Weltmeister, eine ungewöhnliche Rennstrecke um das Schulgebäude, zahlreiche applaudierende Eltern, die Lehrer als Rundenzähler – Sportlerherz, was willst du mehr?
Der 19. Schüler Spendenlauf zugunsten der KKH war wieder eine Erfolgsgeschichte. Ein Erfolg für die Bommersheimer Schüler im Alter von sechs bis zwölf Jahren, bei denen viele ihre Bestleistungen erreichten, manche sogar bis 20 Runden in 30 Minuten absolvierten – aber auch ein Erfolg für die 38 Waisenkinder im Waisenhaus in Langobaya, Kenia. Dorthin fließen die Einnahmen des Spendenlaufs.
Mathillde und Lutz Krücke sowie Oliver Knobl, drei der Mitgründer vor 21 Jahren, bereiteten wochenlang mit dem Helferteam um Sibylle Jablonka dieses Spektakel vor. Die Schüler der Vorklassen bis zu den vierten Klassen suchten sich im Vorfeld bei Eltern und Verwandten Sponsoren aus, die pro gelaufener Runde einen festgelegten Betrag finanzierten zugunsten des Waisenhaus-Projekts. Der Benefizlauf fand in mehreren Gruppen statt. Den ersten Startschuss gab die Bommersheimer Ironman-Legende, der zweifache Altersklassen-Weltmeister Winfried Schmidt. Da waren die Kinder stolz. Wer kann schon von sich behaupten, vor den Augen eines Weltmeisters gestartet zu sein? Countdown zählen und mit viel Tamtam und Getöse ab auf die Laufstrecke. Es war viel mehr als ein Laufevent.
Schon morgens um 6.30 Uhr errichtete das Aufbauteam viele spannende Stationen für das Rahmenprogramm. Die Schüler Basti und Lenni Knobl schleppten Steine und Leonard Borchers und Len Linder die Bretter für ein original kenianisches Klassenzimmer im Freien auf Kies in Bommersheim. Da durften Lehrer und Kinder Platz nehmen auf den Brettern und Mathilde Krücke gab den Schülern, die Pause vom Lauf hatten, einen Einblick in den Alltag in Kenia. „120 Kinder sitzen in einem Raum, ohne elektrisches Licht, sie haben keine Tische und schreiben mit dem Blatt auf ihrem Schoß.“ Es ist mucksmäuschenstill und alle lauschen Krücke. „Einen tollen Hausmeister wie hier den Herrn Hiller gibt es nicht. Sie müssen ihren Platz und den Klassenraum vorher und nachher selbst fegen, Hand anlegen, wenn etwas kaputt ist. Später im Waisenhaus, wenn alle Hausaufgaben erledigt sind, waschen die Kinder ihre Wäsche selbst. Natürlich nicht in einer Waschmaschine, sondern mit der Hand.“ Da waren viele Kinder sprachlos. „Die Waisenkinder, bevor sie in das Waisenhaus kommmen, kennen nicht das Gefühl, satt zu sein. Sie leben meistens in einer löchrigen Lehmhütte. Das ist ein einziger Raum zum Wohnen, Schlafen und Kochen am Holzofen. Ein Bett gibt es nicht, und wenn es eines gibt, dann schlafen bis zu acht Menschen darin. Eine Welt, wie wir sie uns hier nicht vorstellen können. Mit dem Waisenhaus geben wir ein Stück Hoffnung und freuen uns über jeden, der später eine Ausbildung macht. Sei es als Kfz-Mechaniker, Lehrer oder Schneider.“
Auf dem Schulhof durften Kinder Fußbälle aus Kordel und Stoff basteln und auf die kenianische Torwand schießen, sich verkleiden in traditionellen Gewändern, Körbe auf dem Kopf balancieren, und den Infostand mit vielen Bildern besuchen. Hunderte Fragen wurden von den neugierigen Schülern gestellt und beantwortet. „Jetzt weiß ich noch mehr, warum ich heute so viele Runden gelaufen bin. Es ist toll, dass ich damit den armen Kindern helfen kann“, sagt die zehnjährige Sophia glücklich, die sich wie alle anderen Läufer eine Urkunde verdient hat.
Wehmut kam am Ende auf, denn einige hatten schon erfahren, dass Schulleiterin Michaela Wiehl im Sommer in den Ruherstand gehen wird. Nach 38 Jahren als Lehrerin, 24 Jahre davon an der Burgwiesenschule und dort 17 Jahre als Rektorin. „Es ist mein letzter Benefiz-Lauf als Rektorin. Aber ich werde das Projekt weiterhin unterstützen“, versichert sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Abschließend erzählt Oliver Knobl von den nächsten Aktionen: „Wir suchen weiter Paten und Spenden für das Waisenhaus. Beim Orscheler Sommer sind wir wieder im Rahmen des Afrika-Festivals im Rushmoor-Park dabei. Zudem wollen wir im Waisenhaus eine Solaranlage bauen. Das ist dort allerdings gar nicht so einfach, und dafür benötigen wir viel Unterstützung. Und wenn sich hier in der Region noch eine Schule findet, organisieren wir gerne einen weiteren Benefiz-Lauf.“
Natürlich sind jetzt alle gespannt, welche Spendensumme am Ende herauskommt. Die Auswertung dauert einige Wochen. Wenn alle Spenden eingegangen sind, wird Bilanz gezogen und der ganze Lauf auf einer Abschlussveranstaltung in der Schule gebührend gefeiert. Weltmeister Winfried Schmidt ist sich sicher: „Ich kenne die Bommersheimer. Es wird bestimmt ein weltermeisterlicher Betrag werden!“
Weitere Informationen per E-Mail an mathi.kruecke[at]kenia-kinder-hilfe[dot]de oder im Internet unter ....