Oberursel (ow). Den Feuerwehren sind die Waldbrandereignisse am Altkönig im Juni des vergangenen Jahres noch sehr präsent – fast 1000 Einsatzkräfte aus dem Hochtaunuskreis und Nachbarlandkreisen waren drei Tage im Einsatz. „Auch viele Feuerwehrleute aus Oberursel waren in unterschiedlichsten Funktionen an diesem Einsatz beteiligt“, so Erster Stadtrat und Feuerwehrdezernent Christof Fink. Doch auch in den Vorjahren hatte die Feuerwehr Oberursel bereits mit Waldbrandlagen zu kämpfen. „2022 beim Feuer am Kolbenberg, der durch den ehemaligen US-Sendemast gut auf dem Taunuskamm zu erkennen ist und zur Gemarkung Oberursels gehört, waren wir auch schon mehrere Stunden im Einsatz“, erläutert Stadtbrandinspektor Valentin Reuter. Damals war die Einsatzstelle deutlich besser zu erreichen, was die Brandbekämpfung erleichterte.
Beim Einsatz am Altkönig war einer der entscheidenden Faktoren außer der Löschwasser-versorgung die Erreichbarkeit der Einsatzstelle. „Aufgrund der Lage war es kaum möglich, Fahrzeuge bis an die Einsatzstelle heranzubringen“, so der Wehrführer der Feuerwehr Mitte, Uli Both, der beim Altkönigfeuer auch in der Einsatzleitung aktiv war. „Diesen beiden Herausforderungen begegnen wir nun mit speziellem Gerät für die sogenannte Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung, einem Tanklöschfahrzeug-Wald (TLF-W) und dem Abrollbehälter Löschwasser“, erläutert der Wehrführer der Wehr Bommersheim, Alexander Wehrheim,der hauptamtlich bei der Stadt Oberursel im Sachgebiet Technik der Stabstelle Brand- und Zivilschutz arbeitet und unter anderem für die Fahrzeugbeschaffung zuständig ist. „Das Stadtparlament ist einem Vorschlag der Stadtbrandinspektion gefolgt und hat 2022 einer Finanzmittelumverteilung zugestimmt. Damit wurde die Möglichkeit für die Beschaffung des TLF-W für 570 000 Euro und des Abrollbehälters Löschwasser für 95 000 Euro geschaffen“, ergänzt Fink.
„Das TLF-W wird künftig in Bommersheim stationiert, was auf den ersten Blick vielleicht nicht ganz logisch erscheint, handelt es sich doch um den Stadtteil ohne größere Waldgebiete, doch Schwerpunkt des neuen Einsatzfahrzeugs mit einer speziellen Selbstschutzanlage, die den Unterboden des Fahrzeuges im Bedarfsfall mit Wasser benetzt, ist auch die Vegetationsbrandbekämpfung von Flächen- und Ackerbränden“, erläutert Reuter. „Und landwirtschaftliche Flächen haben wir in Bommersheim zu Hauf“, weiß Wehrheim.
Um bei Einsätzen immer genügend Wasser bereitzustellen, wird die Beschaffung durch den Abrollbehälter Löschwasser ergänzt, der als zusätzliches Wechselmodul auf die vorhandenen Abrollkipper – auch Wechsellader genannt – aufgezogen werden kann und ein Volumen von 10 000 Liter bietet. Der Abrollbehälter wurde bereits Ende vergangenen Jahres ausgeliefert.
Nur dreimal in Deutschland
Beide Fahrzeuge sind auch mit einer speziellen Beladung für die Wald- und Vegetations-brandbekämpfung wie Harken, Spezialäxten oder Löschrucksäcken ausgerüstet. Der Abrollbehälter Löschwasser hat außerdem einen Faltbehälter verladen, in den der Inhalt des Tanks entleert werden kann, um direkt wieder losfahren und neues Wasser holen zu können.
Eine Besonderheit des TLF-W ist seine hohe Wasserdurchfahrtshöhe, womit es auch im Katastrophenschutzeinsatz in Hochwassergebieten für die Personenrettung – dazu sind auf dem Dach des Fahrzeuges Notsitze verbaut – eingesetzt wird. „Das macht dieses Fahrzeug, übrigens das Dritte seiner Art in Deutschland, zu einem besonders flexibel einsetzbaren Spezialgerät“, erläutert Wehrheim.
Die Feuerwehr Mitte hat die Ausbildung am Abrollbehälter bereits abgeschlossen, das Fahrzeug ist in Dienst gestellt. In Bommersheim sind die Einweisungen auf das TLF-W angelaufen, bis zur offiziellen Indienststellung wird es allerdings noch etwas Zeit dauern. „Generell arbeiten wir augenblicklich an Ausbildungskonzepten für die Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung, wozu sowohl in Oberursel als auch auf Ebene des Hochtaunuskreises Arbeitsgruppen gegründet wurden“, so Reuter. Fink zeigt sich „froh, den Fahrzeugpark der Feuerwehr Oberursel mit diesen beiden Spezialfahrzeugen zu ergänzen. Unsere Feuerwehr ist damit rechtzeitig zum Beginn der Waldbrandsaison gut vorbereitet“.