IGS bereit zum Umzug und zum Unterricht im Container

Container werden montiert für den IGS-Umzug Foto: Biedermann

Oberursel (HB). Zwei Wochen lang dröhnte Schwerlastverkehr durch Stierstadt. Jetzt lässt sich das Ergebnis im Schulbezirk am Südwestrand der Oberurseler Gemarkung besichtigen. Dort türmen sich nunmehr 137 Container zu einem Provisorium, das so lange gebraucht wird, bis das 30 Millionen Euro teure Neubauprojekt der Integrierten Gesamtschule Stierstadt (IGS) fertig ist. Der federführende Hochtaunuskreis rechnet im Herbst 2022 mit dem Abschluss der Baumaßnahme.

Die Anfahrt der Lkw-Karawane aus dem tschechischen Kanovice, dem Heimatort des Herstellers, ist generalstabsmäßig geplant worden. Die Taunusstraße wurde zum Einfallstor, und in der 90-Grad-Kurve vor dem Bahndamm der notwendige Platz für die sperrigen Transporter durch Halteverbotszonen geschaffen. Die Bahnunterführung ist zu niedrig für ein derartiges Speditionskaliber. Am Montageplatz oberhalb der Gartenstraße wartete ein rotes Kranmonstrum, gut 14 Meter lang und auf sechs Achsen ruhend, das die Blechkästen mühelos einpasste. Am vergangenen Dienstag wurde das letzte Element an den Haken genommen. Die wärmegedämmten Module sind meist 15 Quadratmeter groß – vier davon ergeben einen Unterrichtsraum.

Auf einer Länge von 51 Metern – 14,5 Meter breit und gut neun Meter hoch – erstreckt sich die Ausweichschule über drei Stockwerke, die auf Betonsockeln ruht. Nach den Sommerferien werden hier 100 Schüler der gymnasialen Oberstufe auf das Abitur vorbereitet – mit Strom, Wasser und Heizung versorgt. Toiletten, auch für Behinderte, inklusive. Die Ebenen sind mit innenliegenden Treppenhäusern ausgestattet. Derzeit ist Montageleiter Stanislav Jedruch für 20 Kollegen zuständig. Projektleiter Matthias Zimmermann betreut vier Baustellen gleichzeitig und pendelt zwischen Mainz und Stierstadt.

Auf dem Campus beiderseits der asphaltierten Erschließungsachse bildet sich die Schulhistorie ab. Die Blöcke für die Jahrgangsstufen fünf bis zehn machen einen tadellosen Eindruck und bleiben von dem Zukunftsprojekt unberührt. Darüber liegt der Betonriegel aus dem Jahr 1971 mit windschiefen Jalousien und dem Charme eines Lagerhauses. Unter diesem Dach liegen die naturwissenschaftlichen Fachräume, hier sind die Kurse der Oberstufe zu Hause, Verwaltung und Schulleitung untergebracht. Von diesem Bauwerk bleibt nichts mehr übrig, wenn ab Herbst für ein halbes Jahr die Abrissbirne zuschlagen wird. Das kann Schulleiter Markus Herget, dessen Arbeitsplatz seit 20 Jahren in dem grauen Block liegt, nicht unberührt lassen.

Auf dem geräumten Areal soll in zweieinhalb Jahren Bauzeit ein aus drei versetzten Rechtecken bestehender Baukörper samt einer Sporthalle entstehen. Vergangenen August machte eine Jury, zu der im Landratsamt auch der IGS-Direktor zählte, den Entwurf eines Dresdener Architektürbüros zum Wettbewerbssieger. Mittlerweile hat die Schule in zahlreichen Konferenzen mit den Experten aus Elbflorenz eine Optimierung der Pläne vorgenommen. Am 24. Mai wird bei einem Schulfest mit viel Musik und Theater das Halali für den Altbau geblasen, dessen bühnengleiches Forum für Markus Herget das „Herz der Schule“ ist. So etwas hat der Neubau nicht zu bieten. Zur Fete werden 500 Gäste erwartet, darunter Ehemalige, die vor 30 Jahren zu den Schulabgängern gehörten und die Gelegenheit zum Klassentreffen wahrnehmen. .

Logistische Herausforderung

Auf die Schule, daran gibt es keinen Zweifel, kommt eine logistische Herausforderung zu. Der Umzug vollzieht sich nicht allein im Containerdorf. Die 20-köpfige Verwaltung samt Schulleitung siedelt in einen früheren Trakt der alten Grundschule über, und Schulleiter Herget weiß schon, dass der ovale Konferenztisch dort in seinem halb so kleinen Büro keinen Platz finden wird. Die naturwissenschaftlichen Fachräume werden in den Hauptbau der ehemaligen Grundschule einziehen, die vorübergehend als Flüchtlingsherberge fungierte. Markus Herget, der in Hanau wohnt, wird mit Hand anlegen, wenn demnächst 1800 Umzugskisten gepackt werden, in denen auch der Fundus der Bücherei Platz finden wird.

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