Hochtaunus (ba). Es ist bereits Tradition: Immer am ersten Wochenende nach den Schulferien finden die Saalburg-Konzerte statt. Seit 1978 gehören sie zu den kulturellen Aktivitäten des Lions Clubs Friedrichsdorf-Limes. Der Club-Präsident, Fabian Fuhrmann, begrüßte am Samstag die Zuhörer und bedankte sich in seiner Ansprache bei den Helfern: „Die Konzerte sind in jedem Jahr wieder ein Kraftakt und werden nur durch die Unterstützung vieler Ehrenamtlicher möglich. Die gesamte Bühne und alle Stühle mussten an den Aufführungsort gebracht werden.“
Die Saalburg, die seit 2005 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, bot einen stimmungsvollen Rahmen für die klassischen Konzerte. Die Principia, von Fuhrmann als „Heilige Halle“ bezeichnet, diente in römischer Zeit als zentrale Stabsstelle und religiöses Zentrum und nun als Konzerthalle. Vor Beginn hatten bereits viele Gäste trotz Nieselregens die eindrucksvolle abendliche Atmosphäre des Römerkastells genossen.
Die Aufführung begann mit der Ouvertüre zur Oper „Nabucco“ von Giuseppe Verdi. Hier konnte das Landesjugendsinfonieorchester Hessen gleich seine Stärken ausspielen: Mit enormer Klanggewalt ertönten die leidenschaftlichen Stellen, während die leiseren sehr sensibel und präzise gespielt wurden. Dem 1976 gegründeten Auswahlorchester gehören junge Menschen an, die aus Hessen stammen und ihre Instrumente auf herausragendem Niveau spielen. Das Orchester war gerade von einer Gastspielreise aus Italien zurückgekommen und hatten sich zehn italienische Musiker als Verstärkung mitgebracht. Die jungen Leute spielten mit sichtbarer Freude und Begeisterung.
Dirigent Martin Dendievel führte das Orchester schwungvoll und mit großen Gesten. Der aus Belgien stammende Musiker begann bereits mit 14 Jahren ein Musikstudium und kam als Erasmus-Student nach Weimar. Am Vorabend hatte sein ehemaliger Lehrer Nicolás Pasquet am Pult gestanden. Der aus Uruguay stammende Musiker ist Chefdirigent des Landesjugendsinfonieorchesters Hessen.
Nach „Nabucco“ folgte Ludwig van Beethovens Violinkonzert D-Dur opus 61. Als Solistin an der Violine begeisterte Anne Luisa Kramb die Zuschauer. Obwohl sie erst 19 Jahre alt ist, hat sie bereits 15 Jahre Erfahrung auf ihrem Instrument und gewann bereits etliche internationale Musikpreise. Sie spielte auf der Stradivari „Paganini“ von 1724, die ihr aus dem Privatbesitz einer Familie zur Verfügung gestellt wurde. Ihre Interpretation von Beethovens Violinkonzert ließ große Reife und Einfühlungsvermögen spüren.
Nach der Pause, in der sich Musiker und Zuhörer mit Getränken und Essen im idyllischen Innenhof der Saalburg stärken konnten, folgten die „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky. Die Idee des Komponisten, den Besuch einer Kunstausstellung in einem Musikstück abzubilden, wirkt bis heute originell und außergewöhnlich. In gewisser Weise gehört das Werk zu den Vorläufern der Filmmusik, da es optische Eindrücke akustisch interpretiert. Das Leitthema der „Promenade“ erklang mal zart, mal temperamentvoll, und führte durch das ganze Stück. Die Bildertitel wie „Das alte Schloss“, „Der Gnom“ und „Die Katakomben“ sind auf Kunstwerke von Viktor Hartmann, einem Freund Mussorgskys, zurückzuführen und wurden vom Orchester ausdrucksstark interpretiert.
Das Publikum applaudierte intensiv und langanhaltend. Bei der Zugabe tauschte Dirigent Martin Dendievel ganz überraschend seinen Platz mit dem Cellisten Eike Rödel. Das Orchester agierte auch unter ihm sehr temperamentvoll, und das Wechselspiel machte offensichtlich allen Beteiligten viel Freude. Nach dem Konzert fielen sich viele der jungen Musiker spontan in die Arme und feierten die gelungene Aufführung. Es war ein schönes und bewegendes Bild, das man bei älteren Musikern leider nur selten sieht.
Mit dem Erlös der Saalburg-Konzerte finanziert der Lions Club Friedrichsdorf-Limes vielfältige kulturelle und soziale Projekte, unter anderem ein Programm zur Sucht- und Gewaltprävention an Schulen. Im kulturellen Bereich werden Jugendorchester im Rhein-Main-Gebiet unterstützt und Geldpreise an begabte Jugendliche im Rahmen des Jugendmusikpreises vergeben. Darüber hinaus gehen Spenden an weitere soziale und kulturelle Einrichtungen, und es werden in Einzelfällen in Not geratene Mitbürger in Friedrichsdorf unterstützt. Die zwei ausverkauften Vorstellungen mit jeweils rund 500 Zuhörern auf der Saalburg werden sicher einen guten Teil dazu beitragen.