Eichenprozessionsspinner – eine Gefahr für Mensch und Wald

Hochtaunus (how). Sie lieben sonnige Plätze – aber nicht irgendwo, sondern nur an Eichen. Dort sammeln sich die Raupen mit dem harmlosen Aussehen, die für den Menschen jedoch gefährlich werden können, in gespinstartigen Nestern. „Der Eichenprozessionsspinner ist ein wärmeliebender Schädling, mit dem wir nicht nur in den vergangenen Jahren und in diesem Jahr, sondern auch künftig leben müssen“, meint der Bad Homburger Revierförster Günter Busch.

Schuld an dem vermehrten Auftreten der Schädlinge, die ihre Nester an Ästen und den Stämmen der Eichen spinnen, ist der Klimawandel, ist sich Busch sicher. „Da im Bad Homburger Stadtwald überall Eichen zu finden sind, gibt es kein spezielles Gebiet, vor dem wir Waldspaziergänger warnen können“, berichtet er. „Grundsätzlich gilt: Wer ein Nest mit Eichenprozessionsspinnern sieht, sollte sich davon fernhalten“, empfiehlt Busch. Auf keinen Fall berühren, lautet die Devise. Denn der Kontakt mit ihnen kann unangenehme Folgen haben: Spätestens nach 24 Stunden ploppt auf der Haut stark juckender Ausschlag auf. Diese Raupendermatitis kann über mehrere Tage anhalten. Bei manchen Personen können auch starke, allergische Reaktionen wie Atemnot auftreten.

Erschwerend kommt hinzu, dass man auch unbewusst Kontakt mit den unliebsamen Raupen haben kann. Denn die Eichenprozessionsspinner haben unzählige giftige Brennhaare, die durch den Wind in die Luft getragen werden. Die Brennhaare dienen den Raupen als Schutz vor Fressfeinden, enthalten aber das Eiweißgift Thaumetopoein, das beim Menschen die allergische Reaktion auslöst. Ebenfalls wichtig: Wer in Kontakt mit den Brennhaaren gekommen ist, sollte die getragene Kleidung so schnell wie möglich wechseln und bei 60 Grad Celsius waschen. Da die Raupen nicht nur im Wald, sondern auch auf Spielplätzen und in Parks gesichtet werden, sei in diesen Tagen überall Vorsicht geboten, meint Busch.

Auch der Friedrichsdorfer Revierförster Philipp Gerhardt hat bereits viele Eichen entdeckt, die von den Schädlingen befallen sind. „Vor allem im Bereich Köpperner Spießwald“, wie er erläutert. Noch bis in den Juli hinein können die Eichenprozessionsspinner für den Menschen gefährlich werden. In Oberursel gibt es ebenfalls Schwerpunkte, an denen Luis Kriszeleit, Revierförster und Leiter des Forst- und Jagdwesens im Oberurseler Stadtwald, die Raupen gesichtet hat. „Besonders stark befallen sind die Bäume im Bereich Altkönigweg und im Käsbachtal“, berichtet er. „Auch unterhalb der Hünerbergwiese sind sie gesehen worden“, erklärt er. Kriszeleit betont jedoch, dass man wegen dieses Schädlings nicht allzu große Panik machen sollte. „Die Hauptprobleme, mit denen wir in unserem Wald zu kämpfen haben, sind die Trockenheit und der Borkenkäfer“, führt er aus. Der Oberurseler Revierförster kennt Regionen in Deutschland, in denen ein anderer Schädling, der ebenfalls zur Fraßgesellschaft des Eichenprozessionsspinner gehört, noch mehr Unheil anrichten kann: der Schwammspinner. „In Bayern habe ich ganze Waldgebiete gesehen, in denen diese Raupe sich durch die Blätter der Laubbäume gefressen hat. Da sehen die Bäume im Sommer so kahl aus wie im Winter“, erklärt er. „Das ist nochmal eine ganz andere Hausnummer.“

Kahlfraß bis in die Krone

Die Eichenprozessionsspinner verdanken ihren langen Namen der Tatsache, dass sie sich in den Abendstunden von ihrem Gespinst aus gemeinsam wie in einer Prozession auf Nahrungssuche begeben. Dabei fressen sie sich durch die Blätter – bis hoch oben in der Baumkrone. Für viele Eichen bedeutet das sogar Kahlfraß. Geschieht das nur einmal, kann die Eiche sich im Folgejahr regenerieren. Bei mehrjährig aufeinander folgendem starken Fraß kann der Baum absterben. Somit sind die Nachtfalter, die Ende Juli mit der Verpuppung beginnen, eine Gefahr für Mensch und Wald. Nach der Verpuppung dauert es drei bis fünf Wochen, dann schlüpfen daraus die braunen, eher unscheinbaren Falter.

Der Friedrichsdorfer Revierförster Philipp Gerhardt hat bereits viele Bäume entdeckt, die von den Schädlingen befallen sind.

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