„Miss Racoon“ hilft Gastronomen in der Krise

Hilfe für die Gastronomie in schweren Corona-Zeiten: Die Bad Homburgerin Sabine Gerstenberger hat eine pfiffige App entwickelt, die den unkomplizierten Restaurantbesuch wieder möglich macht. Foto: a.ber

Hochtaunus (a.ber). In einem Restaurant, ob klein oder groß, essen zu gehen, ist zur Zeit auch im Hochtaunuskreis mit Hürden verbunden: Gastronomen wie Gäste stöhnen über zahlreiche Auflagen wie Abstandsregelung, Maskenpflicht, Online-Anmeldung oder Adressenlisten zur eventuellen Nachverfolgung eines Infektionsgeschehens. Wer geht da noch spontan auf ein Bier in die Kneipe oder für eine Pizza zum Italiener? Der Bad Homburgerin Sabine Gerstenberger, Gründerin der in der Kurstadt seit dem Jahr 2000 ansässigen Corporate Design-Firma „cookies+friends“, ließ dieser Zustand, der es dem ohnehin gerade gebeutelten Gastgewerbe enorm erschwert, die Arbeit effektiv wieder hochzufahren, keine Ruhe: Mit der von ihr entwickelten Web-App „Miss Racoon“ will sie es der Gastronomie erleichtern, den Corona-Auflagen gerecht zu werden und damit auch spontane Restaurantbesuche wieder möglich zu machen.

„Viele Gastronomen arbeiten zur Zeit mit Online-Voranmeldung oder Zettel-Listen, um die Gäste der Verordnung entsprechend zu registrieren. Abgesehen davon, dass viele ältere Menschen keine Online-Anmeldung machen können, ist auch die Zettel-Wirtschaft alles andere als konform mit dem Datenschutz“, sagt die 50-jährige Designerin. „Adressen müssen zur Nachverfolgung vier Wochen aufgehoben werden, und die stapeln sich dann in Ordnern und Kästen bei den Gastwirten.“ Auch das Auslegen von Speisekarten auf den Tischen des Restaurants ist aus hygienischen Gründen derzeit eigentlich nicht möglich. Anfang Mai kam Sabine Gerstenberger die pfiffige Idee zu der App „Miss Racoon“ – das englische Wort für die „Waschbärin“, die sich andauernd die Hände wäscht und deren Fell im Gesicht einer Maske gleicht, ist gleichzeitig auch ein Anagramm für das Wort „Corona“. Die App, die sich jeder Gastwirt gegen einen geringen Monatsbeitrag aus dem Internet herunterladen kann, erleichtert alles für Gastwirt und Gäste und macht eine vorherige Anmeldung überflüssig.

Unter www.miss-racoon.com hat Sabine Gerstenberger eine einfache und selbsterklärende Website gestaltet, die den Restaurantbetreiber anleitet. Wenn er sich bei „Miss Racoon“ anmeldet, bekommt er einen speziellen QR-Code für seinen Betrieb online zugesandt, den er ausdrucken kann. Dazu muss er angeben, wieviele Tische es gibt und jeden Tisch mit einer Nummer versehen. Alles, was der Gastwirt dann noch tun muss, ist, einen QR-Code mit der jeweiligen Tischnummer auf den entsprechenden Tisch zu kleben. Diesen QR-Code muss der Gast dann mit seinem Smartphone einscannen. Sogleich erscheint „Miss Racoon“, die Waschbärin, auf dem jeweiligen Smartphone, und der Gast kann in drei kurzen Schritten seinen Namen, seine Adresse und Telefonnummer (E-Mail-Adresse optional) sowie die Namen seiner Begleiter (keine Adressen) in das Formular von „Miss Racoon“ auf dem Smartphone eintragen.

Gezielte Suche

In dem Augenblick, in dem er seine Daten absendet, werden sie von „Miss Racoon“ automatisch nach geltendem DSGVO-Standard verschlüsselt und in einer Datenbank gespeichert. Die Daten werden nach der gesetzlich vorgegebenen Zeit gelöscht. Falls ein mit Corona Infizierter dem Gesundheitsamt berichtet, dass er in letzter Zeit in dem Restaurant gewesen ist, meldet sich das Gesundheitsamt dann bei dem jeweiligen Restaurant und bekommt über „Miss Racoon“ die Daten. Dabei kann durch die Identifikation über die Tischnummer gezielt nach den Gästen gesucht werden, die im Umkreis des Infizierten saßen, sowie nach den Mitarbeitern, die am jeweiligen Tag diese Gäste bewirtet haben. „So wird verhindert, dass der gesamte Betrieb geschlossen werden muss, und nur die betroffenen Mitarbeiter müssen in Quarantäne geschickt werden“, erklärt Sabine Gerstenberger. Über den QR-Code auf dem Tisch kann der Gast auch per Smartphone digital auf die aktuelle Speisekarte zugreifen.

Die Testphase in vier Restaurantbetrieben hat die App schon hinter sich. Eine Weiterentwicklung der App „Miss Racoon“ für Restaurantketten ist in Arbeit.

Sabine Gerstenberger, die ursprünglich eine Ausbildung als Textildesignerin bei Taunus Textil-Druck in Oberursel absolvierte und 1995 in die Multimedia-Welt einstieg, ist gemeinsam mit ihrem Mann Martin Gerstenberger, der das Marketing von „cookies+friends“ macht, als Solo-Selbständige überzeugt, „dass wir etwas gefunden haben, was einer schwer getroffenen Branche hilft“.



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