Schlaganfallzentrum der Hochtaunus-Kliniken zertifiziert

Bad Homburg (kw) – Der Schlaganfall ist nach Herz- und Krebserkrankungen die dritthäufigste Todesursache in Deutschland und der häufigste Auslöser für bleibende Behinderungen bei Erwachsenen. Je schneller ein Schlaganfall erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Chancen, ohne dauerhafte Schäden zu überleben. „Time is Brain“ lautet der Leitsatz im Notfall. Die Gehirnzellen sind extrem empfindlich und müssen ständig mit Sauerstoff und Glukose versorgt werden, um überleben zu können. Wer nur ein paar Sekunden zögert, den Notarzt zu rufen, riskiert, zu sterben oder ein lebenslanger Pflegefall zu werden.

Patienten im Hochtaunuskreis sind in dieser Hinsicht gut versorgt: Seit 2009 gibt es an den Hochtaunus-Kliniken eine Stroke Unit, also ein Schlaganfall-Zentrum, das nun von der Zertifizierungsgesellschaft LGA Intercert nach den Richtlinien der Deutschen Schlaganfallgesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe erneut zertifiziert wurde.

Pro Jahr werden knapp 1000 Schlaganfall-Patienten in den Hochtaunus-Kliniken (HTK) behandelt – genauer: 984 waren es insgesamt im vergangenen Jahr. 832 davon wurden 2019 in der Stroke Unit versorgt, im Jahr zuvor wurden in den HTK insgesamt 983 Schlaganfall-Patienten registriert, von denen 787 vom Stroke-Unit-Team um Chefarzt Dr. Andreas Dietz betreut wurden. Rund um die Uhr stehen Experten bereit, die sofort per Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) abklären, um welche Art des Schlaganfalls es sich handelt. Das ist immens wichtig: Wird eine Blutung irrtümlich wie ein verstopftes Gefäß behandelt, ist das für den Patienten lebensgefährlich. Außerdem untersuchen die Spezialisten sofort die Blutgefäße sowie das Herz. Dann stellen die Ärzte die Versorgung des Gehirns wieder her: Sie stabilisieren den Blutdruck, um genügend Blut in das gestresste Gewebe zu pumpen. Zugleich muss der überschießende Blutzucker – dieser schadet nämlich den Nervenzellen – gesenkt werden.

Ähnlich wie auf der Intensivstation werden Stroke-Unit-Patienten in den ersten mindestens 24 bis 72 Stunden von hochmodernen Monitoren überwacht. Mit speziellen Diagnostikverfahren wird die Hirndurchblutung kontrolliert. Löst sich ein Pfropf plötzlich, muss der Blutdruck sofort gesenkt werden, um zu verhindern, dass die Gefäßwand reißt. In den ersten Tagen nach der Akutbehandlung werden Atmung, Kreislauf, Temperatur sowie Blutzucker permanent kontrolliert. Außerdem achtet das Unit-Team darauf, dass die Patienten ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, und ob sie eventuell unter Schluckstörungen leiden. Sobald der Zustand der Patienten es zulässt, werden die geschädigten Hirnleistungen trainiert. Damit die Regeneration möglichst schnell gelingt, ist auch hier Teamarbeit das A und O: Patienten, Angehörige, Ärzte, Pflegedienst und Therapeuten arbeiten Hand in Hand.

All diese medizinische Expertise, die technische Ausstattung sowie der Nachweis, dass eine bestimmten Anzahl von pflegenden und therapeutischen Fachkräften bereitstehen, sind Kriterien für eine Zertifizierung. Für die Bad Homburger Stroke Unit, die 12 Behandlungsplätze mit acht zertifizierten Betten bietet, kein Problem: „Die Zertifizierung ist bestens gelaufen“, schildert Dr. Andreas Dietz, der anfügt: „Es war das erste Audit überhaupt, das wegen COVID-19 digital und per Telefonkonferenz stattfand.“ Bei der Bewertung haben die Auditoren vor allem „die Organisationsstrukturen der Hochtaunus-Kliniken im Allgemeinen und die der Stroke Unit im Speziellen als ausgesprochen gut und etabliert sowie eingebunden in die entsprechenden Netzwerke“ bewertet. Stolz ergänzt der Chef-Neurologe: „Außerdem haben sie betont, dass ihnen insbesondere die spürbar gute Zusammenarbeit und die gelebte Kooperation der Fachabteilungen (Neurologie, Kardiologie und Gefäßchirurgie) sehr imponierten. Dies ist natürlich nur dank eines hervorragenden Qualitätsmanagements und der Unterstützung durch die Geschäftsführung möglich.“

Geschäftsführerin Dr. Julia Hefty gratuliert dem Team der Stroke Unit zu diesem Erfolg: „Das ist eine erneute Bestätigung unseres Anspruchs, die Qualität der medizinischen Behandlung kontinuierlich zu verbessern. Durch diese regelmäßigen, freiwilligen, externen Überprüfungen können sich die Patienten auf eine gesicherte Qualität in den Hochtaunus-Kliniken verlassen.“

Nicht nur in puncto Akutbehandlung sind die Patienten optimal versorgt, sondern bereits zuvor ist durch die enge Zusammenarbeit zwischen der Stroke Unit und dem Rettungsdienst im Schlaganfallnetz Hochtaunus sichergestellt, dass im Notfall keine überlebenswichtige Sekunde verloren geht. Immerhin 21 Prozent derjenigen, die im Jahr 2019 in die Stroke Unit eingewiesen wurden, trafen dort innerhalb einer Stunde nach Einsetzen der Symptome in der Klinik ein. „Diese Quote zu erhöhen, ist das erklärte Ziel aller Schlaganfall-Zentren“, gibt Dr. Andreas Dietz die Intention aus. „21 Prozent sind schon sehr viel. Es ist noch nicht so lange her, dass manchmal 24 Stunden oder mehr vergingen, bevor die Betroffenen einen Arzt gerufen haben.“

Info-Box/Termin: Das Thema Schlaganfall steht am Mittwoch, 30. September, im Zentrum einer Telefonaktion, die die Hochtaunus-Kliniken anstelle des ursprünglich für Dezember geplanten Klinikforums anbieten, das wegen der Corona-Pandemie ausfällt. Dr. Andreas Dietz, Chefarzt der Neurologie, wird von 15 bis 16 Uhr Fragen zum Hirninfarkt beantworten. Interessierte rufen innerhalb dieser Zeit folgende Telefonnummer an: (06172) 14-2599.



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