Ein Schlauer trimmt auch heute noch die Ausdauer

Maskottchen Trimmy hält sich auf dem Trimm-dich-Pfad im Hessenpark fit. Foto: H. Roos

Von Janine Stavenow

Ausschlafen, in Ruhe frühstücken,Zeit mit der Familie verbringen, Aufregendes erleben, das schöne Wetter genießen – kurz gesagt: Sommerferien. Endlich bleibt Zeit für das, was man gerne macht, für Radtouren durch den Taunus, für ausgedehnte Joggingrunden, für einen sommerlichen Tag im Schwimmbad oder eine Partie Minigolf mit Freunden. Unsere Sommerserie „Sportlich durch den Taunus“ zeigt,wo Sport so richtig Spaß macht. Im vierten Teil der Ferienserie geht es auf den Trimm-dich-Pfad in den Wald.

Zugegeben: Der Trimm-dich-Pfad hat ein etwas angestaubtes Image. Wer von ihm hört, denkt an Klimmzüge und Rumpfbeugen, an schweißtreibende Joggingrunden und Muskelkater. Und vielleicht auch an Trimmy, das freundliche Männchen mit dem hochgereckten Daumen, das einst als Maskottchen für die Trimm-dich-Bewegung warb und mit Slogans wie „Ein Schlauer trimmt die Ausdauer“ zu sportlicher Bewegung aufforderte. Doch Trimmys Bekanntsheitsgrad war von kurzer Dauer, Modesportarten machten dem eifrigen Trimm-dich-Männchen und seinem Sport Konkurrenz, viele der 1500 Trimm-dich-Anlagen, die es in den 1980er-Jahren gab, versanken in einen Dornröschenschlaf und verfielen. Bis sie unlängst wiederentdeckt und aufgemöbelt wurden. So wie auch der Bad Homburger Trimmpfad im Hardtwald, der – in den 1970er-Jahren als Vita-Parcours ins Leben gerufen – nun sein Comeback feiert.

Zu Recht, denn im schattigen Wald oberhalb des Obereschbacher Grenzwegs joggt es sich angenehm. Auch wenn wir nicht dort starten, wo es eigentlich losgeht, sondern mit der Nummer 16 von 22 Stationen beginnen, die die rund drei Kilometer lange Strecke in angenehm kurze Teilstrecken gliedern. „Stemmen“ lautet die Anweisung auf dem schwarz-weißen Schild, ein Strichmännchen macht vor, was zu tun ist. Also Holzbalken gegriffen, über den Kopf damit und ab in die tiefe Hocke. Nur wenige Meter weiter werden Liegestütze gefordert, dann geht’s steil bergab durch einen tiefen Graben und anschließend gleich wieder hinauf, diesmal über Stufen.

Froschsprünge und Kletternetz

Der Puls schlägt bereits um einiges schneller. Gut, dass die nächsten Laufmeter über flaches Terrain führen und Station Nummer 18 Zeit zum Luftholen bietet. Zumindest ist hier nicht Puste, sondern Köpchen gefragt: „Spreizen eines Beines und Schwingen eines Armes seitwärts und gegengleich“ sagt uns der Zeichen-Trimm-dich-Mann und macht es professionell vor – nur, dass er nicht wie wir dabei auf einer wackligen Platte steht. Doch keine Frage: Es macht Spaß, auch wenn die meisten Versuche nicht von Erfolg gekrönt sind.

Weiter geht es vorbei am klassischen Hangeln aus Trimmys Zeiten zum nächsten Höhepunkt aus dem 21. Jahrhundert – der Slackline. Drei kräftige Taue sind gespannt und fordern zum Balancieren auf. Die gute Mischung zwischen traditionellen Trimm-Übungen und neuen Übungsgeräten macht die Rundtour im Schatten der mächtigen Bäume zum angenehmen Sportevent für die ganze Familie. Armkreisen, Rumpfschwingen und Sit-ups werden aufgepeppt durch Froschsprünge, ein Kletternetz und Massagerollen für den oberen Rücken und die Lendenwirbelsäule – gleichzeitig eine schöne Station, um mal richtig durchzuschnaufen. Gemeine Steigungen sind – bis auf die kurze Ausnahme am Graben– nicht zu bewältigen, vielmehr schlängelt sich der Weg auf weichem Boden dem Ziel entgegen. Unser Fazit: Hier lässt sich’s gut sporteln, auch für den Fall, dass die Kondition etwas zu wünschen übrig lässt.

Ein Überbleibsel aus den Boom-Jahren der Trimm-dich-Bewegung des Deutschen Sportbunds (DSB) ist auch der Trimmpfad im Friedrichsdorfer Wald, den man am Ende der Dillinger Straße nach Köppern hin findet. Wer hier laufen möchte, sollte sich darauf einstellen, dass vor allem auf den ersten paar Metern des 2,5 Kilometer langen Rundkurses Durchhaltevermögen gefragt ist. Dabei sind es nicht die Übungen, die besondere sportliche Fitness einfordern, sondern es ist die Strecke an sich.

Stetig führt der Weg leicht den Bornberg hinauf. Erst ein Stück entlang des Waldrands, dann weiter hinein in den Wald. Schon nach wenigen Schritten rast der Puls, rinnt der Schweiß, will die Lunge mehr Luft. Denn: Es geht nicht nur nach oben, sondern sandiger Boden erschwert zusätzlich das Vorwärtskommen. Der Übungsmix ist klassischer als der im benachbarten Hardtwald: Zu Armkreisen, Beindehnen, Sumo-Kniebeuge und Rumpfkreisen kommen Liegestütz, Kniebeuge, Sprünge und Klimmzüge – insgesamt 20 Stationen. Ein großer Übersichtsplan am Start gibt Läufern einen Blick auf den kompletten Parcours, Hinweisschilder auf der Strecke erleichtern die Orientierung. Und wer nach der Trimm-Runde noch überschüssige Energie hat, kann am kleinen Spielplatz in der Nähe des Starts ein Tischtennis-Match anschließen. Eine nagelneue Platte steht bereit.

Den Zeitgeist der 1970er-Jahre hat der Hessenpark in Neu-Anspach aufgegriffen, der vor zwei Jahren auf seinem Areal einen Trimm-dich-Pfad eröffnete. Der Parcours im Museum ist anhand von originalen Bauvorlagen des Deutschen Sportbunds aus dem Jahr 1973 entstanden. Er ist als Rundweg angelegt und besteht aus zehn Gerätestationen aus Robinienholz. Insgesamt lassen sich hier 14 Übungen durchführen. Anleitungen zur Übungsausführung geben Tafeln an den Stationen, die in Zusammenarbeit mit der Abteilung Sportmedizin des Instituts für Sportwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt erarbeitet wurden. Ergänzt wird der Geräteparcours durch die Trimm-Bahn, eine Laufstrecke, die sich durch teils versteckte Pfade in der Baugruppe Rhein-Main zieht. Während in Bad Homburg und Friedrichsdorf kostenlos die Fitness trainiert werden kann, ist hingegen im Hessenpark der normale Eintritt zu bezahlen.

Bocksprünge in der Wetterau

Wer bereits alle Trimm-dich-Strecken im Hochtaunus kennt, der kann sich in der Wetterau auf einen neuen Pfad wagen. Im Karbener Stadtwald, direkt an der Kreisstraße 246 nach Nidderau-Heldenbergen gelegen, können Lauflustige auf gelenkschonenden und ebenen Waldwegen ihre Runden drehen. Etwa 2,6 Kilometer ist der Trimm-dich-Pfad lang, neun Stationen wie Bockspringen, Hangeln, eine Situp-Station, Liegestütz, ein Barren, Ringe und Reckstangen – alle gut in Schuss – warten am Wegesrand. Der Rundkurs ist bestens ausgeschildert und mit Meter-Markierungen versehen. Parkplätze gibt es direkt am Start in ausreichender Zahl. Wer gerne in Gemeinschaft läuft: Eine Laufgruppe der TG Groß-Karben trifft sich dienstags und donnerstags um 18 Uhr am Trimmpfad, um gemeinsam sportlich aktiv zu sein.

Trimmen im Taunus und anderswo

Trimm-dich-Pfad im Hardtwald, Bad Homburg: Zu erreichen ist der Trimmpfad über den Obereschbacher Grenzweg oder die Amalienschneise. Die Strecke ist etwa drei Kilometer lang und mit 22 Stationen versehen. Der einstige Vita-Parcours wurde erneuert und teilweise mit neuen Geräten ausgestattet. Außer dem Trimmpfad sind im Hardtwald noch weitere Laufstrecken unterschiedlicher Länge ausgeschildert.

Trimm-dich-Pfad in Friedrichsdorf: Den Trimm-dich-Pfad am Bornberg erreichen Sportbegeisterte über die Dillinger Straße. Am Ende der Straße Richtung Köppern sind einige Parkmöglichkeiten vorhanden. Die Strecke ist 2,5 Kilometer lang und führt durch den Wald. Die 20 Stationen, an denen klassische Übungen wie Klimmzüge, Rumpfkreisen und Kniebeugen anstehen, sind gut ausgeschildert und auch für Ungeübte machbar. Die Runde führt auf den ersten Laufmetern stetig leicht bergauf.

Trimm-dich-Pfad im Hessenpark Neu-Anspach: Der Rundweg im Hessenpark befindet sich auf dem Gelände des Freilichtmuseums – wer ihn nutzen möchte, zahlt Eintritt. Der Pfad ist anhand von originalen Bauvorlagen des Deutschen Sportbunds aus dem Jahr 1973 entstanden. An zehn Gerätestationen aus Holz können 14 Übungen absolviert werden.

Trimmpfad im Karbener Stadtwald: Die Strecke im Karbener Wald liegt an der Kreisstraße 246 von Karben nach Nidderau-Heldenbergen. Sie ist 2,6 Kilometer lang und mit neun Stationen ausgestattet, wobei derzeit eine Sprungstation fehlt. Parkplätze sind direkt an der Laufstrecke ausreichend vorhanden. Der gut ausgeschilderte, ebene Laufweg windet sich durch den Wald, gelaufen wird auf weichem Untergrund.

Laufpark Taunus: Läufer finden zwischen Bad Soden, Königstein und Kronberg den Laufpark Taunus mit drei Rundkursen. Die Strecken sind 7,5, 10,5 und 12,5 Kilometer lang, Gerätestationen gibt es nicht. Starten können Sportler an fünf zentralen Einstiegspunkten an den Parkplätzen bei Altenhain, auf der Hubertushöhe in Bad Soden, im Kronberger Kronthal, in Mammolshain und in Neuenhain. Einen Flyer zum Laufpark Taunus gibt es im Taunus-Informationszentrum an der Hohemark in Oberursel.

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