Maskerade und Polonaise in der Kirche

Kleine und große Seulberger nutzen die Gelegenheit und kommen verkleidet zum Mehrgenerationengottesdiesnt „Maskerade“ in die evangelische Kirche Seulberg. Fotos: fch

Friedrichsdorf (fch). So etwas gab es noch nie in Seulberg. Pfarrer Thomas Krenski feierte mit seiner Gemeinde nach dem Motto „Unser Leben sei ein Fest“ aus mehrfach gegebenem Anlass eine Maskerade der besonderen Art und machte damit seine „Schäfchen“ richtig glücklich.

In Seulberg waren am Sonntag die Narren los. „Sellwich, helau!“, riefen kleine und große Narren voller Begeisterung. Viele hatten sich schick kostümiert, einige allein ihre Masken aufgesetzt. „Wird Fasching trotz Corona gefeiert?“, fragten sich erstaunt einige Passanten. Zwar strebt die fünfte Jahreszeit in dieser Woche ihrem Höhepunkt entgegen, doch Karnevalvereine hatten Umzüge und Veranstaltungen abgesagt. Treffpunkt der bunten Schar war deshalb kein geschmückter Saal, sondern die evangelische Kirche Seulberg. Die hatte Küster Michael Greiner passend zum Motto „Maskerade“ mit bunten Luftballons und Luftschlangen geschmückt. Auch sonst war beim Mehrgenerationengottesdienst einiges anders als gewohnt. Niemand saß betreten, still und erwartungsvoll auf der Kirchenbank, sondern alle strahlten. Wie im bekannten Kirchenlied „Unser Leben sei ein Fest“ gefordert, feierten die Seulberger Christen einen Gottesdienst wie vor und zu Zeiten Jesus von Nazareth üblich. Mit Musik und Tanz lobten sie Gott, ließen Hörner, Harfen und Leiern, Gitarren, Trommeln und Zimbeln erklingen. Der auf der Flöte gespielte Narrhallamarsch erklang. Kinder tanzten ausgelassen vor dem Altar und machten Musik. Viele Gottesdienstbesucher beteiligten sich an einer Polonaise durch die Kirche.

„Wer bin ich? Wer will ich sein?“

Pfarrer Dr. Thomas Krenski begrüßte das närrische Publikum im Anzug. Um dann, akustisch untermalt vom Narrhallamarsch, in seine „Maskerade“ zu schlüpfen und den Talar anzulegen. Das Thema des Mehrgenerationengottesdienstes und der Dialog-Predigt lautete „Maske hin oder her… Wer bin ich? Wer will ich sein?“ Es ging darum, dass alle sich im Alltag verkleideten, um in eine andere Rolle zu schlüpfen, tagein und tagaus Theater zu spielen. Und es sei nicht einfach, die Maske ohne Angst zu haben, fallen zu lassen, die Maskerade abzulegen und das Gesicht zu zeigen. Für einen Moment legten alle Besucher ihre Masken ab. Der Pfarrer zog seinen Talar aus. Er wolle mit allen den Gottesdienst ohne Maske, ohne Verkleidung, ohne Kostüm feiern, erklärte er: „Einfach so. Als ich selbst.“ Um mit seinem Tun alle ganz im Sinne von Jesus zu ermutigen, so zu sein, wie sie sind oder sein wollen. Um ohne Maske, ohne Maskerade, ohne Schein und ohne eine Rolle zu spielen, das Gesicht zu zeigen, um sich mit Menschen zu umgeben, bei denen jeder sein darf, wie er ist.

Zum Abschied des bunten, fröhlichen, aber auch nachdenklichen Mehrgenerationengottesdienstes gab es für die kleinen Narren als Wegzehrung gefüllte Kreppel und für die Großen Friedrich Bonhoeffers Text „Wer bin ich?“ Die zahlreichen Gottesdienstbesucher waren begeistert von diesem Fest des Lebens in ihrer Kirche und der Art und Weise, Gott zu loben. „So etwas Tolles gab es bisher in der Kirche in Seulberg noch nicht“, freute sich Ortvorsteher Harald Ihrke.

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