Kelkheim (kez) – Eine Auszeichnung, über die sich die Schulleitung der Eichendorffschule gewiss nicht freuen wird. Und im Grunde genommen können auch die Schüler der EDS nicht stolz auf diesen Preis sein: im Gegenteil.
Die Rede ist von der „Goldenen Klobürste“. Diese „Auszeichnung“ erhielt jetzt die Eichendorffschule, weil sie im Kreis die dreckigsten Schultoiletten hat. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Abstimmung, an der alle Schülerinnen und Schüler teilnehmen konnten, wie aus einer Pressemitteilung des Kreisschülerrates hervorgeht.
Vom 10. bis zum 21. Juni konnten Schülerinnen und Schüler über die dreckigste Schultoilette im MTK abstimmen. 2.001 Teilnehmende gaben ihre Stimme zur „Goldenen Klobürste“ ab, der „Gewinner“ des Negativpreises war gefunden: Auf die Eichendorffschule Kelkheim entfielen ganze 41,7 Prozent der Stimmen. Die übrigen Stimmen verteilten sich hauptsächlich auf die Albert-Einstein-Schule in Schwalbach, die Heinrich-von-Kleist-Schule in Eschborn und die Main-Taunus-Schule in Hofheim.
Mit der Goldenen Klobürste will der Kreisschülerrat auf das Problem stark verschmutzter, schlecht gereinigter – teils daher sogar unbenutzbarer Schultoiletten aufmerksam machen.
Auf die erste Berichterstattung über die „Goldene Klobürste“ reagierte der Main-Taunus-Kreis mit der Stellungnahme, die „[…] Schultoiletten werden 5 x wöchentlich gereinigt, dies [entspräche] der für die Schulreinigung maßgeblichen DIN 74400. Die Reinigung [sei] zeitlich so ausgerichtet, dass die Toiletten zu Schulbeginn wieder sauber zur Verfügung stehen [würden]“ . Außerdem, so der Main-Taunus-Kreis in seiner Gegenstellungnahme, läge die Verschmutzung „in vielen Fällen an ‚unangebrachtem Nutzerverhalten‘ und nicht an mangelhafter Reinigung“.
Kreisschulsprecher Marvin Schopf dazu: „Selbstverständlich ist es wichtig, Vandalismus zu bekämpfen – da sind auch wir Schülerinnen und Schüler ganz klar mit in der Verantwortung. Dort liegt aber nicht das Hauptproblem – während nur eine Handvoll
Schülerinnen und Schüler für Schäden verantwortlich sind, müssen dennoch alle anderen unter der ungenügenden Reinigung leiden. Oft ist vielleicht eine Kabine vorsätzlich verunstaltet, die anderen einfach nur Zeugnis schlechter Reinigung beziehungsweise aufgestauter Gebrauchsspuren. Während in öffentlichen Einrichtungen und Büros mit ähnlicher Auslastung eine mehrfache tägliche Reinigung vielerorts Standard ist, wird dies an unseren Schulen nicht gewährleistet – stattdessen wird sich hinter statischen DIN-Mindestnormen versteckt.“
Kinder und Jugendliche verbrächten den Großteil ihres Tages in der Schule, und es sei inakzeptabel, dass sie aufgrund hygienischer Missstände in vielen Fällen auf den Toilettengang und damit auch einfachste körperliche Bedürfnisse verzichten. Der Kreis müsse endlich dafür sorgen, dass die Toiletten tatsächlich, nicht nur angeblich, regelmäßig und gründlich gesäubert würden - und zwar auch über die absoluten Mindestnormen hinaus. Parallel würde man alles tun, um Vandalismus entgegenzuwirken.
Dass nicht ausschließlich der Kreis in Verantwortung ist, sondern auch die Schüler, betont auch EDS-Schulsprecher Ben Herrigt: „Wir als EDS sollten diese Auszeichnung als Ansporn sehen, dass wir Schülerinnen und Schüler in Zukunft besser auf unsere Toiletten achten. Mein Appell richtet sich vor allem an uns Schüler, dass wir unsere Toiletten in einem zumutbaren Zustand hinterlassen. Selbstverständlich würde ein zusätzlicher Reinigungszyklus der Besserung des Problems helfen.“
Daher, so Marvin Schopf, fordert der Kreisschülerrat ganz konkret einen zweiten täglichen Reinigungszyklus bei stark frequentierten Toiletten. Ein solcher hat sich bereits in anderen Städten und Kreisen bewährt. Ein weiterer Vorteil einer zusätzlichen Reinigung am Vormittag ist, dass Schülerinnen und Schüler das Reinigungspersonal „kennenlernen“ – die Hemmschwelle vorsätzlicher Verunreinigung steigt erheblich.
Der Kreisschülerrat steht einem konstruktiven und lösungsorientierten Dialog mit Politik und beteiligten Akteuren offen gegenüber – der Vorstand freut sich auf entsprechende Gesprächsangebote. Leider hat den Vorstand bisher kein Entgegenkommen des Kreises erreicht, lediglich dessen Gegenstellungnahme konnte nach Veröffentlichung der Presse entnommen werden.
Zu dem Thema äußert sich auch Schulleiter Stefan Haid, der sagte, dass ihn die schon seit Jahren unhygienische Situation in den Schultoiletten beschäftige. „Diesbezüglich hatte ich mit den Elternvertretern und der Schülervertretung (SV) Gespräche und auch Projekte umgesetzt. Aufsicht, Kontrolle etc. sei in einem ‚Schambereich‘ wie der Toiletten für eine Schule nicht durchführbar, Videokontrolle nicht erlaubt. „Wir müssen also an einer Kultur des „sauberen Örtchens“ arbeiten.“
In einer Projektwochenaktion gemeinsam mit der SV und den Kunstkolleginnen und -kollegen habe man vor einem Jahr mehrere Toiletten zu einem angenehmeren Ort gestaltet – nach einem Jahr sei davon leider nicht mehr viel sichtbar.
Der Reinigungsdienst des Schulträgers säubert täglich die Toiletten. Aber wenn 1.450 Nutzerinnen und Nutzer die Toiletten gegebenenfalls auch mehrfach am Tag nutzen, dann sei eine Zwischenreinigung schon sinnvoll.
„Gerne würde ich jeder Schülerin, jedem Schüler den Spruch: ‚Bitte verlassen Sie diesen Ort so wie sie ihn vorfinden möchten‘ ins Mäppchen geben“, so der Schulleiter.
Dem ist im Grunde genommen nicht viel hinzuzufügen. Eine „Zwischenreinigung“ wäre sinnvoll, die Schülerinnen und Schüler sollten sorgsamer mit dem Raum „Toilette“ umgehen und die gewählten Schülerbeiräte nehmen eine vermittelnde Rolle ein und mahnen, da sie dichter an den Schülern dran sind: „So geht das nicht!“