Neue Flüchtlingsunterkunft in Kelkheim – Quartier für rund 200 Asylbewerber geplant

Bürgermeister Albrecht Kündiger und Landrat Michael Cyriax im Gespräch mit Anwohnern des Berliner Rings. Sie zeigten sich verständig und gaben dem Landrat noch ein paar Tipps mit ins Landratsamt, was die Sicherheit auf dem Gelände anbelangt. Fotos: Judith Ulbricht

In Europa herrscht Krieg. Tagtäglich gelangen tausende Flüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland. Sie brauchen ein Dach über dem Kopf. In Kelkheim soll deshalb eine neue Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerberinnen und Asylbewerber entstehen. Auf einer Informationsveranstaltung für die Bewohner des Berliner Rings 14 - 20, hinter deren Häusern das Containerdorf entstehen soll, erklärten Bürgermeister Albrecht Kündiger, Landrat Michael Cyriax und Erster Stadtrat Dirk Hofmann die weitere Vorgehensweise.

Flüchtlinge unterbringen

Rathauschef Kündiger betonte gegenüber den Anwohnern, dass es ihm wichtig sei, sie so früh wie möglich zu informieren. Schon 2015 sei das Thema Flüchtlinge omnipräsent gewesen und der Main-Tauns-Kreis und die Kommunen seien dazu verpflichtet gewesen, Flächen zu finden, auf denen Unterkünfte für Flüchtlinge errichtet werden können. Den Angaben des Bürgermeisters zufolge hat der Kreis das Grundstück hinter den Häusern 14 - 20 bereits seit längerem von der Stadt gepachtet. Schon vor dem Ukraine-Krieg sei es für Flüchtlinge vorgesehen gewesen. Die jetzt völlig veränderte Situation bringe sie nun zum Handeln. „Es war vor 6 Wochen noch nicht vorstellbar für uns, uns mit Krieg, Bomben und vielen, vielen Flüchtlingen zu beschäftigen. Aber jetzt ist es so und wir müssen schnell und zielgerichtet handeln“, so Kündiger.

Wie Landrat Michael Cyriax den Anwesenden mitteilte, müssen derzeit 120 Flüchtlinge aus Erstaufnahmeeinrichtungen im Kreis verteilt werden – wöchentlich. Bis jetzt sei es vermeidbar, Turnhallen zu Unterkünften zu machen, auch weil bis jetzt andere Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen wurden, so der Landrat. Damit meint er auch die vielen, vielen Bürger, die Flüchtlinge privat in ihren Wohnungen oder Häusern aufgenommen haben. „Wir sind derzeit noch in der Lage, das anders zu managen, aber machen wir uns nichts vor, irgendwann ist der Punkt erreicht, wo auch die privat untergekommenen Flüchtlinge anderweitig untergebracht werden müssen.“ Der Kreis leiste in den Kommunen einen Beitrag, Flüchtlinge bestmöglich zu unterstützen: „Das gehen wir alle gemeinsam an.“ Als Beispiel nannte er die frühere Sparkassenakademie in Eppstein, die demnächst mit Flüchtlingen aus der Ukraine belegt werde. „Wie Eppstein hat auch Kelkheim gezeigt, dass es bereit ist, einen Beitrag zur Aufnahme zu leisten.“ Des weiteren werde auch in Hofheim ein ehemaliges Altenheim ertüchtigt, das von einer Projektentwickungsgesellschaft zur Verfügung gestellt wurde. Auch dort werden dann Flüchtlinge unterkommen.

Containerdorf

Die Unterkunft soll in 2-stöckiger Modulbauweise errichtet werden. Der Kreis rechnet mit einer Bauzeit von neun bis zehn Monaten, das hänge aber von der Lage auf dem Containermarkt und in der Bauindustrie ab. „Uns allen ist bewusst, dass die Aufnahme von Flüchtlingen in diesem Jahr eine herausfordernde Gemeinschaftsaufgabe für den Kreis und alle Kommunen ist“, so Cyriax. Der Kreis sei dabei auf die Unterstützung der Kommunen angewiesen und daher auch mit anderen Rathäusern im Gespräch. In der Unterkunft sollen voraussichtlich Ende 2022 oder Anfang 2023 rund 200 Flüchtlinge untergebracht werden.

Die Anwohner interessierte vor allen Dingen, wie lange die Container wohl stehen bleiben würden und konnten vom Bürgermeister aufgeklärt werden. „Die Pacht für das Grundstück läuft bis 2025.“ Außerdem erlaube das Baurecht auch nur eine vorübergehende Bebauung nach einer sogenannten Sonderbaulösung. Ob dort dann nur ukrainische Flüchtlinge untergebracht werden, konnten Kündiger und Cyriax nicht sagen. „Wir werden allen Menschen ein Dach über dem Kopf geben, die hierherkommen,“, so der Rathauschef. Die Bedenken der Anwohner vor Vermüllung konnte der Bürgermeister zerstreuen. Selbstverständlich werde für eine Müllentsorgung wie auch bei den Häusern gesorgt, außerdem könne das Containerdorf problemlos an die bestehende Kanalisation angeschlossen werden. Ein Tipp bekam der Landrat von den Anwohnern noch mit auf den Weg. Da voraussichtlich viele Kinder hier Unterschlupf finden werden, solle für die Sicherheit an der nahen Bahnschiene gesorgt werden. Diese müsse natürlich gesichert werden, damit keine Kinder zu Schaden kommen.

Sobald die fertigen Pläne aus dem Bauamt des Landratsamts vorliegen, werden die Anwohner zeitnah über den weiteren Ablauf informiert.

Schon vor Beginn des Krieges in der Ukraine haben sich steigende Flüchtlingszahlen für das laufende Jahr abgezeichnet. Der Kreis rechnete insgesamt mit rund 1.000 Personen, die das Land zuweist. Darin sind noch nicht die Flüchtlinge aus der Ukraine eingerechnet. „Wir sind dankbar für die überwältigende Hilfsbereitschaft bei der Aufnahme von Menschen aus der Ukraine. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass nach wie vor viele Asylbewerber aus anderen Ländern kommen“, so Erster Stadtrat Hofmann.

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