Stellplatzsatzung geändert – bei Neubauten mit vier oder mehr Wohnungen nur noch ein Stellplatz

Nach Ansicht der direkt betroffenen Anwohner ist die Parkplatzsituation rund um die Kelkheimer Bahnhöfe schon jetzt angespannt. Ob die Änderung der Stellplatzsatzung die Lage verschlimmert oder verbessert, wird die Zeit zeigen.Foto: Symbolbild/pixabay.com

Kelkheim (ju) – Das Stadtparlament hat in seiner letzten Sitzung eine bedeutende Änderung ihrer Stellplatzsatzung beschlossen. Diese neue Regelung betrifft vor allem Neubauten in der Nähe der Bahnhöfe in Kelkheim, Münster und Hornau. Künftig muss bei neuen Mehrfamilienhäusern mit vier oder mehr Wohnungen in einem Radius von 500 Metern um die Bahnhöfe nur noch ein Stellplatz pro Wohnung nachgewiesen werden, statt wie bisher zwei. Mit den Stimmen der CDU,FDP, SPD und Freien Wähler ging der Antrag durch. Ukw und Ivallo Schölzel stimmten dagegen.

Die Änderung soll den Parkdruck in den betroffenen Gebieten verringern und gleichzeitig den öffentlichen Raum entlasten. Ein weiterer wichtiger Punkt der neuen Satzung ist die Zulassung von elektromechanischen Parksystemen wie Doppelparkern und Parkliften, die regelmäßig gewartet und instand gehalten werden müssen. In einem Änderungsantrag wurde allerdings noch hinzugefügt, dass diese Systeme nur möglich und umsetzbar sind, wenn auf der Fläche Platz für mindestens ein wartendes Auto vorhanden ist.

Die Entscheidung wurde nach intensiven Diskussionen und Beratungen getroffen, wobei verschiedene Fraktionen ihre Bedenken und Vorschläge eingebracht hatten. Ziel der neuen Satzung ist es, eine bessere Balance zwischen den Bedürfnissen der Bewohner und den städtebaulichen Anforderungen zu finden.

Anwohner zwiegespalten

Die Reaktionen der Anwohner auf die Änderung der Stellplatzsatzung in Kelkheim sind gemischt. Einige Anwohner begrüßen die neue Regelung, da sie hoffen, dass dies den Parkdruck in der Nähe der Bahnhöfe verringern wird. Besonders die Zulassung von elektromechanischen Parksystemen wie Doppelparkern und Parkliften wird als positive Entwicklung gesehen, da diese mehr Parkmöglichkeiten auf begrenztem Raum schaffen können.

Auf der anderen Seite gibt es auch kritische Stimmen. Einige Anwohner befürchten, dass die Reduzierung der Stellplätze pro Wohnung zu einem erhöhten Parksuchverkehr führen könnte, insbesondere in den Abendstunden, wenn viele Berufstätige nach Hause kommen. Zudem gibt es Bedenken, dass der öffentliche Nahverkehr derzeit nicht zuverlässig genug ist, um eine echte Alternative zum Auto darzustellen.

Insgesamt zeigt sich, dass die Meinungen stark variieren und die Umsetzung der neuen Satzung genau beobachtet wird.

Das Für und Wider

Soweit die Fakten. Auch im Parlament war man sich uneins. Maximilian Alter (ukw) betonte, dass die Zeit noch nicht reif dafür sei. Seiner Ansicht nach werde mit dem Antrag der Druck im öffentlichen Parkraum erhöht. Gerade in Gebieten mit Mehrfamilienhäusern werden die Menschen „abends noch länger nach Parkplätzen suchen“. Die Verkehrswende sei zwar im Gange, so Alter, doch eben der Umstieg auf den Zug noch nicht so weit, dass viele Leute deswegen auf ein Auto verzichten. Dabei wies er auch auf die Unzuverlässigkeit der RB12 hin. Vom 15 Minuten-Takt dieser Linie wäre man noch meilenweit entfernt. Alter stimmte mit seinen Ausführungen auch mit dem Magistrat überein, der die Satzungsänderung abgelehnt hatte.

CDU/Chef Carsten Schrage sah das schon vorher anders. Die Partei hatte sich die Mühe gemacht, beim Kraftfahrtbundesamt nachzuforschen, wie viele Fahrzeuge in Kelkheim vorhanden sind. Ergebnis: 1.851 Klein-Krafträder, 18.754 Pkw und 1.061 Lkw. Die Stadt müsste gemäß aktueller Stellplatzordnung 24.800 Parkplätze vorhalten, heißt für Schrage: „Kelkheim hat genug Stellplätze“. Er sehe das Problem viel eher darin, dass zu viel Garagen zweckentfremdet werden, „vollgemüllt“ sind und nicht zum Parken genutzt würden. Hinzu kämen die vielen Wohnmobile, Wohnwagen und Anhänger, die im öffentlichen Raum abgestellt werden. So sieht er die Änderung der Stellplatzsatzung auch als Fingerzeig für die Kelkheimer, über die Nutzung des Raumes nachzudenken. Denn mit der Änderung geht auch einher, dass für geplante Neu- und Umbauten rund um die Bahnhöfe zukünftig zwei Plätze für Einfamilienhäuser, drei Plätze für Zweifamilienhäuser und vier für Häuser mit drei Wohnungen vorgehalten werden müssen. Ab vier Wohneinheiten ist es dann nur noch ein Stellplatz laut der Änderung.

Ivaloo Schölzel sieht die ganze Angelegenheit äußerst kritisch, empfindet diese Änderung fast als Nötigung der Autobesitzer, umsteigen zu müssen. Gerade die Situation am Bahnhof Mitte sei jetzt schon kritisch, „da darf man nicht einfach die Augen vor verschließen“, appellierte sie. Und sie brachte die Lage der Feuerwehr mit ins Spiel, die schon jetzt häufig Probleme habe, durch zugeparkte Straßen zu kommen.

Auch Rathauschef Albrecht Kündiger hielt mit seiner Ablehnung der Änderung nicht zurück. Man könne den verärgerten Kelkheimern, die sich bei ihm über die schwierige Parksituation beschwerten, nicht mit Statistiken kommen. „Die erklären mich doch für verrückt.“ Er erhoffe sich von der Politik mehr Realismus, „denn nur so können wir die Bürger mitnehmen“.

Die Zukunft wird zeigen, ob die Änderung der Stellplatzsatzung die Parkplatzsituation rund um die Bahnhöfe verschärft oder entzerrt.



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