Kronberg (mw) – Eigentlich sind seit der Sondersitzung im Februar in puncto Quartiersentwicklung am Bahnhof mit geplantem Hotel, Kammermusiksaal und Studienzentrum der Kronberg Academy alle Weichen für den Projektentwickler des Hotels am Bahnhof, Daniel Rinck, Geschäftsführer der Contraco GmbH, gestellt. Die Mehrheit der Stadtverordneten hatte den Plänen noch vor der Kommunalwahl im Stadtparlament zugestimmt, auch der städtebauliche Vertrag ist unterzeichnet. Theoretisch hätte Rinck schon den Bagger bestellen können. Hätte Ruhe einkehren lassen können nach dem Sturm des Protestes, dem Gegenwind aus großen Teilen der Bürgerschaft im Wahlkampf, die sich gegen die Hotelpläne aussprachen und sie als „Bettenturm“ bezeichneten. Statt dessen hat der Kronberger Projektentwickler den angehenden neuen Koalitionären CDU, SPD und UBG eine neue Idee unterbreitet, die sich für ihn, wie er berichtet, durch die „rasante Entwicklung des Hotelmarktes“ aktuell erst ergeben habe. Rinck hat nach erneuten eingehenden Gesprächen mit verschiedenen Hotelbetreibern zwei namhafte Konzerne an der Hand, wie er sich ausdrückt, die ein Businesshotel mit 96 Zimmern statt mit 108 wirtschaftlich betreiben können. „Das macht sich natürlich positiv in der Kubatur des Hotelgebäudes und der Geschossigkeit, gerade von der Bahnhofstraße aus betrachtet, bemerkbar“, so Rinck. Bei dem länglichen Baukörper entlang der Bahnhofstraße fällt ein Vollgeschoss weg. Die beiden Betreiber, mit denen Rinck sich in der finalen Gesprächsrunde befindet, und deshalb zu diesem Zeitpunkt keine Namen nennen möchte, seien „hochinteressant für Kronberg“, weil sie „statt klassischem Businesscharakter einen stark regionalen Charakter“ bei der Hotelentwicklung einbringen würden. Es seien namhafte Konzerne, die zunächst hauptsächlich im Ausland aktiv, seit einigen Jahren nun auch vermehrt in Deutschland agierten, auf B-Lagen spezialisiert seien, gehobene Hotellerie böten, vor allem aber in ihrem Konzept regionale Bezüge stark einfließen lassen, was die Kettenbetreiber, die ebenfalls noch an dem Standort interessiert seien, so nicht könnten. Die Zeit habe hier den Vorteil gebracht, dass nun beide kleineren international agierenden Betreiber nach eingehender Standortanalyse, nach Gesprächen mit Unternehmen vor Ort und der Kronberg Academy von dem Standort überzeugt seien, hier Synergien nutzen zu wollen, um neue Märkte zu kreieren. Und, was für ihn als Bauherrn wichtig sei, ohne dass Rinck selbst bei seinen Pachteinnahmen, die die Bauqualität sichern würden, Abstriche machen muss, wie er mitteilt.
„Es ist ein Tor aufgegangen, das es im Februar so nicht gab. Da waren die Rahmenbedingungen andere“, betont der CDU-Stadtverbandschef Reinhard Bardtke, der gemeinsam mit den angehenden Koalitionären SPD und UBG zu einer Pressekonferenz eingeladen hatte, um die für sie frohe Botschaft zu überbringen. „Der Chance allerdings, die sich hier eröffnet, gehen wir nach!“ Die Koalition will diese Möglichkeit in einer geeigneten Form als Antrag in die Gremien bringen, „um keine Zeit zu verlieren“. „Wir sind ausgesprochen glücklich über diese Entwicklung“, betonten Hans Robert Philippi und Andrea Poerschke für die SPD. „Unser ausdrücklicher Dank geht an Herrn Rinck, dass er zwei Betreiber gefunden hat, die nun auf 96 Zimmer heruntergehen.“ Denn damit verschwindet ein ganzes Geschoss, von sechs Vollgeschossen bleiben fünf bestehen. Im Querschnitt sei sehr gut zu sehen, dass sich das Hotel in der Höhenlinie nun ausgesprochen gut in die umliegende Bebauung einpasse. Und Poerschke ergänzt dazu: „Wir möchten an dieser Stelle noch einmal betonen, dass wir zu jeder Zeit städtebaulich voll hinter den Planungen standen. Wir haben uns nach Blick in die Umgebung entschieden und wir hätten uns nicht für die sechs Geschosse entschieden, wenn sie städtebaulich nicht vertretbar wären.“ Auch Staab Architekten hätten damals die Pläne im Rahmen der Gesamtgestaltung für gut geheißen, erklärt Max-Werner Kahl für die CDU im Rahmen der Vorstellung der neuen Entwicklungen. Doch sie waren zu diesem Zeitpunkt auch der Wirtschaftlichkeitsplanung, die von 108 Zimmern ausging, unterlegen. „Natürlich sind zwölf Zimmer weniger, kompositorisch wesentlich besser“, betont Kahl. Statt 21,50 Metern verringert das Hotel seine Höhe um etwa 3 Meter auf 18,50 Meter. Erich Geisel, Fraktionsvorsitzender der UBG, freut sich über die mögliche Veränderung zu einem Hotel mit fünf statt sechs Geschossen und regionalem Touch: „Für uns war das Hotel damals schon ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen und wir wollen das kleinteilige Gefüge der Stadt gerne erhalten.“ Er sei froh, dass Rinck einen Betreiber gefunden habe, der „nicht dem Gigantismus folgt“. Philippi schiebt hinterher: „Wir reden über sechs, nun fünf Geschosse.“ Beides sei kein Gigantismus. „Aber wir hoffen natürlich, dass wir jetzt mit der wesentlich besseren Höhengestaltung wenigstens einen Teil unserer Kritiker mit ins Boot bekommen.“ Die Politik muss nun entscheiden, ob sie bereit ist, die finanziellen Verluste durch die wegfallenden Zimmer zu tragen. Mit etwa 120.000 Euro weniger an Einnahmen habe die Stadt Kronberg nach Reduktion der Zimmer um 12 zu rechnen.
Rinck, der sich laut Philippi „mit Kronberg wirklich verbunden fühlt und schlicht nicht nur auf die Kohle schaut“, will den Pachtvertrag „scharf schalten“, sobald die Politik ihr Votum dazu gegeben hat. Die beiden möglichen Betreiber des Businesshotels rechnen mit einer Auslastung von 63 bis 65 Prozent bei Übernachtungspreisen von 80 und 110 Euro pro Person. Noch habe man durch die erneuten Verhandlungen keine Zeit beim weiteren Prozedere verloren, informiert Rinck, da er sowieso auf die Kronberg Academy habe warten müssen, die nun mit der ersten Runde Bauanträge anfange. Rinck will bis Ende des Jahres alle Bauanträge auf den Weg gebracht haben und rechnet, wenn keine neuen Hürden auftauchen, mit einem Baubeginn im Sommer 2017.
