Neue Klinik eingeweiht, Umzug ab Mitte Februar

Ein Haus mit vielen Fenstern: Ab 15. Februar werden Patienten, Ärzte und medizinisches Personal aus dem Klinikum Köppern in den Neubau der Vitos Kliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik auf den Gesundheitscampus umziehen. Foto: a.ber

Hochtaunus (a.ber). Die Entstigmatisierung und Integration psychisch kranker Menschen war schon das Anliegen von Psychiater Professor Emil Sioli, dem Gründer des Waldkrankenhauses Köppern im Hochtaunuskreis. 1901 eröffnete der Frankfurter Arzt die fortschrittliche Klinik, in der ohne Zwangsmaßnahmen behandelt werden sollte. Dass das Konzept der modernen Psychiatrie heute noch weitergehend ist und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der somatischen Medizin sucht, macht die Eröffnung der neuen Vitos Hochtaunus Kliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik deutlich: Auf dem Bad Homburger Gesundheitscampus ist das 6000 Quadratmeter große Klinikum nun eingeweiht worden. Ab 15. Februar werden die Patienten mit allgemeinpsychiatrischen und gerontopsychiatrischen Erkrankungen sowie Ärzte und Personal der Vitos Klinik Köppern nach Bad Homburg umziehen. „Die unmittelbare Nachbarschaft zu den Hochtaunus-Kliniken ermöglicht eine unkomplizierte Zusammenarbeit und dient dem Wohl unserer Patienten“, betonte Reinhard Belling, Geschäftsführer der Vitos GmbH bei der Eröffnungs-Veranstaltung der Gebäude an der Zeppelinstraße.

Während eine Station für Patienten mit Depressionen und die Stationen zur Behandlung von Suchtkranken am Standort Köppern verbleiben, bietet Vitos Hochtaunus in Bad Homburg neben der Allgemeinpsychiatrie sowie der Gerontopsychiatrie nun neuerdings auch eine Klinik für Psychosomatik. Neu ist auch eine kinder- und jugendpsychiatrische Ambulanz sowie eine kinder- und jugendpsychiatrische Tagesklinik für junge Patienten aus dem gesamten Hochtaunuskreis. Die Oberurseler Dependance der Vitos Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Rheinhöhe im Rheingau zieht am 1. März 2021 ebenfalls an den neuen modernen Standort mit größeren Kapazitäten, sodass auch der Weg für Eltern mit erkrankten Kindern nicht mehr in die Rheingauer Klinik führen muss.

Betten werden noch angeliefert, die Inneneinrichtung vervollkommnet, doch die Stationen der Allgemeinpsychiatrie, Psychosomatik, und der Tagesklinik für Kinder und Jugendliche geben schon einen Eindruck von der freundlichen und hellen Atmosphäre in den drei neuen Gebäudeteilen mit ihren fünf Etagen, „ein Ort der positiven Begegnung und Genesung“, wie die verantwortliche Architektengruppe das Konzept erläuterte: Die insgesamt 110 stationären Betten der Erwachsenenpsychiatrie in Einzel- und Doppelzimmern sind jeweils auf die großen Fenster ausgerichtet, der Blick in die Weite, warme Wandfarben, farbenfrohe Möbel und helle Flure mit angenehmer Ausleuchtung sollen für das Wohlbefinden der Patienten sorgen. In der Ambulanz und der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie – sie hat 14 Tagesplätze – herrscht sonniges Gelb als Farbe vor, auch die Klassenräume, in denen während des Aufenthalts Schulunterricht erteilt wird, sind licht und freundlich. Abschließbare Schränke und Nachttische sowie andere Einrichtungsdetails sorgen für Komfort und Sicherheit der Patienten, Aufenthaltsräume, Therapieküche sowie der „Raum der Stille“ für kommunikative Begegnungen und Rückzugsmöglichkeiten. Räume für das 110-köpfige medizinische und sonstige Personal und Therapiezimmer sind ebenfalls so funktional wie freundlich eingerichtet. Der geschlossene Therapie-Garten mit Blick auf die Frankfurter Skyline ist noch verbesserungsbedürftig, eine Auflockerung durch Beete und Grünpflanzen sicher angezeigt.

300 Millionen Euro hat das Gesamtprojekt gekostet. „35 000 Stunden Arbeit wurden in Planung und Verwirklichung zum Wohl von Menschen mit psychischen Erkrankungen gesteckt, und nun ist eine Versorgungslücke im Hochtaunuskreis geschlossen“, resümierte Servet Dag, Geschäftsführer von Vitos Hochtaunus. Dag wies bei der Eröffnung darauf hin, dass die Corona-Pandemie Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Menschen habe. „Fast 70 Prozent geben an, durch die Krise psychisch belastet zu sein. Deshalb ist die Hilfe wichtiger denn je.“

Als wegweisend bezeichneten Susanne Selbert vom Landeswohlfahrtsverband Hessen und Hessens Staatsminister Kai Klose die zukünftige Zusammenarbeit der Vitos Klinik mit den Hochtaunus-Kliniken. Eine schnellere Vernetzung zwischen den Ärzten für die oft seelisch und körperlich Erkrankten sei möglich, es ergäben sich wirtschaftliche Vorteile dadurch und kurze Wege für die betroffenen Patienten. Die 20 Tonnen schwere Verbindungsbrücke zwischen dem Vitos-Gebäude und den Kliniken stehe symbolisch für diese Zusammenarbeit.

Ein Beispiel dafür gab Professor Dominik Denschlag, Ärztlicher Direktor der Hochtaunus-Kliniken, mit dem Verweis auf Schwangere mit psychischen Erkrankungen oder Wochenbettdepressionen nach der Entbindung, die nun besser behandelbar seien. Dass Stadtplanung und Bauaufsicht beim Neubau im Dialog mit allen Beteiligten „mitunter auch dicke Bretter bohren mussten“, deutete der Bad Homburger Oberbürgermeister Alexander Hetjes an. „Die Einweihung der Vitos Klinik Hochtaunus auf dem Gesundheitscampus ist der positive Schlusspunkt einer Entwicklung, die in mehr als zehn Jahren viele Diskussionen erfordert hat“, sagte Landrat Ulrich Krebs. Er dankte der Vitos GmbH für die hohe Investition in die gesundheitliche Versorgung im Landkreis.

Vitos, ein Unternehmen des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, will in Zukunft auch noch in den Aus- und Neubau des Suchtkrankenzentrums am Standort Friedrichsdorf-Köppern und die dort angesiedelte Vitos Schule für Gesundheitsberufe investieren.



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